»Let’s drill, baby, drill, not stall, baby, stall – you betcha!«
Sarah Palin, republikanische US-Politikerin12
Wie BP die größte Ölpest aller Zeiten im Meer versteckte
Die Abendsonne erleuchtet die pastellfarbenen Holzhäuser, die auf Stelzen über dem Strand stehen. Pelikane schweben in Formation über eine goldene Welle, leise hört man das Summen ihres Flügelschlags. Ein Delfin hüpft dem roten Feuerball entgegen, der jeden Moment in den Golf von Mexiko zu plumpsen scheint. Aber für dieses Naturschauspiel hat Scott Porter gerade gar keinen Sinn. Vielleicht weil kaum einer so gut weiß wie er, dass diese Idylle trügt. Folgt man seinem Blick, erkennt man weit hinten am Horizont eine Reihe von Giganten im Meer stehen: Ölbohrplattformen.
Wir sind auf Grand Isle, einer Insel im Golf von Mexiko, 170 Kilometer südlich von New Orleans. Porter hält eine Lampe in den Händen. Unter dem Arm trägt er eine Kiste, darin einige in Alufolie eingewickelte Objekte. Aus seiner Jackentasche lugen Schutzhandschuhe. »Da vorn, ein kleines Stück rechts vom Steg«, sagt er und stapft voran zum Wasser. Dunkel heben sich hier schwarze Klumpen vom hellen Sand ab, wie verkohlte Holzstücke sehen manche aus, manche wie geschmolzene Autoreifen. Ich bücke mich nach einem großen Exemplar. »Nicht anfassen!«, ruft Scott Porter. Erst als ich Handschuhe angezogen habe, darf ich den Klumpen aufheben. Er fühlt sich an wie Gummi und riecht seltsam. Porter schiebt mich sanft zur Seite. Unter meinen Füßen liegt ein weiterer schwarzer Brocken. »Das sind Teerklumpen. Hochgefährlich. In ihnen versteckt sich Vibrio Vulnificus, ein fleischfressendes Bakterium. Wenn das in den Körper gelangt, kann man davon eine Blutvergiftung bekommen, die so aggressiv ist, dass man Arme oder Beine amputieren lassen muss. Oder daran stirbt.«
Die schwarzen Teerklumpen, die hier im Süden des US-Bundesstaates Louisiana, Tag für Tag an den Strand gespült werden, sind lediglich die sichtbaren Überbleibsel der schlimmsten Ölpest in der Geschichte und der wohl verheerendsten Umweltkatastrophe in den Vereinigten Staaten.
Am 20. April 2010 explodierte rund 70 Kilometer von der Küste entfernt im Golf von Mexiko die Ölbohrplattform Deepwater Horizon. Elf Arbeiter kamen ums Leben. Binnen weniger Tage wuchs der Ölteppich rund um die Plattform auf die Größe der Insel Hawaii heran. Weil es BP über 87 Tage nicht gelang, das Bohrloch im Macondo-Ölfeld eineinhalb Kilometer unter der Meeresoberfläche zu schließen, strömten 780 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko – fast zwanzig Mal so viel wie bei der Havarie des Öltankers Exxon Valdez 1989. Damals hatte das Öl rund 2 000 Kilometer der Küste von Alaska verseucht und eine Viertelmillion Seevögel umgebracht. Fast dreißig Jahre später sind die sozialen und ökologischen Auswirkungen dort immer noch zu spüren: Trotz intensiver Reinigung finden sich Reste von Öl.
Im Golf von Mexiko aber ist alles wieder in bester Ordnung. Das sagen jedenfalls BP und die Behörden. Daher stellt der Ölkonzern die Aufräumarbeiten schon 2014 ein. Im März 2015, nur fünf Jahre nach der Explosion der Plattform, legt BP einen Abschlussbericht über die Folgen der Katastrophe vor. Offenbar ist der Strand des knallblauen Meeres jetzt so schneeweiß wie der Reiher, der im sattgrünen Marschland steht. Das zeigen jedenfalls die Fotos auf dem Umschlag des BP-Reports »Gulf of Mexiko: Environmental Recovery and Restoration«. Nach den darin ausgewerteten Untersuchungen sind die betroffenen Regionen im Golf von Mexiko, Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida, »wieder in den Zustand vor der Ölpest zurückgekehrt«.13 Natur und Ökosysteme hätten keine signifikanten Langzeitschäden davongetragen; die meisten Umweltschäden seien unmittelbar nach dem Unglück aufgetreten, heißt es.
