1896
Fritz Hoffmann gründet die F. Hoffmann-La Roche & Co. Erste Erfolge mit dem Wundpulver Airol.
1897
Roche kauft im nahen deutschen Bauerndorf Grenzach Land und baut eine Fabrik. Der Verkauf von Airol bricht ein, weil sich das grüne Wundpulver auf der Wunde rot verfärbt.
1898
Kurz vor dem Konkurs gelingt mit dem rezeptfreien und praktisch wirkungslosen Hustensirup Sirolin ein erster internationaler Großerfolg. Fritz Hoffmann erweist sich als Werbe- und Verkaufsgenie.
1903—1914
Roche baut ein Netz von Vertretungen von New York über London, Paris und Moskau bis nach Tokio. Neu im Sortiment sind rezeptpflichtige Medikamente wie das Herzmittel Digalen (1904) und das Schmerzmittel Pantopon (1909). Russland avanciert zum bedeutendsten Absatzmarkt. Niederlassungen in St. Petersburg, Moskau, Odessa, Rostow und Kasan werden gegründet.
1914
Im Ersten Weltkrieg droht Roche in allen Krieg führenden Ländern der Boykott. Gewaltige Verluste wegen der Oktoberrevolution in Russland. In Deutschland vernichtet die Inflation riesige Guthaben.
1919
Um die Firma zu retten, wird Roche in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Fritz Hoffmann wird entmachtet, ein Jahr später stirbt er. Seine langjährige rechte Hand Ernst Barell übernimmt die Leitung. Unter ihm gelingt dank extremer Sparsamkeit und Arbeitsdisziplin der Wiederaufbau. Singen und Lachen am Arbeitsplatz sind verboten.
1928
Roche ist finanziell wieder derart stark, dass die Firma das ganze Aktienkapital unter Ausgabe von Genussscheinen zurückzahlen kann. Problematisch ist, dass die Roche-Forschungsabteilung noch keine neuen Produkte entwickelt hat, um jene aus der Gründerzeit zu ersetzen.
1933
Roche stellt als erstes Unternehmen synthetisches Vitamin C her. Im gleichen Jahr wird das Schmerzmittel Saridon lanciert, das ein großer Erfolg wird und bis heute im Verkauf ist. Vor allem wegen der Vitamine erlebt Roche während der Weltwirtschaftskrise einen raschen Aufschwung. Schon 1939 hat der Konzern 2200 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von 65 Millionen Franken.
1934
Maja Hoffmann-Stehlin, verwitwete Schwiegertochter des Firmengründers, heiratet den Musiker und Dirigenten Paul Sacher.
1940
Barell siedelt mit leitenden Angestellten und der Forschungsabteilung in die USA um. Während der Kriegsjahre verdoppeln sich die Umsätze. Das weltweite Konzernnetz übersteht den Weltkrieg unversehrt.
1945
Da die Basler Handelsbank als Roche-Großaktionärin in Deutschland enorme Verluste macht, gelingt es Paul Sacher, für die Gründerfamilie die Aktienmehrheit zurückzukaufen. Von Kriegsende bis 1960 wachsen die Umsätze von 200 auf über 800 Millionen Franken, die Belegschaft nimmt von 4000 auf 12.000 Personen zu.
1954
Am 14. Mai explodiert auf dem Roche-Areal in Basel eine Acetonwolke. Fünf Arbeiter sterben, zweiundzwanzig werden verletzt. Roche gerät in die Kritik wegen mangelnder Betriebssicherheit.
1960
Roche-Wissenschaftler stoßen auf die Gruppe der Benzodiazepine, aus denen viele wichtige Medikamente entstehen: Librium (1960), Librax (1961), Valium Roche (1963), Mogadon (1965), Limbitrol (1967), Nobrium (1968), Dalmadorm (1972), Rivotril (1973), Lexotanil (1974), Rohypnol (1975) und Dormicum (1982).
1963
Roche erwirbt Givaudan S. A., Hersteller von Riechstoffen und Aromen, und ein Jahr später den französischen Riechstoffhersteller Roure Bertrand Dupont.
