Bristol Mountains
„Mein lieber Junge, ich weiß, wie sehr du sie vermisst. Mir fehlt sie ja auch“, erwiderte Onkel Reginald ernst. „Wahrscheinlich lebe ich deswegen noch immer alleine in diesem Mausoleum. Alles hier erinnert mich an Kathryn. Aber du willst doch sicher nicht, dass dich der Geist deiner Mutter heimsucht? Auch um ihretwillen nicht.“
Gabriel antwortete seinem Onkel nicht sofort. Schweigend kam er ins Esszimmer und ließ sich in einen Stuhl neben Rayne fallen. Er trug Jeans, ein schwarzes T-Shirt und ein braunes Karohemd. Nachdem er sich gesetzt hatte, starrte er angespannt ins Nichts.
„Es müsste ja nicht für immer sein“, sagte er dann. „Ich hatte eher so … an eine Woche gedacht.“
Sein Onkel grinste.
„Eine Woche. Ja, damit könnte ich sehr gut leben.“ Onkel Reginald schüttelte den Kopf. „Du hast recht, das war schon ausgesprochen rücksichtslos von ihr. Dass sie aber auch immer zuerst an sich selber denkt.“
Selbst Gabe konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, und Rayne ließ sich anstecken.
„Rayne, fang doch bitte an, ehe das Essen kalt wird“, fuhr Onkel Reginald fort. „Gabriel, schlag zu, mein Junge. Du brauchst deine Kraft!“
Nach seinem Ausflug zum Serviertisch wirkte es zunächst so, als würde Gabriel nicht viel herunterbringen. Doch als Rayne seinen Gesichtsausdruck bei seinem ersten Bissen bemerkte, musste sie lachen. Während seiner Zeit im Griffith Park konnte er sich nicht sonderlich gut ernährt haben. Jetzt versuchte er offenbar, genug in sich hineinzuschaufeln, um alles aufzuholen.
Sobald er es etwas langsamer angehen ließ, lenkte sein Onkel das Gespräch wieder auf ernstere Themen. Rayne und Gabriel erklärten ihm, wie sie sich kennengelernt hatten. Sie erzählten ihm alles, auch das mit den Visionen und den Zeichnungen und was in der Museumsbibliothek geschehen war, und von Gabriels Verbindung zu Lucas und den anderen, die sich ebenfalls in sein Bewusstsein einklinkten.
„Was ist deiner Meinung nach mit Lucas passiert?“, fragte Reginald seinen Neffen.
„Keine Ahnung. Ich spüre Gefahr. Er hatte eindeutig Angst. Ich habe gesehen, wie er … geschlagen wurde.“ Gabe unterbrach sich und wandte sich an Rayne. „Tut mir leid. Ich will dich nicht beunruhigen.“
„Nein, erzähl nur weiter. Wir müssen darüber sprechen. Deswegen sind wir ja hier“, versicherte sie ihm.
„Als ich ihn zum zweiten Mal … in einer Vision gesehen habe, war ein Mädchen bei ihm. Er war verletzt. Wir glauben, dass er sich in einem Tunnelsystem unter L.A. versteckt hält. Eigentlich müssten wir die Tunnel jetzt durchsuchen, aber nach meinem übernatürlichen Super-GAU im Museum wollte ich Lucas nicht in noch größere Schwierigkeiten bringen.“
„Das Problem ist, dass mein Bruder sein ganzes Leben über beschützt wurde. Dass er alleine auf der Straße herumirrt, macht mir Angst, und wir haben keine Ahnung, wer dieses Mädchen ist. Ich muss ihn finden“, warf Rayne ein.
„Aber natürlich, meine Liebe.“ Reginald lächelte. „Umso besser, dass Sie Gabriel über den Weg gelaufen sind. Ein Glückfall, um genau zu sein.“
Gabe war zu seinem Onkel gekommen, weil er Antworten brauchte. Jetzt, wo Rayne Reginald kennengelernt hatte, verstand sie ziemlich genau, warum. Der Mann wusste viel, und er hielt nicht damit hinter dem Berg. Er behandelte sie nicht wie Kinder. Onkel Reginald erinnerte Rayne an ihren Vater, oder besser an den Mann, zu dem er geworden wäre, hätte er länger gelebt.
„Verschwörungstheoretiker äußern sich immer häufiger zu Indigos und Kristallkindern. Sie sehen sogar eine Verbindung zum CIA, dem Pentagon und anderen Regierungsinstitutionen auf der ganzen Welt“, erklärte Onkel Reginald. „Wenn man im Internet nach dem Thema sucht, stößt man auf Millionen von Treffern. Allerdings ziehe ich Bücher dem Internet vor. Aber ich bin ja auch altmodisch.“
„Ich habe noch nie von Indigos oder Kristallkindern gehört.“ Rayne aß ihr Marmeladenbrötchen auf.
