BEES GEHEIMNISSE
Ich zögere wohl einen Moment zu lange mit meiner Antwort, denn Vans umwerfend schönes Gesicht wechselt innerhalb eines Herzschlags von offen zu verschlossen. »Es sei denn, du willst es nicht.« Er macht Anstalten, sich von mir herunterzurollen, und ich halte ihn auf, indem ich beide Füße hinter seinem Rücken verschränke. Er füllt mich immer noch aus, und ich spüre immer wieder Nachbeben, bei denen sich meine Muskeln unterhalb der Taille verkrampfen, während der Orgasmus langsam abklingt.
»Ich möchte bleiben.« Ich werfe einen Blick über seine Schulter auf die Stelle, an der das Bild gehangen hat, und dieser einzelne Nagel ist klein wie ein Nadelstich. »Aber wenn noch mehr Dinge mitten in der Nacht von den Wänden fallen, gehe ich wahrscheinlich doch zurück in meinen Wohnwagen.«
Sein Lächeln ist plötzlich wieder da und er stößt ein Lachen aus. »Du glaubst, Bee verfolgt uns? Das Bild ist heruntergefallen, weil ich dich so fest in die Matratze gedrückt habe, dass der Bettrahmen wahrscheinlich Dellen in der Wand hinterlassen hat.« Er streckt sich, drückt seine Hüften gegen meine, streicht über die Wand am Kopfende des Bettes und zeigt mir seine mit weißem Kalk bedeckten Fingerspitzen. »Siehst du das?«
Ich strecke eine Hand in die andere Richtung aus. »Ja, aber das Bild ist von der Wand auf der anderen Seite des Raumes heruntergefallen.«
»Es schien dich nicht sonderlich zu stören, als es passiert ist.«
»Ich war vier harte Stöße von einem Orgasmus entfernt – ein Meteor hätte direkt auf uns zukommen können und ich hätte vielleicht versucht, uns aus dem Weg zu rollen, aber ansonsten war ich total auf das Ziel fixiert.«
Van küsst mich auf die Nasenspitze und rollt sich von mir herunter. Er ist definitiv ein ausgezeichneter Liebhaber. Aufmerksam, fordernd, absolut beherrscht und doch unglaublich geduldig und gelassen.
Der Verlust seiner Körperwärme lässt mich frösteln, und im nächsten Moment rutscht Van vom Bett. Er zieht die Laken auf seiner Seite herunter und klopft auf die Matratze. Ich rolle mich zu seinem Platz und schiebe die Beine unter die Flickendecke, die Bee eindeutig selbst genäht hat.
»Ich bin gleich wieder da.« Er zieht mir die Decke bis zum Kinn hoch und verschwindet in den Flur.
Ich schaue mich im Zimmer um und nehme den Raum genau in Augenschein. Im Laufe der Jahre bin ich oft in Bees Cottage gewesen, aber meistens in ihrer Küche oder ihrem Wohnzimmer. Einige Male habe ich für sie Glühbirnen in ihrem Schlafzimmer gewechselt, aber diesen Raum habe ich immer nur im Vorbeigehen auf dem Weg ins Bad gesehen.
Ich stelle mir vor, wie Van als Teenager hier geschlafen hat. Der Junge, der immer zum Imbisswagen gekommen ist, um Hotdogs zu kaufen, bevor das Leben uns in unterschiedliche Richtungen geführt hat, um uns dann doch Bälle zuzuwerfen, die dafür gesorgt haben, dass unsere Wege sich wieder kreuzen.
Eine Minute später kommt er zurück, immer noch splitternackt, aber jetzt hat er zwei Gläser Wasser in den Händen. Er stellt eines auf den Nachttisch und reicht mir das andere. Ich richte mich auf, sodass die Flickendecke mir bis zur Taille herunterrutscht, und sein Blick wandert zu mir herüber, langsam und heiß. Es gefällt mir, dass er mich ansieht, als habe er Hunger und als sei ich genau das, was er in diesem Moment braucht.
