Donnerstag, 11. Juli 2019
Ich mag vielleicht hin und wieder aus dem Haus gehen, aber im Grunde genommen hat sich mein Leben kaum verändert. Ich lebe immer noch in meinem gewohnten Rhythmus. Ich kann die Treppe in acht Minuten und siebenundvierzig Sekunden fünfzig Mal hoch und runter laufen. Warum ins Fitnessstudio gehen, wenn ich genauso gut zu Hause schwitzen kann?
Tom kommt heute zum Mittagessen. Er ist nicht mehr im Verein der Händchenhalter, sondern macht jetzt eine Ausbildung zum psychologischen Berater. Er hat mir versprechen müssen, mich nicht zur Fallstudie zu machen. Wir sind mittlerweile Freunde geworden – richtig echte Freunde – , und außerdem hätte ich ein schlechtes Gewissen, Diane so sang- und klanglos abzuservieren.
Aber alte Gewohnheiten halten sich hartnäckig, und so haben Tom und ich unsere donnerstäglichen Verabredungen einfach beibehalten. Celeste hat heute frei und kommt dazu. Vielleicht sollte ich vorschlagen, Sandwiches zu schmieren und ein Picknick im Park zu machen. Es ist so ein schöner sonniger Tag, und ich hätte Lust, ein bisschen vor die Tür zu gehen. Beide behaupten zwar hartnäckig, bloß Freunde zu sein, aber ich habe genau gesehen, wie sie einander anschauen. Also warte ich einfach ab, denn ich bin überzeugt, daraus wird noch mehr.
Ich bin gerade dabei, den Inhalt meines Kühlschranks auf sandwichtaugliche Beläge zu inspizieren, als mein Handy plötzlich summt.
Es ist Fee. Bist du zu Hause? Ich komme rüber.
Und ich weiß, ohne den Hauch eines Zweifels, unsere Mutter ist tot.