„Damit bist du nicht alleine, meine Liebe.“
„Aber was sind sie denn nun?“
„Meines Wissens sind Indigos hochintelligente, talentierte Medien. Die meisten sind etwa in deinem Alter, Rayne. Ihren Namen haben sie aufgrund ihrer leuchtend indigoblauen Aura. Einige verspüren den starken, fast schon obsessiven Drang, die Welt zu retten. Ein wirklich bemerkenswertes Phänomen.“
„Lucas. Er hat unsere Mom und unseren Dad gesehen, nachdem sie gestorben sind. Ich … habe ihm nicht geglaubt, jedenfalls nicht richtig.“ Rayne schüttelte den Kopf. „Meine Schwester Mia hat zugelassen, dass man ihn mit Medikamenten behandelt, damit sie sich nicht weiter mit ihm auseinandersetzen musste. Am Ende hat sie ihn dann sogar in die Psychiatrie einweisen lassen.“
„Das ist traurig, aber diese Kinder werden häufig missverstanden. Wie deinen Bruder schickt man sie regelmäßig zu Therapeuten und Ärzten, meist wird ein Aufmerksamkeitsdefizit oder eine Verhaltensstörung diagnostiziert, und Medikamente scheinen eine verlockend leichte Lösung zu sein.“
„Ich habe zwar gesehen, zu was Gabriel in der Lage ist, aber trotzdem muss ich fragen, ob es diese Kinder wirklich gibt“, wandte sie vorsichtig ein. „Und wenn ja, sind sie alle so wie er?“
„Viele Menschen weisen das Problem von der Hand“, erwiderte Onkel Reginald. „Sie schieben es auf überfürsorgliche Eltern, die lieber möchten, dass ihr Kind etwas ,Besonderes’ als ein ,Problemfall’ ist, ein Retter des Planeten Erde statt eines gestörten Außenseiters.“ Er zuckte mit den Achseln und fuhr fort: „Ob sie echt sind? Da ich mich selbst für eine Vorform der Indigos halte, solltest du mich vielleicht nicht fragen.“ Er zwinkerte. „Meine Aufgabe besteht darin, all jene zu schützen, die nach mir kommen. Wenn sie es denn zulassen. Wie ich mir habe sagen lassen, sind einige dieser Kinder sehr stur und fest entschlossen, ihr Schicksal alleine durchzustehen, auch wenn es nicht zu ihrem Besten ist.“ Er warf seinem Neffen einen vielsagenden Blick zu.
„Wenn Gabriel eine neue und verbesserte Version von Ihnen ist, heißt das dann, dass er ein Kristallkind ist?“
„Nein, mein Charakter passt nicht ins Bild“, versicherte Gabriel hastig. „Ich bin ein Indigo, wie meine Mutter und mein Onkel.“
„Ich dachte auch immer, du wärst ein Indigo. Der Mächtigste allerdings, den ich jemals erlebt habe, so stark, wie deine Verbindung zu den Toten ist. Doch nach allem, was deiner Schilderung nach im Museum geschehen ist, und in Anbetracht deiner Verbindung zu Raynes Bruder, denke ich, dass ich mich geirrt habe.“
„Geirrt? Worin?“, fragte Gabriel.
„Du bist kein Indigo. Jedenfalls nicht mehr. Ich glaube, dass du eine Wandlung durchlebst, die dir vorherbestimmt war. Du wirst ein Kristallkind, aber anders als die, über die ich gelesen habe. Ich denke, du bist eine Art Hybrid, eine Mischform. In evolutionären Prozessen läuft nicht alles nach einem eindeutigen Muster ab.“ Onkel Reginald stützte sich mit dem Ellenbogen auf dem Tisch ab und fixierte seinen Neffen. „Deine Mutter hat immer gesagt, dass dir Größeres vorherbestimmt ist. Und jetzt glaube ich, eine Ahnung zu haben, was sie mir sagen wollte.“
Er seufzte.
„Kathryn hat seine Fähigkeiten schon früh gefördert“, fuhr er an Rayne gewandt fort. „Das hat zu Spannungen mit seinem Vater geführt, aber sie glaubte fest an ihren Sohn und sein Talent. Gabriel kam von Anfang an eher nach seiner Mutter. Der Stewart-Clan ist mit unseren Besonderheiten groß geworden und hat gelernt, sie als etwas Positives anzusehen. Wir finden sie nicht weiter rätselhaft, da sich alle Spezies weiterentwickeln. Es ist ein natürlicher Prozess. Warum sollten ihn nicht auch Menschen durchleben? Ist die Menschheit so besonders, dass sie vollkommen ist, so wie sie ist? Ich bezweifle es.“
Rayne beobachtete, wie Gabriel im Gesprächsverlauf immer stiller wurde. Seine Augen schienen die Farbe zu wechseln, der Bernsteinton wurde immer dunkler. Er aß nicht mehr, doch sein Onkel bemerkte nichts und sprach weiter.