Weiterhin gebe es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Meeressäuger (wie Delfine und Wale) Schaden genommen hätten, genauso wenig wie Korallen oder Seevögel. Die Qualität von Stränden und Wasser sei wiederhergestellt, der Tourismus auf Rekordhöhe, Fische und Meeresfrüchte könne man bedenkenlos essen, die Fischerei sei wieder auf dem gleichen Niveau wie vor der Katastrophe. Der Golf von Mexiko, verkündet BP, als wäre es eine Siegerehrung, habe seine Widerstandskraft bewiesen. Würde man noch Öl finden, dann müsse das andere Ursachen haben.
Scott Porter glaubt von all dem kein Wort. Der 49-jährige Meeresbiologe und Taucher ist der Gründer von Ecorigs. Diese Non-Profit-Organisation baut auf umweltverträgliche Weise Bohrinseln ab. Heute sind Porter und seine Kollegen vor allem damit beschäftigt, Beweise dafür zu sammeln, dass die Ölpest bei Weitem nicht so spurlos an ihrer Heimat vorbeigegangen ist, wie BP und die Behörden es behaupten. »Sie sagen, alles sei sauber, aber wir wissen, dass das nicht der Fall ist. Wir haben auf die Verschmutzung hingewiesen, aber niemand sieht hin oder hört zu«, sagt Porter. Ihre Belege haben er und seine Kollegen in Wissenschaftsmagazinen veröffentlicht.14 Porter selbst filmte das marine Leben kurz nach der Katastrophe und drei Jahre später. Unmittelbar nach der Ölpest fand er noch Korallen an Plattformen nahe der Unglücksstelle und eine Menge verschiedener Fische, »es sah toll aus, ich kam mir vor wie Alice im Wunderland«. Doch drei Jahre später waren die Korallen abgestorben und die Fische verschwunden, es wirkte wie eine Geisterstadt unter Wasser.15
Als die Nationale Ozeanbehörde (NOAA) auf seine Beobachtungen an den Korallen aufmerksam wurde, stellte sie einen Forschungsauftrag in Aussicht. NOAA organisierte gemeinsam mit BP im National Ressourcese Damage Assessment (NRDA) die Reinigungsarbeiten nach der Ölpest. In ihrem Auftrag sammelte Porter kurz nach der Katastrophe Proben von Korallen, die an Ölplattformen in der Nähe von Deepwater Horizon wuchsen. Doch nachdem er die Proben abgegeben hatte, habe er nie wieder von der Behörde gehört. »Soweit ich weiß, sind wir im Bundesstaat Louisiana die Einzigen, die immer noch nach Öl suchen. Aber leider haben uns die Regierungsvertreter im Stich gelassen. Sie verfolgen unsere Untersuchungen nicht weiter.«
Mittlerweile ist es dunkel, und Porter packt im Schein seiner Stirnlampe die Kiste aus. Er legt die Korallen, Muscheln und Teerklumpen aus seinem Labor in den Sand. Dann löscht er das Licht und richtet seine Schwarzlichtlampe auf einen der Teerklumpen. Dieser leuchtet orange und grün. UV-Licht wird eingesetzt, um undichte Stellen in Diesel- oder Gasleitungen zu finden. Es lässt Kohlenwasserstoffe, wie sie in Erdöl und Erdgas enthalten sind, in Orange- und Gelbtönen leuchten. »Merkt euch diese Farben hier, orange und ein bläuliches Grün«, sagt er, »danach suchen wir. Sie sind der Beleg dafür, dass es wir es mit Öl von BP zu tun haben.