1960
Roche wird vorübergehend zum größten Pharmaunternehmen der Welt. Der Umsatz erhöht sich auf vier Milliarden Franken, die Zahl der Mitarbeiter auf 30.000. Die Firma steigt in die Produktion elektronischer Geräte für medizinische Zwecke ein; Roche-Physiker sind an der Entwicklung von Flüssigkristallanzeigen beteiligt.
1970
Es ist unübersehbar, dass das stark gewachsene Unternehmen seine Struktur seit der Gründerzeit nicht mehr neuen Verhältnissen angepasst hat. Lange Zeit waren die Missstände nicht augenfällig, da Roche jahrzehntelang viel Geld verdiente. Nach dem Ölschock von 1973 und der folgenden Rezession aber schwinden die Gewinne. Zudem stellt sich heraus, dass die Forschungsabteilung keine neuen Produkte in Aussicht hat. Neu kommt hinzu, dass Roche auch ein Imageproblem hat: Traditionelle Öffentlichkeitsscheu und Selbstüberschätzung kollidieren mit dem öffentlichen Bedürfnis nach Information über Medikamentenpreise und Umweltschutz.
1976
Umweltkatastrophe von Seveso (Italien): Bei einer Tochterfirma der Roche-Tochter Givaudan tritt am 10. Juli eine Aerosolwolke aus dem Fabrikationsgebäude aus und vergiftet Seveso und die Nachbargemeinden mit einem dioxinhaltigen Chemikaliengemisch. 500.000 Tiere müssen getötet werden, 700 Menschen werden evakuiert. Die vom Gift gezeichneten Kinder haben am ganzen Körper Hautausschläge, ihre Zähne und Fingernägel verfärben sich schwarz. Das Ansehen Roches in der Öffentlichkeit ist schwer angeschlagen.
1980
Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen gelingt die Reorganisation. Roche konzentriert sich wieder auf die Stammbereiche Pharma, Vitamine, Diagnostika sowie Riechstoffe und Aromen. Erste Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Gentechnik. In der Öffentlichkeitsarbeit bemüht sich Roche um mehr Transparenz, ohne aber die traditionelle Zurückhaltung ganz abzulegen.
1986
Roche führt einen ersten Aids-Test ein. Es folgen über die Jahre mehrere HIV-Medikamente.
1990
Erwerb der Aktienmehrheit an Genentech, einem führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Gentechnologie.
1992
Der Umsatz erreicht 12,95 Milliarden Franken, die Mitarbeiterzahl steigt auf 56 000.
1997
Übernahme des amerikanischen Aromenherstellers Tastemaker. Roche wird weltweit führend in der Aromenproduktion. Im gleichen Jahr übernimmt die Firma das Diagnostikunternehmen Boehringer Mannheim.
1999
Roche und eine Reihe weiterer Firmen werden für Preisabsprachen bei den Bulk-Vitaminen gestraft. Die Affäre kostet die Firma an die zwei Milliarden Franken.
2001
Großinvestor Martin Ebner scheitert als größter Einzelaktionär mit seinem Vorhaben, durch Einführung der Roche-Einheitsaktie die Gründerfamilie zu entmachten. Seine BZ Gruppe Holding verkauft zwanzig Prozent der Roche-Inhaberaktien — entsprechend 3,7 Prozent aller Roche-Titel — an Novartis.
2000
Zahlreiche neue Allianzen mit Pharmaunternehmen in Japan, Kanada, Frankreich, Deutschland und den USA zur Zusammenarbeit in der pharmazeutischen Forschung (Krebs- und Aidsmedikamente, Krebsfrüherkennung). Die Basler Konkurrentin Novartis bemüht sich verschiedentlich um eine Fusion, was die Roche-Familie aber einmütig ablehnt.
2006
Die Welt fürchtet eine Übertragung der Vogelgrippe auf den Menschen, was eine Pandemie mit Millionen von Todesopfern zur Folge haben könnte.Roche hält mit Tamiflu eines der wenigen Heilmittel gegen das Virus bereit. Sollte es zur Pandemie kommen, würde sich der Umsatz dank staatlicher Tamiflu-Bestellungen massiv erhöhen.
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