Nach einigen Sekunden schüttelt er kurz den Kopf und wendet sich der Kommode zu. Er holt Boxershorts heraus und zieht sie über seine Oberschenkel, sodass sein prächtiger, wohlgeformter Hintern bedeckt ist. Dann schnappt er sich noch ein T-Shirt. »Willst du das haben?«
»Gern. Danke.« Ich halte beide Hände in Fängerpose hoch, und er wirft es mir zu.
Es ist ein College-T-Shirt, das Logo verblasst und der Stoff weich vom häufigen Gebrauch. Ich ziehe es mir über den Kopf und atme den Duft von Vans Waschmittel ein, gemischt mit dem vertrauten Geruch von Bees Nelken- und Zitruskerzen. Dann geht Van zum Ende des Bettes, und eine Falte bildet sich zwischen seinen Brauen.
Er bückt sich und hebt das Bild auf, das durch unseren wilden Sex von der Wand gefallen ist. »Was zum Kuckuck ist das?«, murmelt er.
Ich stelle mein fast leeres Glas auf den Nachttisch und beuge mich vor, damit ich sehen kann, was er sieht.
Das gerahmte Bild zeigt den See, bevor all die monströsen Cottages und Häuser gebaut wurden. Aber das ist es nicht, was Van so offensichtlich verwirrt. Es ist das Konfetti von Zwanzig-Dollar-Scheinen, das auf dem Boden verstreut ist, zusammen mit dem Geld, das er noch in der Faust hält.
Er fuchtelt damit herum. »Sind die echt?«
»Wahrscheinlich.« Ich denke an all die Dinge, die ich über Bee und ihre unkonventionelle Art der Finanzverwaltung weiß.
Die Falte zwischen Vans Brauen vertieft sich. »Warum scheint dich das nicht zu überraschen?«
»Weil es typisch für Bee war, Geld an Orten zu verstecken, an denen man es nicht vermutet. Hast du schon damit begonnen, irgendwelche Zimmer im Haus zu entrümpeln?« Ich bin ein wenig beunruhigt, denn es wäre schrecklich, wenn er etwas weggeworfen hätte, ohne zu wissen, dass sich darin ein Schatz verbergen könnte.
»Nein. Ich habe mich auf die Garage konzentriert.«
Meine Schultern sacken herunter. »Okay. Puh. Das ist gut.«
»Ich verstehe nicht. Warum ist das gut?«
»Es ist besser, wenn ich es dir zeige.«
»Was willst du mir zeigen?«
Ich rolle aus seinem Bett und halte ihm die Hand hin. »Komm mit.«
Er verschränkt seine Finger mit meinen, während er in der anderen Hand noch immer das Geldbündel hält.
Wir gehen gemeinsam den Flur entlang ins Wohnzimmer, und ich bleibe vor dem Geschirrschrank stehen. Er ist mit einer Staubschicht überzogen, die mir sagt, dass er wahrscheinlich seit Bees Tod nicht mehr angerührt worden ist. Sie hat jeden Tag Staub gewischt, als ich ein Teenager war.
Ich hebe eine alte Blechbüchse auf. Sie ist aus Metall und völlig verbeult und hat einen Deckel. Ein Behälter aus einer anderen Zeit, in dem Süßigkeiten aufbewahrt wurden. Ich lasse Vans Hand los, damit ich die Büchse öffnen und hineinschauen kann. Ich hebe das Papier an und entdecke darunter zusammengerollte Geldscheine, die mit einem Gummiband gesichert sind, und halte sie Van hin.
Seine Augen leuchten auf, als er mir die Blechbüchse abnimmt und sie schräg hält. Er fängt die Geldscheine auf. Um die Außenseite der Rolle ist ein Ein-Dollar-Schein gewickelt, aber ich hebe den Schein auf der Oberseite an und zeige Van die Zahl, die in Bees vertrauter Schrift darauf gekritzelt steht: 5001.
