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Das Licht im Schlafzimmer war ausgeschaltet, doch Patrick und Amy schliefen nicht. Sie lagen flach nebeneinander auf dem Rücken und starrten zur dunklen Decke empor, als könnten dort plötzlich Antworten aufblitzen.

»Ich dachte, wir wären dabei, Fortschritte zu machen«, sagte Amy.

Patrick hielt die Augen zur Decke gerichtet. »Das tun wir … Dr. Bogan meint …«

»Hast du nicht gehört, was Carrie zu Caleb gesagt hat? Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt.«

»Ihre Albträume sind nichts Neues. Dr. Stone meinte, sie würden nach und nach verschwinden. Jetzt ist es notwendig, dass wir Carrie erklären, warum Caleb das getan hat, und ihr helfen, es zu verstehen, so wie Dr. Bogan uns geholfen hat, es zu verstehen.«

»Vielleicht sollte Carrie mit Dr. Bogan sprechen. Vielleicht kann er es ihr erklären.«

»Meinst du nicht, es wäre besser, wenn sie es von ihren eigenen Eltern hört?«

Amy erwiderte nichts darauf.

Patrick rollte sich zu ihr hinüber. Sie schmiegte sich in Löffelchenstellung an ihn, und er gab ihr einen Kuss auf den Hinterkopf. »Wir machen Fortschritte. Dr. Bogans Ausführungen waren eine große Erleichterung, keine Frage, aber du und ich, wir kennen unseren Sohn; tief in unseren Herzen wissen wir, dass er dir diesen Scherz nicht aus mutwilliger Bösartigkeit gespielt hat. Alles, was wir brauchten, war Bestätigung … und die haben wir heute bekommen.« Er küsste erneut ihren Kopf.

»Ich will einfach nur, dass alles vorbei ist«, sagte sie.

»Es ist vorbei. Glaubst du, Jim wird wieder lebendig? Glaubst du, Arty spaziert in der nächsten Zeit frei rum?«

»Was ist mit dem Prozess?«

»Was soll damit sein? Ist mir egal, auf welche Form von Unzurechnungsfähigkeit sein Drecksack von Rechtsanwalt plädiert. Sie werden einen Scheiß dadurch erreichen.«

»Ich will das alles nicht noch mal durchleben.«

Patrick drückte seine Frau sanft. »Es wird kein Spaziergang werden. Aber wenn wir überleben können, was wir erlebt haben, können wir definitiv auch die Erinnerung daran ertragen.«

Sie seufzte schwer, während sein Arm ihren Körper auf und ab strich. »Mag sein.«

Er drehte sie herum, sodass sie ihm ihr Gesicht zuwandte. »Lass es uns aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Nehmen wir es als finales ›Fickt euch‹.«

»Als was?«

»Als finales Fickt euch. Wir sind gegen diese verrückten Wichser in ihrem eigenen Spiel angetreten und haben gewonnen, oder?«

Amy nickte in ihr Kissen.

»Nun, dann lass uns ohne Angst vor quälenden Erinnerungen in den Zeugenstand treten. Du kennst Arty. Du weißt, was für ein geistesgestörter Perverser er ist. Es würde ihm gefallen. Angst zu zeigen, wäre so, als gratulierte man seinen Feinden dazu, was sie für würdige Gegner waren. Nein – im Krankenhaus waren wir diejenigen, die zuletzt gelacht haben, als wir dem Arschloch verraten haben, dass er adoptiert wurde. Und wir werden wieder zuletzt lachen. Treten wir vor Gericht, Kopf hoch, Brust raus, und schauen wir dem Scheißkerl geradewegs in die Augen, wenn wir aussagen. Wir werden unserem Gegner nicht gratulieren, sondern ihm unseren Sieg mit Schmirgelpapier in sein hässliches Fischgesicht reiben. Wir werden diesem Stück Scheiße dabei sogar zuzwinkern.«

Sie lachte.

»Wir haben gewonnen, Baby«, sagte er. »Wir haben den Krieg gewonnen. Aber es gibt keinen Krieg ohne Opfer. Im Augenblick pflegen und päppeln und betrauern wir die auf unserer Seite … was Arty-Scheiß-Fannelli allerdings niemals erfahren wird.«

Sie lachte erneut und küsste ihn. »Ich liebe dich.«

Er streichelte ihre vernarbte Brust: Mehrere Monate nach der Operation war lediglich ein leicht erhobener rosafarbener Kreis von der Größe eines Fünf-Cent-Stückes zurückgeblieben. »Das ist dein ganz persönliches Ehrenabzeichen«, sagte er.

»Ich finde, du streichelst mein Abzeichen ein bisschen zu lange. Es schwappt langsam ins Unangemessene.«

»Schiere Bewunderung.«

»Soweit ich weiß, hast du dein eigenes«, sagte sie. Amy schob ihre Hand unter das Laken und ließ ihre Finger über die Narbe auf Patricks Bauch gleiten. »Dein Abzeichen ist auch einigermaßen beeindruckend, wie ich zugeben muss.« Ihre Hand kroch weiter südwärts.

Inzwischen hatte sich Patricks Hand von ihrer Narbe entfernt und bewegte sich ebenfalls nach unten.

»Das finale ›Fickt euch‹, ja?«, sagte sie.

»Das finale ›Fickt euch‹«, wiederholte er.

»Gefällt mir.«

Patricks Hand erreichte ihr Ziel zuerst. »Du gefällst mir«, flüsterte er und schob einen unschuldigen Finger hinein.

Amy stöhnte leise. Dann fand ihre Hand ihr Ziel. »Mmmh … das gefällt mir«, sagte sie, als sie ihn ergriff und zu massieren begann.

Zum ersten Mal seit Crescent Lake hatten Amy und Patrick formidablen Sex.