Fred Hübner schließt die Klappe seiner Waschmaschine und stellt den Intensivgang ein. Vielleicht bildet er sich das nur ein, aber irgendwie scheinen alle seine Kleidungsstücke nach dem Putzmittel zu riechen, das offenbar verschwenderisch in der Pension Seemöwe benutzt worden ist. Und da der Journalist schon immer etwas eigen war, was Gerüche angeht, hat er kurzerhand den gesamten Inhalt seines Rollkoffers in die Trommel verfrachtet. Jetzt richtet er sich auf und streicht sich durchs kurzgeschnittene graue Haar, das trotz seiner gut sechzig Jahre immer noch voll ist. Überhaupt legt er viel Wert auf ein sportlich gestähltes Äußeres, weshalb er jetzt auch beschließt, noch eine Trainingseinheit auf seinem Rennrad einzulegen. Das Wetter draußen ist herrlich, und sein Lieblingssport ist in der vergangenen Woche deutlich zu kurz gekommen. Außerdem kann ein wenig Distanz zu dem eindeutig missglückten Colloquium nichts schaden.
Während die Waschmaschine ihren Dienst aufnimmt, steigt Fred Hübner in seine Radfahrmontur, greift nach Helm, Handschuhen und Schlüsselbund und holt anschließend das Rad aus dem Keller. Er beschließt, entlang der alten Inselbahnstrecke, die schon seit vielen Jahren betoniert und für Radfahrer ebenso wie für Fußgänger zugänglich ist, über Kampen nach List zu fahren. Er schwingt sich aufs Rad und tritt kräftig in die Pedale. Schon nach wenigen hundert Metern hat er die Piste erreicht und atmet tief die prickelnde Nordseeluft ein. Fast sofort, so scheint es ihm, kühlt der Fahrtwind nicht nur sein Gesicht, sondern besänftigt auch seine angestauten Aggressionen und macht aus ihm einen beinahe wieder glücklichen Menschen.