„Kathryn glaubte, dass Kinder wie ihr Gabriel, und vielleicht auch dein Lucas, empfindsame Wesen sind, die sich in erster Linie auf ihre Gefühle verlassen, Rayne. Ihre übersinnlichen Fähigkeiten können sehr stark ausgeprägt sein. Sie vertrauen auf ihr Bauchgefühl und ihre Intuition, selbst wenn sie sich damit gegen die aktuellen Überzeugungen aller anderen Menschen richten.“
„Ich erinnere mich, dass Lucas alles infrage gestellt hat, ehe sie ihn weggebracht haben, besonders in der Schule“, warf Rayne ein. „Seine Lehrer hat das in den Wahnsinn getrieben, vor allem, weil sie nicht wussten, wie sie ihm antworten sollen. Sie haben ihn von Anfang an verurteilt, als ob es etwas Schlechtes wäre, anders zu sein.“
„Leider kommt das nur allzu häufig vor“, sagte Reginald. „Anstatt die besondere Begabung dieser Kinder zu erkennen, werden sie geächtet und als Fall für den Arzt abgestempelt. Sie entsprechen nicht der Norm. Manche von ihnen können Schutzengel sehen, und wie dir aufgefallen sein dürfte, haben wir einen Draht zu den Toten. Deswegen suchen die Verstorbenen uns auf. Ich bin mir sicher, dass Indigos die nächste Stufe der Menschheit sind.“
„Falls du es nicht mitbekommen hast: Leute wie ich sind Freaks. Irreparable Fehler.“ Gabriel schob seinen Teller weg und verschränkte die Arme. „Ich sollte weggesperrt werden. Kontrolliert. Ich bin eine Schande.“
„Dein Vater hat dich niemals verstanden, Gabriel.“
Als sich das Gespräch Gabriels Vater zuwandte, änderte sich alles. Rayne hatte Gabriel nur wütend erlebt, wenn er seine Fähigkeiten heraufbeschwor. Ansonsten hatte er immer freundlich und liebenswürdig gewirkt. Ihr gefiel der Junge, der mitten in L.A. Glühwürmchen herbeigerufen hatte, um sie zu beruhigen. Mitzuerleben, wie er jetzt wegen seines Dads ausrastete, jagte ihr Angst ein.
„Wut ist nicht das Erbe, das sich deine Mutter für dich gewünscht hätte“, sagte sein Onkel. „Ich weiß, dass du harte Zeiten durchlebt hast, aber …“
Gabriel unterbrach ihn. „Er hat mir alles genommen. Er hat mir meine Mutter genommen. Wie kann es sein, dass du nicht wütend bist, nach allem, was er uns angetan hat?“
Onkel Reginald sah zu, wie sein Neffe vom Tisch aufsprang, ihm den Rücken zuwandte und aus dem Fenster starrte, das auf einen Innenhof hinausging. Rayne wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie wollte helfen, aber sie hatte keine Ahnung von Gabriels Schmerz. Und da begriff sie.
Deswegen war er zu seinem Onkel gekommen. Gabes Fähigkeiten gingen einher mit einer tief verwurzelten Wut, und offenbar erhoffte er sich von Reginald eine Antwort auf die Frage, wie er diese Wut bändigen konnte. Von Wut und Frustration über Dinge, die man nicht kontrollieren konnte, verstand Rayne so einiges. Diese Lektion hatte Mia sie gelehrt.
Vielleicht waren sie und Gabriel ja doch nicht so unterschiedlich. Aber gegen seinen anscheinend Jahre alten Schmerz anzukämpfen kam ihr hoffnungslos vor.
„Du hast mich gebeten, dir dabei zu helfen zu verstehen, was gerade mit dir geschieht“, sagte Onkel Reginald. „Und ich glaube tatsächlich, dass ich etwas für dich tun kann. Aber das geht nur, wenn du es zulässt.“
Rayne sah ihn erstaunt an. Sie hätte nicht gedacht, dass er eine Lösung parat hatte, und Gabe ging es offenbar genauso. Er starrte den Mann an, als hätte er ihm einen Faustschlag verpasst.
Onkel Reginald hatte einen Plan. Gabriel wirkte verdammt skeptisch, und Rayne hatte so eine Ahnung, dass er es vorerst auch bleiben würde. Ihr Handy vibrierte wieder, und sie entschuldigte sich und verließ das Esszimmer, um die Nachricht zu lesen.