»Hier sind fünf Riesen drin? Das kann doch nicht sein.« Van zieht an dem Gummiband, mit dem die Scheine befestigt sind, und es reißt auseinander, sodass einige der Scheine auf den Boden flattern. Er zieht den Dollarschein heraus, und darunter taucht ein Hundert-Dollar-Schein auf. »Heilige Scheiße.« Er nimmt den Rest der Rolle auseinander: alles Hunderter. Als er sich jetzt im Cottage umschaut, sieht er es vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben mit ganz anderen Augen. »Wie viel Geld hat sie im Haus versteckt? Und hat sie es nur im Cottage versteckt oder auch in der Garage?«
»Nur im Cottage. Zumindest soweit ich weiß. Und ich weiß nicht, wie viel es ist, aber es ist wahrscheinlich eine Menge.«
»Verdammt. Warum hat sie das getan? Warum hat sie es nicht auf die Bank gebracht?«
Einen Moment lang mache ich mir Sorgen, dass es vielleicht ein Fehler war, es ihm zu erzählen, aber dann wird mir klar, dass ich es irgendwann ohnehin hätte tun müssen. Wahrscheinlich hätte ich ihn schon lange darauf aufmerksam machen sollen. Ich zucke mit den Schultern. »Sie hat der Bank nicht immer vertraut und wollte für den Fall der Fälle Bargeld im Haus haben.«
»Im welchem Falle?«
»Im Fall eines weiteren Weltkrieges? Einer Apokalypse? Weil ihr Nachlass von der Bürokratie ausgebremst wird? Such dir etwas aus. Am Anfang waren es nur ein paar Verstecke hier und da, aber mit der Zeit hat sie immer mehr davon angelegt, fast als sei es ein Spiel. Eine Ostereiersuche, nur mit Geld statt Schokolade.« Ich habe es herausgefunden, als ich Bee einmal beim Abstauben geholfen habe und mir dabei eines ihrer vielen Zierstücke heruntergefallen ist. Eine Rolle mit Geldscheinen ist herausgerutscht. Sie hat keine große Sache daraus gemacht, sondern mir zugezwinkert und gesagt, dass es manchmal gut sei, ein wenig Bargeld im Haus zu haben, für Notfälle.
Ich gehe zu der Wand mit den gerahmten Familienfotos und nehme eines in die Hand, das sie mit Van zeigt, als er noch ein Kind war und unten am Strand im Wasser gespielt hat. Ich drehe das Foto um und schiebe die Klammern aus dem Weg, damit ich die Rückwand entfernen kann. Zwischen dem Foto und der Rückseite befinden sich zwei Umschläge. In dem einen steckt ein kleiner Stapel Zwanziger, im anderen Fünfziger. Zu jedem Umschlag gehört ein kleiner Zettel mit dem Betrag, der sich darin befindet.
»Hier drin könnten Zehntausende von Dollar versteckt sein. Vielleicht sogar Hunderttausende«, überlegt Van laut.
Ich nicke zustimmend. »Das ist durchaus möglich.« Und wenn man bedenkt, wie viel Geld wir bei der Suche an nur drei Orten gefunden haben, halte ich es sogar für wahrscheinlich.
»Du hast die ganze Zeit davon gewusst.« Das ist keine Frage.
Ich nicke. »Ich hätte es dir schon früher gesagt, aber ich war mir anfangs nicht sicher, ob ich dir vertrauen kann. Oder ob du überhaupt der richtige Enkel warst. Trotzdem hätte ich sofort etwas sagen sollen.«
»Du hättest dir jederzeit Geld nehmen können«, sagt Van leise.
»Das würde ich nie tun.« Ich trete einen Schritt zurück. »Bee hat mir vertraut, und ich würde nie etwas nehmen, das mir nicht gehört.«
Van hebt eine Hand. »So habe ich das nicht gemeint. Ich beschuldige dich nicht, Dillion. Ich bin nur … ich weiß auch nicht. Ich bin irgendwie baff.« Er fährt sich mit einer Hand durchs Haar. »Es haut mich einfach um. Verstehst du?«
Ich lasse die Arme sinken und nicke, und die Anspannung in meinen Schultern verebbt ein wenig. »Bee hat so viel für mich getan. Sie hat mir mit dem College geholfen. Ich habe Stipendien bekommen, um die Studiengebühren zu bezahlen, und Bee hat mir geholfen, einen Haufen Zuschüsse zu beantragen, damit ich nicht am Ende riesige Kredite zurückzahlen musste. Sie hat mir bei all dem geholfen.« Ich beiße mir in die Innenseite meiner Wange und beschließe, ihm die ganze Wahrheit zu sagen, auch die Dinge, die ich nicht einmal meiner eigenen Familie erzählt habe. »Aber es war mehr als das, Van. Sie hat mir jeden Monat Geld geschickt, um mir mit Lebensmitteln und so weiter zu helfen. Sie hat nie gesagt, dass sie es war, aber einmal habe ich meinen Vater danach gefragt, weil ich dachte, das Geld käme von ihm, und er hatte keine Ahnung davon. Also habe ich natürlich Bee gefragt. Denn wer hätte es sonst sein können?«
»Lass mich raten – sie wollte nicht zugeben, dass sie es war.« Ein Anflug eines Lächelns umspielt seine Mundwinkel.
