Freitag, 19. Juli 2019
Tante Linda besteht darauf, die Beerdigung zu organisieren, und weder Fee noch ich haben etwas dagegen einzuwenden. Erstaunlicherweise hatte Mama genug Geld gespart, um sämtliche Kosten zu decken; es bleiben sogar noch ein paar hundert Pfund übrig. Wir wollen sie einem örtlichen Kinderschutzverein spenden.
Und so versammelt sich an einem nassen Sommertag eine Handvoll Leute, die wir nicht kennen, um sich von unserer Mama zu verabschieden. Der Pfarrer fasst sich kurz und bleibt im Allgemeinen – keine anrührenden Anekdoten, keine Aufzählung von Lebensleistungen, keine Erwähnung irgendwelcher besonderer menschlicher Qualitäten. Auf Fees und meine Bitte hin nennt er uns nicht namentlich.
Tante Linda ist die Einzige, die ein paar persönliche Worte sagt. Im schwarzen Kostüm steht sie vor der kleinen Trauergemeinde und trägt ein kurzes Gedicht vor, irgendwas mit Engeln.
Fee und ich gehen anschließend nicht mit den anderen in den Pub. Stattdessen fahren wir zum Strand, futtern salzige Fritten, die Füße tief im Sand vergraben, und reden nicht über unsere Mutter.
Als sie mich schließlich Stunden später zu Hause abliefert, sitzt Tom vor meiner Tür.
»Ist das der Typ, von dem du dauern erzählst?« Neugierig beguckt ihn Fee sich durchs Autofenster.
»Ja, das ist Tom.« Ich winke ihm zu, und er hebt die Hand.
»Und was läuft da zwischen euch beiden? Bist du in ihn verknallt?«
Ich muss lachen. »Himmel, nein! Er ist bloß ein guter Freund.«
»Ein Freund?«
»Ja, Fiona. Männer und Frauen können miteinander befreundet sein, weißt du.«
»Immer so progressiv, Meredith«, spöttelt sie grinsend.
»Ich bringe ihm Schwimmen bei.«
»Um diese nachtschlafende Zeit?«
»Nein, du Doofi. Heute Abend waren wir gar nicht verabredet. Er will bestimmt nur wissen, wie es mir geht.« Ich lächele ihm zu, meinem lieben Freund, der da auf meiner Schwelle sitzt.
»Na ja, vielleicht lerne ich ihn ja irgendwann auch mal kennen.«
»Bestimmt.« Ich löse den Sitzgurt. »Ich lade dich gelegentlich mal zum Essen ein, mit Tom und Celeste.«
»Wer zum Geier ist Celeste?«
»Ach, auch eine Freundin. Sie macht diese Woche ein Yoga-Retreat.«
Celeste hat mir morgens ein Foto geschickt, eine einzelne prächtige Gladiole. Die soll dir heute Kraft geben , hatte sie dazugeschrieben.
»Sie haben mich beide gefragt, ob sie heute mitkommen sollen«, erkläre ich Fee.
»Wie nett von ihnen.« Sie versteht, warum ich sie nicht dabeihaben wollte. Ich verteidige mein neues Leben und die Menschen, die dazugehören, mit Klauen und Zähnen.
»Danke für die Fritten.« Ich umarme meine Schwester kurz, dann steige ich aus und laufe zum Haus.