Sie hatte den Ton nicht wieder eingeschaltet, weil sowieso alle Nachrichten von Mia gewesen waren. Ihre Schwester hatte mehrere SMS geschickt und immer wieder auf die Mailbox gesprochen. Vor dem Verschwinden von Lucas hatte Rayne manchmal wochenlang nichts von ihr gehört. Doch Luke und das Museumsfiasko hatten alles geändert. Bislang hatte Rayne nicht auf die Nachrichten ihrer Schwester reagiert.
Sie wusste auch gar nicht, was sie hätte sagen sollen. Wenn sie zugab, dass sie im Museum gewesen war, würde Mia ausrasten. Wenn sie leugnete, dass sie dort gewesen war, würde Mia ebenfalls ausrasten. Und jetzt hatte ihre Schwester auch noch angefangen, sie zu belügen. Das glaubte Rayne jedenfalls. Sie hatte geschrieben, sie wolle nur sichergehen, dass es Rayne gut ging. In einer weiteren Nachricht schrieb sie, dass sie in Raynes Apartment gewesen sei, nachdem ihr der Hausmeister aufgeschlossen hatte.
Mia hatte doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen, Raynes Festnetznummer weiterzuleiten, sodass alle Anrufe bei ihr landeten. Tat sie das, um sie auszuspionieren, oder verfolgte sie gute Absichten? Rayne hatte keine Ahnung mehr. An sich war es ihr egal, dass ihre Schwester ihre Anrufe entgegennahm – aber wenn Lucas noch einmal versuchte, sie zu erreichen, würde sein anderes Schwesterherz abheben. Was würde er denken? Ihm würde nur eine Wahl bleiben: davon auszugehen, dass Rayne ihn verraten hatte und gemeinsame Sache mit Mia machte.
„Verdammt!“ Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was ihre Schwester dem Hausmeister erzählt haben musste, um sein Mitleid zu erregen. Meine kleine Schwester ist verschwunden, bla, bla, bla. Okay, der Teil stimmte ja. Aber Mia liebte das Drama und war sich noch nie zu schade gewesen, die Wahrheit so zu verdrehen, wie es ihr gerade passte.
Doch erst mit ihrer neusten SMS hatte sie ihren absoluten Tiefpunkt erreicht. Sie benutzte Floyd Zilla, um an Rayne heranzukommen.
Ich hab deine Echse gefüttert. Soll ich im Tierheim anrufen?
Rayne kannte das Fressverhalten ihres Leguans und hatte ihm genug Futter und Wasser hingestellt, ehe sie gegangen war. Außerdem hatte sie einen Plan B. Eine Freundin, die im selben Haus wohnte, hatte einen Schlüssel zu ihrem Apartment und schuldete ihr noch einen Gefallen. Da ihr Handy kaum mehr Akku hatte, musste sie sich jetzt gleich um Floyd kümmern. Eine SMS an ihre Freundin, eine Antwort-SMS, und schon war das Problem gelöst. Sie schaltete das Handy aus.
Mia hatte alle Register gezogen, um ihr ein schlechtes Gewissen zu machen. Und ja, es funktionierte. Aber trotzdem. Total unfair.
Burbank
„Wo zur Hölle warst du?“, bellte Boelens, der mit einer Akte in der Hand in der Tür zu O’Dells Büro in der unterirdischen Einsatzzentrale stand. „Du siehst völlig fertig aus.“
Boelens hatte sein lidloses Reptilienstarren zurück. Wäre O’Dell nicht der Empfänger dieses Starrens gewesen, hätte er es wohl als positives Zeichen dafür gewertet, dass der Typ auf dem Weg der Besserung war und bald wieder normal werden würde. Auch wenn normal eigentlich nicht das richtige Wort war, um Boelens zu beschreiben.
„Scheiße passiert, finde dich damit ab.“ O’Dell hatte die zusätzlichen Informationen, die er vom Big Boss Mr Roboter erhalten hatte, im Netz heruntergeladen. „Ich hab neue Infos zu dem Darby-Jungen.“
„Gut. Der Junge hat mich echt stinkwütend gemacht.“ Boelens ließ sich in einen Stuhl vor O’Dells Schreibtisch plumpsen. „Ich glaub, ich hab das Mädchen gefunden.“
O’Dell sah ihn fragend an, bis er begriff, von welchem Mädchen Boelens sprach. Er hatte ihn angewiesen, die Datenbank der Zielpersonen durchzugehen. Boelens hatte behauptet, ihr Gesicht wiedererkennen zu können. Offenbar hatte er nicht gelogen.