« Die grüne Farbe sei ein Hinweis auf Glykol. Glykol wiederum ist im Dispersionsmittel Corexit enthalten. Diese Chemikalie hat BP in riesigen Mengen auf das ausgetretene Öl gesprüht, um es in winzige Tröpfchen zu zersetzen. »Der Einsatz von Glykol nach Deepwater Horizon ist der einzige, den es hier gegeben hat. An diesen Farben kann man erkennen, dass es mit Corexit besprühtes Öl ist, also stammt es von BP. Es liegt außerdem im selben Farbspektrum wie die Ölproben, die wir nach der Katastrophe entnommen haben und deren Fingerabdruck von BP wir in einem Labor haben erstellen lassen.«
Jedes Öl hat einen charakteristischen Fingerabdruck, mit dem nachgewiesen werden kann, aus welchem Bohrloch es stammt. Um alle Proben, die sie sammeln, in einem Labor testen zu lassen, müsste Porters NGO viel Geld bezahlen. Deshalb wenden sie die UV-Licht-Methode an. Porter greift nach einem neuen Teerklumpen, der am Strand liegt. »Wir hatten noch nie solche Mengen von Teerklumpen hier wie nach Deepwater Horizon«, sagt er. Er bricht den Placken auseinander und strahlt ihn an, er leuchtet orange und grün. Die Korallen und Austernschalen, die er mitgebracht hat, haben die Farbe, die auf mit Gift vermischtes BP-Öl hinweisen: »Diese Austern hier, die habe ich direkt bei einem Fischer gekauft. Die waren für den Verzehr gedacht. Ich liebe Austern, aber ich trau mich nicht mehr, sie zu essen.«
Er hält inne und schaut auf die See. In der Ferne sieht man die Lichter der Fischerboote, dahinter leuchten winzig klein die Bohrinseln. Mehr als 3 000 davon gibt es im Golf von Mexiko. In den 15 Jahren vor der Katastrophe hat es bereits 79 Störfälle mit Ölaustritt gegeben, weil die Betreiber die Kontrolle über das Bohrloch verloren hatten.
Porter fröstelt in seinem dünnen Hemd, der scharfe Abendwind rupft Haarsträhnen aus dem Zopf, der unter seiner Baseballkappe hervorschaut. »Die Frage ist doch: Warum ist eigentlich die Regierung nicht hier draußen und schaut sich das mit uns an? Es wäre doch keine große Sache für sie, hier Proben zu entnehmen und den Fingerabdruck erstellen zu lassen.« Seine warme, ruhige Stimme bekommt jetzt einen härteren Ton, er ist wütend. »Natürlich gibt es keine Hinweise, wenn man nicht danach sucht – oder an den falschen Stellen. Sie könnten all diese Teerklumpen hier einsammeln und testen. Aber sie tun es nicht.«
Er steht auf und lässt das Schwarzlicht wortlos über den Strand gleiten. Der Boden leuchtet orange. Wir sehen Abdrücke von kleinen Füßen: Ein Kind ist hier barfuß entlanggelaufen. Die Spuren verlieren sich im Seegras, das bläulich grün fluoresziert. »Seht ihr?«, sagt Porter, »das ist das, was ich meine. Jemand muss doch etwas tun!«
BP – die Mutter des Greenwashings