»Nein. Sie hat mich mit ihren großen, unschuldigen Rehaugen angeschaut und gesagt, sie wisse nicht, wovon ich rede. Sie hat die Vermutung geäußert, ich hätte vielleicht einen Zuschuss beantragt und wisse nicht, dass ich ihn bekommen hatte. Aber das Geld muss von ihr gewesen sein, weil es sonst niemanden gab, der das für mich getan hätte.« Ich hebe den Finger hoch. »Moment mal. Das ist nicht wahr. Wenn meine Eltern das Geld gehabt hätten, hätten sie es mir gegeben, aber es war einfach nicht genug da. Also habe ich mir jede einzelne Einzahlung von ihr notiert, und als ich mit der Ausbildung fertig war und einen Job hatte, habe ich versucht, das Geld zurückzuzahlen, aber sie hat sich geweigert, es anzunehmen. Es war so frustrierend, weil ich es ihr zurückgeben wollte, aber wann immer ich es versucht habe, hat sie einen Weg gefunden, es mir wieder zukommen zu lassen. Als sie dann jemanden brauchte, der ihr bei ihrem Testament half, habe ich die Gelegenheit genutzt. Sie hat mich gebeten, als Testamentsvollstreckerin zu fungieren.«
»Ich frage mich, warum sie mich nicht darum gebeten hat.« In den Worten schwingt ein Hauch von Verletztheit mit.
»Ich kenne die Antwort auf diese Frage. Sie war besorgt, dass dein Vater einspringen und versuchen würde, das Ruder zu übernehmen. Sie wusste, dass er nach dem Tod deiner Mutter nicht gerade ein gutes Händchen mit seinen Finanzen bewiesen hat. Sie hat ihm sogar einige Male Geld geliehen, um ihm beispielsweise bei deiner Ausbildung zu helfen.« Es ist mir unangenehm, ihm solche Dinge zu erzählen. Als ich jung war, bin ich mir immer ein bisschen wie ein Voyeur vorgekommen, wenn es um Van und seine Familie ging.
»Das wusste ich nicht. Ich meine, ich denke, es macht Sinn. Ich bin ohne Darlehen durchs College gekommen, aber ich hatte angenommen, dass meine Eltern dafür Geld beiseitegelegt hatten.«
»Ich glaube, es war tatsächlich Geld da.«
»Aber mein Vater hat es ausgegeben.« Van lässt den Kopf sinken und reibt sich den Nacken.
Ich lege ihm meinen Arm um die Taille und drücke ihn kurz. »Es tut mir leid. Es muss schwer sein, das zu hören.«
»Es ist nichts, was ich nicht schon geahnt hätte. Mir war nur nicht klar, dass es so schlimm war oder dass mein Vater sich Geld von Grammy Bee geliehen hat.«
»Ich weiß nicht alles, Van, aber ich weiß, dass Bee sich Sorgen gemacht hat, was mit dem Haus passieren würde, wenn sie nicht mehr da ist, und sie wollte, dass du es bekommst, weil du es zu schätzen weißt. Also bin ich mit ihr zu Bernie gegangen und habe versprochen, dafür zu sorgen, dass du das Haus und das Grundstück bekommst. Bee hat mich wie eine eigene Tochter behandelt, und für mich gehörte sie ebenfalls zur Familie, also würde ich auf keinen Fall etwas anrühren, das ihr gehört. Oder das ihr gehört hat. Ich hatte nie ein Anrecht auf ihr Erbe.«
»Du weißt, dass die meisten Menschen bedenkenlos ein wenig für sich abgezweigt hätten.«
»Oh, absolut. Aber die Sache ist die, wenn es eng wurde, habe ich plötzlich Geld auf meinem Konto entdeckt, das vorher nicht da war. Es ist, als hätte sie es schon vorher gewusst.« Ich nehme ein weiteres gerahmtes Foto von der Wand, dieses Mal ein Bild von Bee und ihrem Mann.