„Du meinst das Mädchen, das dir Darby vor der Nase weggeschnappt hat? Dieses Mädchen?“ Er grinste spöttisch. „Was ist mit der Kleinen?“
„Ich hab sie im Archiv gefunden. Sie war mal eine Zielperson, ist aber entkommen. Schätze, niemand hat versucht, sie wiederzufinden. Entweder sie ist durch die Maschen des Systems gerutscht, oder sie war einfach nicht wichtig.“
„Bis jetzt.“
„Genau, bist jetzt.“ Boelens zuckte mit den Lippen, seine Vorstellung von einem Lächeln. „Ich habe auch gecheckt, mit wem sie zusammenarbeitet. Das System hat nur einen Namen ausgespuckt. Rafe Santana. So ein Stück Dreck mit einer ganzen Menge Jugendvorstrafen, aber die sind unter Verschluss. Hat es trotzdem in unsere Hitparade geschafft. Ein Loser und ein Fall für die Klapse.“
Boelens knallte den Aktenordner auf O’Dells Tisch. Ein Foto glitt heraus, das einen Jungen mit lateinamerikanischen Zügen und ein junges Mädchen zeigte.
„Eigentlich sollte der Junge in Hollywood Karriere machen. Könnte es echt weit bringen mit dem Gesicht. Schade auch.“ Dann sah er kopfschüttelnd das Mädchen an. „Echte Verschwendung. Die ist verdammt heiß!“
Während O’Dell die benötigten Informationen ausdruckte, sagte er: „Fütter Tracker mit den beiden. Wenn sie uns helfen, Lucas Darby zu finden, sind sie genauso wichtig wie er. Also höchste Priorität.“
„Schon erledigt, Boss. Da du im Urlaub warst, dachte ich, du weißt es zu schätzen, wenn ich Initiative zeige.“
O’Dell sah keinen Grund, sein Verschwinden zu erklären. Dass er vom Big Boss abgegriffen worden war, ging niemanden etwas an.
„Urlaub, von wegen. Seit wann mache ich Urlaub? Ich bin nicht der Typ für Flip-Flops und Hawaiihemden.“ Er fuhr in seinem Stuhl herum und grinste Boelens an. Er freute sich, dass sein bester Mann wieder obenauf war. „Also, raus damit. Was steht in der Akte?“
Boelens erklärte ihm, dass die Verkehrskameras Santana aufgezeichnet hatten, zusammen mit einem Kind, das sich nicht im System befand. Die beiden waren von einem Reformhaus zu einem kleinen Gemüsehändler in der Nähe gelaufen. Da sie sich dort schon häufiger herumgetrieben hatten, standen die Chancen gut, dass sie es wieder tun würden. Schwachpunkte. Jeder hatte sie.
„Häng eine große Straßenkarte auf und markier die beiden Geschäfte“, wies O’Dell ihn an. „Ich will das Ding in meinem Büro, und zwar pronto. Wie in den Polizeiserien im Fernsehen.“
„Apropos Cops, sie haben unseren gestohlenen Van gefunden. Nicht weit von den zwei Läden entfernt.“
„Dann will ich den Fundort auch auf der Karte.“
Boelens zuckte mit den Achseln und stand auf. Als er auf die Tür zuging, drehte er sich noch einmal um und fragte: „Wonach suchst du eigentlich?“
„Muster. Die Kinder wollen Chaos stiften, um uns zu verwirren. Sie glauben, dass keiner sie genau im Auge hat, und dass sie schlauer sind als wir. Aber sie machen Fehler, denn sie bleiben bei ihren Verhaltensmustern, und das macht sie durchschaubar. Wenn sie sich das nächste Mal dort blicken lassen, werden wir da sein.“
„Versprich mir, dass ich mir diesen Darby-Jungen als Erster vorknöpfen darf.“ Boelens’ Miene verfinsterte sich. „Und mit seiner kleinen Freundin hab ich auch noch eine Rechnung zu begleichen.“
„Du wirst deine Chance bekommen. Unser Job ist es, sie zu finden und dafür abzukassieren. Aber niemand hat gesagt, dass wir sie in einem Stück abliefern müssen.“
Nachdem Boelens gegangen war, nahm O’Dell das Foto von Raphael Santana in die Hand und lächelte.
„Es gibt immer ein schwaches Glied in der Kette. Sieht so aus, als wärst du es, Santana.“
Zentrum von L.A.
Nachmittag
Rafe füllte Bennys Schüssel mit dampfendem Kartoffeleintopf aus einem großen Kessel im Gemeinschaftsbereich der Tunnel. Als der Junge auf einen Tisch zulief, um sich zu den anderen Kindern zu setzen, bemerkte er, wie die Hose um seinen winzigen Hintern schlotterte. Sie war viel zu groß, aber so wie Benny in die Höhe schoss, würde er nicht mehr lange der Kleinste im Rudel sein.
Wenn die Kinder zu groß für ihre Klamotten wurden, durften sie sich etwas Neues aus den gebrauchten Sachen aussuchen, die im Gemeinschaftsbereich an alten Metallkleiderständern hingen. Wenn eine Kleidergröße ausging, schickte Kendra Rafe zu einem Outlet, um neue Sachen zu kaufen, oder sie tauschten ihre Gartenerzeugnisse gegen Kleidung ein. Die Leuten wusste das Zeug, das Kendra anbaute, zu schätzen, und Rafe wusste, wie man einen guten Preis erzielte.