»Unser Ziel ›keine Unfälle, keine Schäden für Menschen und keine Zerstörung der Umwelt‹ ist die Grundlage der BP-Aktivitäten.«16 So steht es im BP-Nachhaltigkeitsbericht 2009. Er erschien nur zwei Wochen vor dem Desaster im Golf von Mexiko. Heute klingen diese Worte wie blanker Hohn. Doch damals gab sich BP noch quasi als Ökounternehmen aus. Zehn Jahre vor der Explosion von Deepwater Horizon hatte sich der Konzern für 200 Millionen Dollar ein grünes Image zimmern lassen. Die Agentur Ogilvy & Mather (Motto: »We make brands better«) ersann die Namensänderung. Aus British Petroleum wurde Beyond Petroleum (»über Erdöl hinaus«), und das Logo verwandelte sich von einem trutzigen grün-gelben Ritterschild in eine freundliche grün-gelbe Sonne. BP versprach eine »Low-Carb-Diät« und behauptete, verstärkt in Solar- und Wind-Energie investieren zu wollen. »Windkraft: eine Idee, der wir Flügel verleihen.« »Die Kraft der Sonne stecken wir in die Zelle.« So schrieb BP es auf Plakate und verzierte sie mit Blumen und Sonnen. »BP kann ein Freund sein, indem es Konsumenten zuhört und mit menschlicher Stimme spricht«, sagte Michael Ian Kaye, der bei Ogilvy & Mather den Imagewechsel von BP besorgte, in einem Interview mit der New York Times.17
BP feierte sich fortan als »weltgrößtes Solarunternehmen« und schraubte demonstrativ Solarzellen auf Tankstellendächer. Die Kosten für BP blieben dabei überschaubar: Der Ölkonzern hatte 1999 einfach die Photovoltaikfirma Solarex aufgekauft – für weniger als ein Viertel dessen, was die Imagekampagne gekostet hatte. Eine homöopathische Investition im Vergleich zur Übernahme der Atlantic Richfield Corporation (ARCO) im selben Jahr: BP hatte sich den US-amerikanischen Ölkonzern für satte 26,5 Milliarden Dollar einverleibt, um das Ölfördergeschäft zu erweitern. In seine offensiv beworbene Sparte »Alternative Energien« stecke BP jedoch von 2005 bis 2009 insgesamt lediglich 2,9 Milliarden Dollar, laut Wall Street Journal magere 4,2 Prozent aller Investitionen in diesem Zeitraum. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2007, dem Jahr, in dem der Weltklimarat der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) mit seinem vierten Bericht belegte, dass der Klimawandel menschengemacht ist und schneller voranschreitet als gedacht, machte BP einen Gewinn von 20,5 Milliarden Dollar. 19 Milliarden davon stammten aus der Förderung und Verarbeitung von Erdöl.
Im selben Jahr stieg der grün geläuterte Konzern BP in das Geschäft mit dem Ölsandabbau in Kanada ein. Das Ziel: Öl aus Teersand zu gewinnen. Dafür benötigt wird eine der gefährlichsten, giftigsten, klimaschädlichsten und schmutzigsten neuen Technologien. Laut einem EU-Bericht werden durch Teersand ein Viertel mehr Treibhausgasemissionen im Vergleich zu konventionellem Öl produziert.18
Dabei hatte der ehemalige BP-Vorstandschef John Browne zehn Jahr zuvor, im März 1997, als erster Konzernboss den menschengemachten Klimawandel offiziell anerkannt. Für ihn gebe es dafür »zunehmende Beweise«, sagte Browne, es sei »wenig weise und potenziell gefährlich«, sie zu ignorieren. BP wolle sich künftig der »Verantwortung für die Zukunft und eine nachhaltige Entwicklung« stellen. Lippenbekenntnisse dieser Art sind längst Standard jeder Konzernkommunikation. Man wird heute kein Unternehmen mehr finden, das seine »Verantwortung« und seine Bemühungen um Nachhaltigkeit nicht bereits auf der Startseite seiner Internetpräsenz betonen würde.
