Konrad Otze fällt. Nein, es ist eher ein Sinken. Langsam, fast sanft, und überhaupt nicht unangenehm. So, als würden alle Körperflüssigkeiten sich im Rücken, im Nacken und in den hinteren Beinen sammeln. Die Brust, der Bauch und auch der vordere Kopf sind bereits leer. Alles fühlt sich leicht an, wie aufgeblasen, mit Luft gefüllt.
Nichts schmerzt. Dabei sieht Konrad Blut. Nicht viel, er kann ohnehin nicht mehr viel sehen, denn irgendetwas läuft ihm in die Augen, klebt seine Lider zusammen, lässt ihn alles nur verschwommen wahrnehmen.
Aber der Himmel über ihm ist eine einzige Offenbarung, das kann er im ganzen Körper spüren. Weit, hell und überirdisch schön scheint er Konrad nur so anzusaugen.
Konrad möchte tief durchatmen, sich durchströmen lassen von einem nahezu allumfassenden Glücksgefühl, doch seine Brust widersetzt sich dem Drang, sie ist plötzlich schwer und eng, als presse jemand Konrads gesamten Brustkorb zusammen. Auch der Himmel senkt sich jetzt auf ihn herab, er kommt näher und näher, das Weite, Helle verflüchtigt sich und weicht einer stetig wachsenden Panik. Ein Schatten verdunkelt Konrads ganzes Sichtfeld. Er röchelt, nass und klebrig läuft es ihm aus dem Mund, die Wangen hinab, am Hals entlang. Das Pressen wird stärker, jetzt spürt Konrad auch einen stechenden Schmerz in Brust und Bauch. Es ist, als durchbohrten ihn tausend Messer gleichzeitig, aber er kann sich nicht rühren, er kann sich nicht wehren. Arme, Hände, nichts gehorcht ihm mehr, er kann noch nicht einmal den Kopf heben.
Nur der Schmerz breitet sich aus, er überflutet alle Wahrnehmungen, er kommt in Schüben und übersteigt alle Maßen, er zerreißt Konrad von innen und von außen, er explodiert mit atomarer Kraft in Konrads Schädel, seinen Eingeweiden, seinem Unterleib. Er zersprengt Konrad in sämtliche Einzelteile, zersplittert und zertrümmert ihn auf die brutalst mögliche Art.
Und dann legt sich etwas schwer und fest auf Konrads Mund.
Der Ekel überschwemmt seine Sinne.
Er möchte kotzen.
Aber selbst das ist Konrad Otze unmöglich.