„Will eine von euch Tunnelratten noch was?“, fragte er. „Schüsseln hoch.“
Die Zwillinge hoben grinsend ihre Schüsseln. Die beiden futterten immer, als hätten sie einen Bandwurm. Einem von beiden fehlte ein Schneidezahn, was für Rafe die einzige Möglichkeit war, sie auseinanderzuhalten. Er nahm ihnen die Schüsseln ab und füllte einen Nachschlag auf.
Wenn er Küchendienst hatte, bekamen die Kleinsten immer zuerst. Er war selbst zu oft in seinem Leben hungrig zu Bett gegangen. Hier würde das nicht passieren, nicht, wenn er die Aufsicht hatte. Als es ruhig an den Tischen wurde und alle ihre Nasen in die Schüsseln steckten, nahm er sich selbst eine Portion und suchte sich einen Platz mit Aussicht.
Der Gemeinschaftsbereich lag neben Kendras Garten. Das erleichterte das Kochen, und bei Sonnenschein brachte das Licht, das durch den Schacht fiel, ein wenig Abwechslung ins ewige Dunkel. Rafe aß alleine in der Nähe des großen Topfes und beobachtete, wie Kendra Vorräte aus ihrem Garten einsammelte. Er kannte das Programm: Bald würde sie ihn bitten, loszulaufen und irgendwas zu verkaufen. So gab sie ihm das Gefühl, dass er etwas zu melden hatte, obwohl es eigentlich sie allein war, die sich um alles kümmerte.
Kendra hatte alles im Griff.
Er hätte ihr ja geholfen, aber sie hatte schon ihr neues Spielzeug bei sich. Lucas. Der Junge hatte total fertig gewirkt, als sie ihn hergeholt hatten, mit all dem Blut und den Klamotten, die stanken, als würden sie einem Obdachlosen gehören. Aber er hatte sich ziemlich erfolgreich gemausert.
Zu erfolgreich.
„Yo, Benny. Hast du kurz ein Auge auf alles? Ich bin gleich wieder da.“
Rafe ließ seinen Eintopf stehen und verschwand in einem langen Korridor. Er wusste, dass das, was er vorhatte, falsch war, aber er tat es trotzdem, auch wenn er sich scheiße dabei fühlte. Nachdem er in Kendras Kammer geschlichen war, durchsuchte er ihre Sachen, achtete dabei aber darauf, nichts durcheinanderzubringen, damit sie später nichts bemerkte. Er brauchte nicht lange, um zu finden, was er gesucht hatte. Kendra besaß eine „besondere“ Schachtel, ein Geschenk von ihm. Sie bewahrte wichtige Sachen darin auf – wie den Papierfetzen mit der Telefonnummer darauf, den sie Lucas nach seiner Ankunft hier abgenommen hatte.
Er wusste nicht, warum ihm diese Nummer so wahnsinnig wichtig vorkam, aber es war vom ersten Augenblick an so gewesen. Die Nummer war Lucas’ Verbindung zu der Welt, die er hinter sich gelassen hatte. Sie bedeutete, dass er ein Leben außerhalb der Tunnel hatte. Es war nicht notwendig, dass er hier bei ihnen war.
Typen wie Lucas konnten nicht verstehen, was es hieß, so wie Benny und Rafe keine Wahl zu haben. Rafe hatte das ungute Gefühl, dass der Neue ihnen alles versauen würde, auch wenn er nicht wusste, wie oder warum. Er hatte gelernt, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. Nur so hatte er überleben können.
Er stopfte den Papierfetzen in seine Tasche und lief zurück zum Gemeinschaftsbereich. Er hatte keine Ahnung, warum er die Nummer eingesteckt hatte, anstatt sie sich einzuprägen. Vermutlich, weil er die Kontrolle über irgendetwas haben wollte.
Lucas war nicht wie sie. Kendra war zu blind, um es zu sehen, aber Rafe spürte es ganz deutlich.
Haven Hills Treatment Facility – L.A.
In ihrem Büro im Krankenhaus öffnete Dr. Fiona Haugstad den verschlüsselten Bericht. Die Datenbank mit den bekannten Zielpersonen hatte einige Treffer ausgespuckt, und die Ergebnisse der Tracker-Scans waren verblüffend. Die Zeichnungen, die sie in der Museumsbibliothek gefunden hatte, ergaben hundertprozentige Übereinstimmungen. Das konnte kein Zufall sein. Dafür hatte sie zu oft beobachtet, zu was für erstaunlichen Leistungen diese Kinder fähig waren. Eine Vision zu zeichnen und eine geistige Verbindung zu einem anderen Indigo aufzubauen lag durchaus im Bereich des Möglichen. Fiona war mehr als begeistert von ihrer Entdeckung.