Ende der neunziger Jahre jedoch – und für BP zumal – war eine solche Ankündigung spektakulär. Denn damals investierte die Automobil-, Chemie- und Energieindustrie noch viel Geld in Lobbygruppen und Think Tanks, die den Klimawandel leugneten, und versuchten, staatliche Klimaschutzmaßnahmen zu verhindern. Bis 2002 kämpfte die Global Climate Coalition dabei an vorderster Front, zu deren Mitgliedern bis 1997 auch BP gehörte.19 In diesem Jahr wiederum beschlossen die Vereinten Nationen mit dem Kyoto-Protokoll das erste Abkommen, das völkerrechtlich verbindliche Ziele zur Treibhausgasreduktion der Industrieländer vorschrieb. Sich selbst als Klimaretter zu inszenieren war von nun an die viel wirksamere Propaganda, um strenge Auflagen der Politik abzuwenden. »BP entdeckte diese Strategie als erster Ölkonzern und setzte sie bis zur Perfektion um. Regelmäßig plädiert BP, der Staat möge doch bitte auf Gesetze und Vorschriften verzichten und sich stattdessen auf Selbstverpflichtungen der Industrie verlassen – was umso überzeugender klingt, je grüner das eigene Image ist«, schreibt der Journalist Toralf Staud, der das preisgekrönte kritische Blog Klima-Lügendetektor mitbegründete.20
Verdeckt unter dem grünen Mäntelchen, kämpfte BP allerdings dafür, Ölförderbeschränkungen in Naturreservaten aufzuheben. Laut Center for Responsive Politics gab BP parallel zur grünen Imagepflege zwischen 2005 und 2010 rund 40 Millionen Dollar für Lobbyismus in Washington aus. Ein halbes Jahr nach der Katastrophe im Golf von Mexiko fand das Climate Action Network Europe heraus, dass BP und andere Konzerne vor den US-Kongresswahlen mit insgesamt 240 200 Dollar jene Senatoren unterstützten, die den Klimawandel leugneten und Barack Obamas Klimapolitik verhindern wollten. 80 Prozent der Wahlkampfspenden der im NGO-Bericht genannten Konzerne seien an Senatskandidaten geflossen, die sich gegen die Klimapolitik der USA ausgesprochen hatten.
Greenwashing hat eine lange Geschichte. Sie beginnt in den sechziger Jahren, als sich in den USA die Umwelt- und Anti-Atomkraft-Bewegung formte. Die Industrie reagierte mit einer Gegenerzählung, schmückte ihre Werbung mit Bildern schöner Natur und betonte ihr Engagement für den Umweltschutz. Je verheerender die Umweltkatastrophen ausfielen – etwa in Seveso (10. Juli 1976: Freisetzung des hochgiftigen Dioxins TCDD), in Bhopal (3. Dezember 1984: chemische Katastrophe in einer Fabrik von Union Carbide, Tochterfirma von Dow Chemical), in Tschernobyl (26. April 1986: Nuklearkatastrophe in Block 4 des Kernkraftwerks) und bei der Havarie der Exxon Valdez (24. März 1989: Öltanker läuft vor Alaska auf Grund) – und je mehr die Umweltbewegungen in den siebziger und achtziger Jahren den Menschen zu einem kritischen Bewusstsein gegenüber der Industrie verhalfen, desto stärker reagierte diese mit grüner Werbung. Jerry Mander, der einst als Werbeprofi solche Kampagnen entwickelte und sich dann zum Umweltaktivisten wandelte, fand dafür den Begriff Ecopornography. In seinem gleichnamigen Essay von 1972 schätzt er, dass bereits damals Öl-, Chemie- und Autokonzerne mit Industrieverbänden und Energieversorgern eine Milliarde Dollar pro Jahr in Greenwashing investierten, »um das Wort ›Ökologie‹ und jegliches Verständnis davon zu zerstören«.21
Die Kampagne von BP war eine regelrechte Greenwashing-Revolution: BP hatte ja nicht schlicht versucht, das Ölgeschäft selbst als umweltfreundlich darzustellen und grünes Benzin zu verkaufen. Nein, der damals zweitgrößte Ölkonzern der Welt verwandelte sich gleich in einen Vorreiter der erneuerbaren Energien. Für diesen PR-Coup bekamen Ogilvy & Mather selbstverständlich einen Preis – und die Industrie hatte eine Blaupause für Kampagnen ähnlichen Zuschnitts. BP konnte ökologisch hochriskante Ölgeschäfte weiterführen, ohne von der Politik behelligt zu werden. Es war also kein Widerspruch, sondern nur folgerichtig, dass ausgerechnet die Mutter des Greenwashing die größte Ölpest aller Zeiten verursachen sollte.