Van tritt näher heran, und seine Brust streift meine Schulter. »Das ist an Großvaters Geburtstag entstanden. Ich glaube, an seinem fünfundsechzigsten?«
»Er ist ein paar Jahre später gestorben.« Ich drehe das Bild um und ziehe die Schutzfolie heraus, sodass ein weiterer Umschlag zum Vorschein kommt. Ich reiche ihn Van, bevor ich die Schutzfolie wieder an ihren Platz schiebe.
Van wirft einen Blick in den Umschlag und schüttelt den Kopf, aber er lächelt immer noch. »Das war das Kleid meiner Großmutter, das mein Grandpa am liebsten mochte.« Es spielte keine Rolle, dass es zehn Jahre aus der Mode war; es war das Outfit, das er am liebsten bei ihr gesehen hat.
»Damals, als Schulterpolster noch in waren.«
»Sie hat es jedes Jahr an seinem Geburtstag getragen. Nach seinem Tod habe ich immer versucht, zu diesem Anlass hier zu sein, aber es war nicht so einfach, seit ich berufstätig bin. Mitten in der Woche einen freien Tag zu bekommen, konnte sehr mühsam sein, also musste ich manchmal nach der Arbeit herkommen.«
»Und noch in derselben Nacht zurückfahren, damit du am nächsten Morgen bei der Arbeit sein konntest.«
Vans Blick wandert von dem Foto zu mir, und er sieht mich fragend an. »Ja.«
»Sie hat mir davon erzählt. Ich habe sie immer angerufen und meine Mutter gebeten, ihr etwas zu bringen, nämlich …«
»… einen Apfelkuchen«, beendet Van den Satz für mich.
»Von Boones«, sagen wir beide gleichzeitig.
»Ich hätte das ganze Ding bis auf den letzten Krümel aufessen können, wenn man es mir erlaubt hätte.«
»Aber Bee hat den Kuchen genossen, und du weißt ja, wie sie zu Süßigkeiten gestanden hat: Sie liebte sie und hasste sie gleichzeitig, weil es ihr so schwerfiel, Maß zu halten.«
»Sie hat die Hälfte der Stücke eingefroren.« Van lacht leise. »Nur hat das nicht viel genutzt, weil sie sie am nächsten Tag wieder aufgetaut hat.«
»Ich vermisse sie sehr«, flüstere ich.
»Ich auch. Mehr als ich je für möglich gehalten hätte.« Vans Lächeln ist traurig.
Ich schlinge meine Arme um seine Taille und wünschte, wir hätten nicht die gleichen Löcher in unseren Herzen, was Bee anbelangt. Er erwidert die Umarmung, und seine starken Arme umschließen meine Schultern. Dann lässt er den Kopf sinken und drückt die Lippen auf meinen Hals. »Warum habe ich dich nicht besser gekannt, als wir Teenager waren?«
»Weil ich zu sehr mit Tucker beschäftigt war und versucht habe, meine Wurzeln zu kappen, um zu fliegen.« Ich hebe den Kopf. »Wir waren jung, und es war uns nicht bestimmt, einander kennenzulernen. Ich wollte einfach etwas anderes als das, was ich kannte, also bin ich an einen Ort gegangen, der sich so sehr von Pearl Lake unterscheidet wie nur möglich.«
Und dabei habe ich alles, das behaglich war, hinter mir gelassen und versucht, mir ein neues Leben aufzubauen, mit neuen Menschen, die kultivierter, schillernder und glamouröser waren als die Bewohner von Pearl Lake. Obwohl ich langsam erkenne, dass die schillernde Fassade genau das ist. Eine Fassade. Unter der Hochglanzschicht verbergen sich ganz normale Menschen mit den gleichen Problemen wie alle anderen. Sie haben nur die hübscheren Masken, hinter denen sie sich verstecken.