60
West Virginia
Einen Monat später
Monica Kemp zog den Reißverschluss ihrer Tasche zu. Artys Flucht war einen Monat her. Die Fahndung lief natürlich noch, aber nicht flächendeckend. Monicas und Johns Gefühl nach war genug Zeit vergangen, um sich wieder an die Informationsbeschaffung zu machen – zum Beispiel Bewegungsmuster und Alltagsabläufe zu eruieren, durch die sich günstige Gelegenheiten ergeben mochten.
»Hast du alles?«, fragte John.
»Fast.« Monica ging durch das Hotelzimmer zur Kommode und überprüfte ihre Canon mit dem 600-Millimeter-f/4-Objektiv. Sie hob die Kamera ihrem Vater und Bruder entgegen und sagte: »Mit diesem Schätzchen könnte man eine Nahaufnahme vom Saturn schießen.«
»Will ich wissen, wie viel das Ding gekostet hat?«, fragte John.
»Nicht, wenn du noch mal ruhig schlafen willst.«
»Komikerin.«
»Bist du sicher, dass du sie nicht begleiten willst?«, fragte Arty.
»Sie hat diesen Überwachungs-Krempel weit besser drauf als ich. Mir fehlt dazu die Geduld. Abgesehen davon – ich muss mich um den neuen Transporter kümmern. Wenn heute alles gut läuft, wäre es nett, ihn eher früher als später zu haben.«
Artys Blick streifte erst Monica und fiel dann wieder auf John. »Was, wenn der Fall ›früher‹ eintritt? Was, wenn sie Hilfe braucht?«
Monica grinste ihren Vater an, der das Grinsen erwiderte.
»Du kennst unsere Familie noch immer nicht so richtig, mein Sohn«, sagte John. Daraufhin zeigte er auf Monica, die gerade den Schalldämpfer auf ihre geliebte Glock schraubte. »Dieser Todesengel von Tochter ist das Letzte, um das ich mir Sorgen machen muss.«