Die Wahrheit hinter den Beteuerungen des Konzerns von Verantwortung und Nachhaltigkeit zeigte sich bereits 2005: Eklatante Sicherheitsmängel führten dazu, dass in Texas City die größte Ölraffinerie von BP explodierte. Fünfzehn Arbeiter starben, hundertachtzig wurden verletzt. Ein Jahr später liefen aus einer defekten BP-Pipeline im Ölfeld Prudhoe Bay in Alaska eine Million Liter Öl in den Pazifik.
Auch die Katastrophe von Deepwater Horizon war keine »Tragödie«, wie BP behauptete, sondern das vorhersehbare Ergebnis haarsträubender Schlampereien seitens des Ölkonzerns, der Betreiberfirma Transocean und der Firma Halliburton, die eine falsche Zementmischung zur Abdichtung des Bohrlochs geliefert hatte, sowie der Behörden, die alle Augen zudrückten. Anfangs versuchte BP noch, die Schuld von sich zu weisen. Aber während jeden Tag Millionen Liter Öl ins Meer strömten, sickerten nach und nach Beweise an die Öffentlichkeit, dass BP wissentlich schwere Fehler begangen hatte.
Seit Februar 2010 hatte Deepwater Horizon im Auftrag von BP Erkundungsbohrungen im Macondo-Ölfeld durchgeführt. Bis zu 5 500 Meter unter den Meeresboden war die Explorationsplattform der Firma Transocean vorgedrungen. Doch zeitliche Verzögerungen trieben die Bohrkosten und die Leasinggebühr der Plattform für BP in die Höhe. Obwohl es bereits ungewöhnlich viele Gaseinbrüche gegeben hatte, machten sie weiter. Die Arbeiter sprachen bereits vom »Well of Hell«, dem »Bohrloch der Hölle«. Die Bohrung war so gut wie beendet, als es nach einem starken Druckanstieg zum Blow-out kam: Eine Fontäne von Bohrschlamm, Gas und Öl schoss aus dem Bohrloch, das Gas entzündete sich und setzte die Plattform in Brand. Der sogenannte Blow-out-Preventer, eine automatische Schutzvorrichtung, die das Loch am Meeresboden im Katastrophenfall schnell verschließen sollte, funktionierte genauso wenig wie die manuelle Notabschaltung. Auch wichtige Bauteile zur Abdichtung der Bohrstelle, sogenannte Centralizer, passten nicht oder fehlten ganz. »Was soll’s«, schrieb diesbezüglich BP-Ingenieur Brett Cocales vier Tage vor der Katastrophe an seinen Kollegen Brian Morel. »Ende der Geschichte, wahrscheinlich wird’s hinhauen.« Die E-Mail ist im Abschlussbericht zitiert, den eine siebenköpfige Untersuchungskommission im Auftrag von Präsident Barack Obama erstellte.22 Ihr Fazit: »Es wurde schockierend schnell klar, dass die Industrie Milliarden auf die Technologie für Tiefwasserbohrung verwandte, aber so gut wie nichts ausgab, um einen Plan B für die gänzlich absehbaren Konsequenzen einer enormen Ölkatastrophe zu schaffen.«
Corexit oder Die Katastrophe nach der Katastrophe
Nur zwei Tage nach der Explosion von Deepwater Horizon begann im Golf von Mexiko das nächste Umweltdesaster. Wissenschaftler wie Scott Porter, Mediziner, Umweltorganisationen, Fischer und Anwohner glauben, dass es sogar noch schlimmer war als die Ölpest selbst. Am 22. April, dem Tag, an dem die Plattform im Meer versank, begann BP bereits damit, den Ölteppich mit Corexit zu besprühen. Das hatte die Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) genehmigt, denn nach dem Clean Water Act und dem Oil Pollution Act ist Corexit zur Bekämpfung von Öl auf der Wasseroberfläche zugelassen. Die entsprechenden Gesetze waren nach dem Tankerunglück der Exxon Valdez verabschiedet worden. Dort kam das Dispersionsmittel, das der Ölkonzern Exxon entwickelt hat, erstmals zum Einsatz. Doch während in Alaska 20 800 Liter Corexit ausgebracht wurden, waren es im Golf von Mexiko sieben Millionen. Dabei war zu diesem Zeitpunkt gar nicht ausreichend erforscht, welche Langzeitwirkungen das zeitigen würde. Was passierte, wenn man das Gift unter Wasser anwendete? Dazu gab es keinerlei Untersuchungen. Trotzdem wurde die Variante Corexit EC9527A am Bohrloch von Deepwater Horizon ausgebracht. Ein so gigantisches wie fatales Experiment, warnten bereits damals Toxikologen und Meeresbiologen – darunter Rick Steiner, der die UN bei Ölkatastrophen berät, Richard Charter, Meeresbiologe und Berater der NOAA, sowie Ron Tjeerdema, Chef des Instituts für Umwelttoxikologie an der Universität von Kalifornien. Sie waren davon überzeugt, dass das Gift dem Ökosystem des Meeres dauerhaft Schaden zufügen würde.23 Manche sagten ein »Tschernobyl unter Wasser« voraus.
