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Valley Forge, Pennsylvania

Drei Monate später

Familie Lambert hatte die Hölle überlebt. Nicht nur das. Sie hatte darüber hinaus einem ihrer teuflischen Kidnapper den Garaus machen können.

James »Jim« Fannelli war tot.

Arthur »Arty« Fannelli hingegen lebte, hatte während des Vorfalls allerdings etliche Wunden davongetragen und wartete jetzt in Gewahrsam der Allegheny County Police auf seinen Prozess.

Patrick und Amy Lambert sowie ihre zwei Kinder Carrie und Caleb waren alles andere als unbeschadet davongekommen. Patrick hatte sich üble Schläge und Stichwunden eingefangen, während man Amy aus nächster Nähe in die Brust geschossen hatte. Und schließlich waren da noch die psychischen Folgeschäden, verheerender als die physischen.

Da die Lamberts durchschnittliche, unbescholtene und geruhsame Vorstädter waren, wurden ihnen nach den erlittenen Qualen nachdrücklich mehrere therapeutische Maßnahmen ans Herz gelegt. Patrick brachte beim entsprechenden Vorbereitungsgespräch einen der Ärzte zum Lachen, als er sagte, dieses Angebot wäre, wie einen nach langer Zeit auf See heimkehrenden Matrosen zu fragen, ob dieser Lust auf eine Nummer hätte.

Dementsprechend absolvierte die Familie in den drei Monaten, die den grauenvollen Ereignissen am Crescent Lake folgten, etliche psychotherapeutische Sitzungen.

Es überraschte keinen der Beteiligten, dass sich die Dinge von Anfang an schwierig und heikel gestalteten. Dr. Janet Stone erklärte, ihre seelischen Traumata würden ihnen in unmittelbarerer Zukunft mehr oder weniger stark zu schaffen machen, doch nach und nach zu nichts weiter als bösen Erinnerungen verblassen, auf welche die alte Weisheit zutraf: Die Zeit heilt alle Wunden. Sogar die siebenjährige Carrie, die vom ersten Tag an von Albträumen geplagt wurde, würde der Prognose Dr. Stones zufolge dieser Entwicklung folgen – das kleine Mädchen hatte die Jugend auf ihrer Seite.

Die Stimmigkeit dieser Ausführungen wurde besonders durch den vierjährigen Caleb belegt. Schon eine knappe Woche nach der Rückkehr in die heimische Geborgenheit schien der Vorfall aus seinem Gedächtnis gelöscht. Es war fast, als wäre der Junge diesen Gräueln niemals ausgesetzt gewesen. Bis er eines Abends mehr als ein Dutzend Reißnägel in Amys Hausschuh platzierte, die ihren Fuß in Fetzen rissen. Ein Scherz, von dem Caleb dachte, seine Mommy fände ihn lustig. Das tat sie ganz und gar nicht, sondern konsultierte stattdessen umgehend einen von Dr. Stone empfohlenen Kinderpsychologen. Caleb Lamberts Termin war für sieben Uhr abends angesetzt.