32.BAVIAANSKLOOF: DIE ALTERNATIVE ZUR GARDEN ROUTE
Manchem mutet die Gartenroute mit ihren Ferienhaussiedlungen zu europäisch an. Die Fahrt auf der alten Passstraße durch die Baviaanskloof ist eine fantastische Alternative für die Strecke von Kapstadt nach Port Elizabeth. Ein geländegängiges Fahrzeug ist nötig.
Im Rücken der Garden Route verlaufen drei Bergzüge parallel zur Küste. Zwischen den Kougabergen im Süden und den Baviaanskloofbergen zieht sich auf einer Länge von etwa 150 Kilometern das Tal Baviaanskloof von West nach Ost. Der größte Teil der Gebirgszüge steht unter Naturschutz. Größtes Naturreservat ist das 2700 Quadratkilometer große Baviaanskloof Nature Reserve. Die Landschaft ist hier ist rau und wild und gehört als Teil des Florenreichs des Kaps zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Das Tal selbst ist fruchtbar und verfügt über ausreichend Wasser. So haben sich hier schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts Siedler niedergelassen und abgeschieden von der Außenwelt ein gottgefälliges Leben geführt. Erst als zwischen 1880 und 1890 nach Planungen des berühmten Ingenieurs Thomas Bain eine Straße durch das Tal gebaut wurde, wurde der Zugang besser, aber keineswegs gut.
Die Orte, an denen die Farmer ihre Erzeugnisse verkaufen konnten, waren weit entfernt, und so mussten sie sich auf hochwertige Güter spezialisieren, die leicht zu transportieren sind. Sie züchteten Strauße und produzierten Seife aus dem Fett geschossener Paviane. Später verlegten sich etliche Farmen auf die Produktion von Saatgut. Heute versuchen sie es mit Oliven oder mit Lavendel und Rosmarin, um Öle für kosmetische Zwecke zu gewinnen. Außerdem wurden zur Bodenverbesserung sieben Millionen Speckbäume (Portulacaria afra) angepflanzt – Südafrikas Waffe gegen den Klimawandel, da keine andere Pflanze ähnlich viel Kohlenstoffdioxid binden kann. Auch der Tourismus spielt heute eine wichtige Rolle, nahezu jede Farm bietet auch Gästezimmer oder Ferienhäuser an.
Allein die Fahrt durch das Tal ist ein Erlebnis. Die Straße ist bis heute nicht asphaltiert. Im Osten führt sie am Nuwekloofpass, den man von den Landstädtchen Willowmore oder Uniondale erreicht, in vielen Kehren von der Hochfläche hinunter ins Tal. Atemberaubende Felsformationen prägen das Bild, und es ist immer wieder das Bachbett zu queren. Auf dem Grund weitet sich das Tal, und die Berge machen Platz für einige Farmen. Nach etwa 40 Kilometern wird der Hauptort Studtis erreicht – eine weit auseinander gezogene Streusiedlung.
Weitere 20 Kilometer nach Westen befindet sich die Farm Zandvlakte, wo Hans Strijdom aufwuchs, Apartheids-Hardliner und Premierminister in den 1960er-Jahren. Hier beginnt der wildeste Teil der Strecke. Während die Straße ins Tal von Westen her auch für normale Pkw befahrbar ist, kommen jetzt nur noch Geländewagen weiter. Die Piste ist schmal, steinig und mit tiefen Löchern versehen. Immer wieder wird sie von Wasserläufen überspült. Auf einer Strecke von 60 Kilometern werden vier Pässe überquert, schwindelerregend im wahrsten Sinne des Wortes. Die oft einspurige Straße führt immer wieder ungesichert am Abgrund entlang, ohne die Möglichkeit, einem entgegenkommenden Fahrzeug auszuweichen. Doch die Panoramablicke und das Landschaftserlebnis sind kaum zu übertreffen. Zu guter Letzt windet sich die Straße vom Combrinkspass über 73 steile Kurven hinab ins Cambriatal und weiter zum Städtchen Patensie.
Für die gesamten 200 Kilometer durch Baviaanskloof muss man acht Stunden reine Fahrzeit rechnen, davon fünf für die Bergstrecke zwischen Zandvlakte und Patensie. Für Motorrad- und Geländewagenenthusiasten, die es gerne etwas rauer mögen, ist die Tour äußerst attraktiv. Doch wäre es verschwendete Zeit, einfach nur durchzurauschen. Dazu ist die Landschaft zu grandios. Nahezu jede Unterkunft bietet eindrucksvolle und herausfordernde Wanderungen in der Umgebung an.
INFO
Lage: Das Tal Baviaanskloof beginnt im Osten etwa 100 Kilometer östlich von Port Elizabeth bei Patensie. Der westliche Zugang beim Nuwekloofpass ist jeweils 150 Kilometer von Oudtshoorn bzw. George entfernt.
Straße durch Baviaanskloof: Durch das Tal führt die nicht asphaltierte Straße R332. Von Westen her kann sie bis zur Farm Zandvlakte mit normalen Pkw befahren werden. Für die Weiterfahrt in Richtung Patensie sind geländegängige Fahrzeuge mit hoher Bodenfreiheit erforderlich. Auf der gesamten Strecke gibt es keine Tankstellen. In der Regenzeit und nach Regenfällen sollten Erkundigungen eingeholt werden, ob die Strecke befahrbar ist.
•Baviaanskloof und die umliegenden Berge sind ein Wanderparadies. Viele Unterkünfte haben Wanderwege auf dem Gelände der jeweiligen Farm markiert.
•Go Baviaans: Tageswanderung zu den Cedar Falls im Westen des Tals; nur mit Übernachtung zu buchen; auch viertägiges Wanderprogramm ‚Leopard Trail‘ möglich;
Cedar Tourism, Baviaanskloof, 6445, Tel. +27 74 939 4395, gobaviaans.co.za
•Baviaans Camino: bietet eine viertägige Wanderung zu Fuß oder auch mit Pferden an, mit einfachen Unterkünften in früheren Farmhäusern, Tel. +27 73 825 0835,
baviaanscamino.com
Unterkünfte:
•Gästefarm Kamerkloof: Ferienhäuser auf einer Olivenfarm. Auf dem Farmgelände sind mehrere Wanderwege ausgewiesen, darunter Voetpad ze Koof, der historische Zugang zum Tal zur Zeit der Burenkriege; Studtis, Baviaanskloof Heartland, 6451, Tel. +27 83 602 1253, kamerkloof.co.za
•Makkedaat Caves: originelle Zimmer in Höhlen im westlichen Teil des Tals, Baviaanskloof 6453;
Tel. +27 44 934 1012, makkedaat.co.za
•Baviaanskloof Lodge: Halbpension möglich; Patensie, Cambria (im Osten des Tals), 6335 Tel. +27 83 378 5407, baviaansklooflodge.com
Restaurants: sind Mangelware in Baviaanskloof. Wer keine Unterkunft hat, die auch die Mahlzeiten mit anbietet, ist auf Selbstverpflegung angewiesen. Die beiden Läden in Studtis bieten nur eine äußerst beschränkte Auswahl.
Websites:
•mountainpassessouthafrica.co.za Die kostenpflichtige Website zeigt eindrucksvolle Bilder und Videoaufnahmen der Bergstraßen.