Leider enthielt der Bericht aber auch einen Hinweis, der ihre gute Laune trübte.
„Was zum Teufel …?“
Jemand hatte zwei Berichte gezogen, die ihren Suchergebnissen ähnelten. Die Akten von Raphael Santana und Kendra Walker waren am Vortag abgefragt worden. Der Junge hatte ein Jugendstrafregister, das unter Verschluss war, und Walker war in der Datenbank vor längerer Zeit als Zielperson ausgewiesen gewesen, aber sie hatten sie verloren. Danach war sie von der Bildfläche verschwunden. Fiona sah sich das Datum und den Zeitstempel der Aktensichtung näher an. Derartige Informationen wurden erst ab ihrer eigenen Sicherheitsstufe angezeigt und gemeldet. Ihre Nachforschungen würden vertraulich bleiben, außer Alexander selbst überprüfte ihre Aktivitäten. Für wahrscheinlich hielt sie das zwar nicht, aber für den Notfall hatte sie sich trotzdem eine perfekte Erklärung für ihre Suche zurechtgelegt.
Doch wer hatte die Akten vor ihr eingesehen?
Der Hinweis war mit einem Zahlencode versehen, und sie musste in einer separaten Datenbank, in der die Befugnisse der Angestellten aufgelistet waren, eine zweite Anfrage durchlaufen lassen. Was sie fand, überraschte sie. O’Dells Mann Boelens hatte die Berichte gezogen, und zwar einen ganzen Tag, bevor Alexander den Darby-Jungen zu O’Dells Top-Priorität erklärt hatte.
Wie konnte es sein, dass ihr O’Dell und seine Männer einen Schritt voraus waren? Was wussten sie?
Sie hätte sich freuen müssen, dass Alexander den richtigen Mann für die Jagd auf Darby gefunden hatte. Aber ein zweitklassiger Mann wie O’Dell hatte einfach kein Recht, mehr zu wissen als sie. Sie musste herausfinden, wie er das geschafft hatte, aber direkten Kontakt zu ihm aufzunehmen wäre ein eklatanter Verstoß gegen das Protokoll gewesen. Alexander würde das nicht gefallen, ganz gleich, was für Rechtfertigungen sie vorbrachte. Und sie hatte bereits gegen seine eindeutigen Anweisungen verstoßen, indem sie die Sache mit dem anderen Jungen weiterverfolgte.
Aber vielleicht gab es noch einen anderen Weg.
Wenn O’Dell den Darby-Jungen im Fokus hatte, konnte sie sich auf diesen neuen Jungen konzentrieren, ein Kristallkind, das dasselbe oder sogar noch größeres Potenzial besaß als Lucas. Wenn Alexander das erst einmal mit eigenen Augen gesehen hatte, würde er ausgesprochen beeindruckt sein. Er hatte sie angewiesen, ihren Instinkten zu vertrauen. Und genau das würde sie tun.
Wenn O’Dell aus der Jagd nach dem Darby-Jungen ein Wettrennen machen wollte, dann würde sie sich als ernst zu nehmende Konkurrenz erweisen. Warum sollte er all die Lorbeeren ernten? Im Augenblick besaß er die gesamte Autorität, doch wenn sie einen anderen Jungen einfing, der stärker war und anders als Lucas, würde sie endlich die Anerkennung erhalten, die sie verdiente. Fiona wollte mehr für Alexander sein als nur eine renommierte Ärztin, die für die medizinische Behandlung dieser menschlichen Monster verantwortlich war.
Sie wollte, dass er sie als Gleichgestellte ansah – als Partnerin.
Alexander sprach ständig von Schachzügen und einer Strategie, mit der er allen einige Schritte voraus war. Genauso sah sie jetzt ihre eigene Rolle. Mit dem neuen Jungen war sie O’Dell überlegen. Außerdem hatte sie das Bibliotheksbuch, das ganz sicher von Bedeutung war. Fiona schnappte sich das Buch und die Kopien der Zeichnungen, die der neue Junge gemacht hatte. Sie waren ihre neue Priorität.
Wenn es ihr nicht gelang, einem Mann wie O’Dell einen Schritt voraus zu sein, dann hatte sie es nicht verdient, mit Alexander gleichgestellt zu sein.
Zentrum von L.A.
Rafe Santana brachte gern ein bisschen Abwechslung in die Sache, wenn er sich seinen Weg aus dem Tunnelsystem suchte. Manchmal kam er durch die Verwaltungsgebäude an der Temple and Broadway an die Oberfläche, aber heute entschied er sich für den Straßenabschnitt an der Kreuzung beim King Eddy Saloon Ecke 5th und Main Street. Der Tunnelabschnitt war gesperrt, aber er hatte eine Möglichkeit entdeckt, die Barrikade zu umgehen, von der sonst niemand wusste. Nach der Nacht, in der sein Vater ihn fast umgebracht hätte, war dieses Rattenloch sein Zuhause gewesen, bis seine Wunden verheilt waren.
