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Lana Rabinovich zog die Tür hinter sich zu, als sie den Duschraum betrat. In der mittleren Kabine lief immer noch das Wasser. Sie ging näher.

»Elizabeth?«

Keine Antwort.

Lana klopfte mit den Knöcheln gegen den Kachelstreifen, der die Kabinen voneinander trennte. »Elizabeth?« Sie hielt inne, lauschte, hörte nichts als das kontinuierliche Rauschen des Duschstrahles. Kein Plätschern, keine Bewegungen.

Sie schob den Vorhang auf und sah auf Elizabeths toten Körper hinab, der in Fötusstellung auf den Fliesen lag. Es war kaum Blut zu sehen – die Dusche sorgte dafür, dass der rote Strom aus dem Loch in Elizabeths Stirn fortgespült wurde.

Lana prallte nicht vor Entsetzen zurück. Sie schrie nicht nach Hilfe. Sie drehte sich nicht einmal um. Sie hob den Kopf, drückte den Rücken durch und begann mit stur geradeaus gerichtetem Blick zu sprechen. »Ich bin russische Jüdin. In Moskau ich aufgewachsen, wo ich viele meiner Leute sterben sah. Als ich Kind war, sah ich, wie zwei Männer meine beste Freundin traten, bis tot war – ihr Gesicht war nicht mehr zu erkennen, als sie fertig waren. Ich schon mein ganzes Leben bereit zu sterben – ich habe keine Angst. Nur eine Bitte habe ich. Machen Sie es nicht wie Feigling. Schießen Sie mich nicht in Rücken.« Lana drehte sich langsam um und sah sich einer Frau mit dunklen Haaren und dunklen Augen gegenüber. Die Frau hielt eine Pistole auf Lanas Schädel gerichtet.

»Ich muss schon sagen, jemand mit so viel Mut ist mir noch nie begegnet«, sagte die Frau. »Fast bedauere ich, dies tun zu müssen.«

Lanas blassblaue Augen fixierten die Frau fest und furchtlos. »Ich Leute deiner Art gesehen. Ihr seid nicht fähig zum Bedauern.«

Die Frau lächelte. »Das stimmt wohl. Und deswegen habe ich fast gesagt.« Die Frau drückte ab und schoss Lana in den Kopf. Sie war auf der Stelle tot.