Die Geschichte hatte er Benny nie erzählt. Der Junge hatte selbst genug erlebt.
Es war angenehm, Benny um sich zu haben. Er glaubte alles, was man ihm erzählte. Benny sah keinen Loser in ihm, und wenn Rafe mit ihm zusammen war, vergaß er immer wieder für kurze Augenblicke, dass er trotzdem einer war.
„Du könntest einen Gürtel brauchen“, sagte er. „Willst du später zum Outlet?“
„Kein Mensch trägt ’nen Gürtel. Du jedenfalls nicht.“ Benny zuckte mit den Achseln.
Der Kleine trug einen Kopfkissenbezug über der Schulter, in dem sich Plastikschläuche mit Kendras stinkigem Pflanzenzeug befanden. Benny wirkte dadurch noch kleiner. Er zerrte die Vorräte, die sie gleich in Geld umwandeln würden, förmlich hinter sich her. Rafe hatte es aufgegeben, ihm beim Tragen helfen zu wollen. Benny mühte sich gerne für Kendra ab.
„Aber mein Hintern hängt auch nicht so raus wie deiner.“ Rafe grinste und stupste Benny an. „Oder versuchst du, damit die Ladies auf dich aufmerksam zu machen? Das wär natürlich ganz was anderes. Wenn du’s darauf abgesehen hast, steh ich voll hinter dir. Echt, du musst es nur sagen, und ich verlier kein Wort mehr über den Gürtel.“
„Igitt, du bist so eklig!“ Der kleine Mann verzog das Gesicht und tat so, als wäre er wütend, aber Rafe wusste es besser.
Auf dem Weg zum Reformhaus sah Rafe sich nach einem öffentlichen Telefon um, das nicht auf ihrer Stammroute zwischen den Tunneln und den Geschäften lag, in denen sie sich Bargeld besorgten. Normalerweise achtete er nicht sonderlich auf Telefone, weil es niemanden gab, den er hätte anrufen können. Aber die Telefonnummer in seiner Hosentasche schien Teil eines Rätsels zu sein, das er unbedingt lösen wollte. Wenn er sich irrte und die Nummer nichts bedeutete, auch gut.
Klar, von wegen.
Nachdem sie dem Reformhaustypen die Kräuter überreicht und im Gegenzug das Bargeld für Kendra in Empfang genommen hatten, überprüfte Rafe, ob er genügend Kleingeld für einen Anruf hatte, und entschied sich, wo er hingehen wollte. Er hatte das Telefon schon einmal benutzt. Daneben befand sich eine kleine Videospielhalle. Das würde den Kleinen bei Laune halten, während Rafe telefonierte. Als sie angekommen waren, drückte er dem Jungen ein paar Dollar in die Hand.
„Hier, nimm das. Hau rein, aber bleib da, wo ich dich sehen kann“, sagte er. „Und du gehst nicht ohne mich aufs Klo, verstanden?“
Benny fragte nie nach, warum er nicht alleine auf öffentliche Toiletten gehen durfte. Manche Sachen mussten Kinder auch nicht wissen. Sobald der Junge beschäftigt war, holte Rafe die Nummer aus seiner Jeans. Er versuchte, nicht zu viel darüber nachzudenken, was er gerade tat, damit ihn das schlechte Gewissen nicht zu sehr plagte. Als das Telefon viel zu lange klingelte, hätte er fast aufgelegt, doch dann kam eine Anrufbeantworteransage aus dem Hörer, die ihn traf wie ein Schwinger in die Magengrube.
„Sie haben die Church of Spiritual Freedom, Büro von Mia Darby, erreicht. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht und …“
Eine hektische Frauenstimme unterbrach die Ansage. „Rayne, bist du das? Ist Lucas bei dir?“
Rafe schluckte schwer. Darby, derselbe Nachname. Lucas stand in direkter Verbindung zu den Believers. Verdammt! Rafe legte wortlos auf.
Er hatte genug gehört.
Verschwörungstheorien wirbelten durch seinen Kopf. Kendra glaubte, sie hätte die Verbindung zu Lucas hergestellt. Aber was, wenn ihr Goldjunge sich einen Freifahrtschein aus dem Kirchenknast besorgt hatte, indem er versprach, Kendra und ihre Crew auszuliefern? Was, wenn Kendra die Believers so sehr provoziert hatte, dass jetzt mit wirklich harten Bandagen gekämpft wurde?
Rafe musste sie warnen – wenn es nicht schon zu spät war.