BP dagegen behauptete, Corexit sei »so harmlos wie Spülmittel«. Warum aber war das Gift dann in Großbritannien, dem Sitz des Unternehmens, schon viele Jahre verboten? So, wie ein Spülmittel Fett löst, sollte Corexit das Öl in winzige Teile auflösen, die dann von Mikroben gefressen würden. Damit, so behaupteten BP und die Behörden, verhindere man, dass noch mehr Öl an Land getrieben werde und die Küste verseuche. Man wolle das Öl so weit wie möglich vor der Küste abfangen, hieß es. Mag sein, dass die Regierung von der verzweifelten Hoffnung getrieben war, der Katastrophe nicht völlig hilflos ausgeliefert zu sein, war man doch selbst nicht in der Lage, das Desaster zu stoppen. Man verfüge nicht über die nötigen Geräte und Erfahrungen, um auf BPs Beitrag im »Kampf gegen die Ölpest« verzichten zu können, sagte Admiral Thad Allen. Der Chef der US-Küstenwache leitete im Auftrag von Präsident Barack Obama den Einsatz gegen die Ölkatastrophe. Anfangs hatte Obama noch vollmundig behauptet, seine Regierung werde die Golfküste »in besserem Zustand als zuvor hinterlassen«. Nur drei Wochen vor der Explosion der Deepwater Horizon hatte Präsident Obama allerdings noch verkündet, er werde bislang geschützte Gebiete für weitere Ölbohrungen vor der Küste öffnen. Die Praxis sei nicht so gefährlich, wie er gedacht habe: »Bohrplattformen verursachen heute generell keine Ölpest, sie sind technisch sehr fortgeschritten.« Genau das hatte auch BP immer wieder behauptet.
Der naive Glaube daran, dass man die Natur mittels ausgefeilter Technologie beherrschen könne, und das Gottvertrauen in BP hatten dazu geführt, dass die damals zuständige Behörde des Innenministeriums einfach darauf verzichtete, dass BP einen Notfallplan für Unfälle vorlegt. Ein solcher war zwar für viele Plattformen im Golf von Mexiko vorgeschrieben. Aber die Behörde hatte blind geglaubt, dass ein großer Ölunfall unwahrscheinlich bis unmöglich sei. Die Bohrinsel war ja auch weit genug im Meer. Selbst im Falle einer Ölpest, so sagte man, müsse man sich also nicht sorgen, dass die Küstenregion betroffen sein werde. Folglich lag es wohl auch im Interesse der Regierung, dass BP die riesige Katastrophe kleinredete. »Im Moment sieht es danach aus, dass die Umweltauswirkungen sehr, sehr gering sein werden«, sagte der damalige BP-Chef Tony Hayward am 18. Mai.24
Einen Tag später wurde es der EPA anscheinend doch mulmig. Sie forderte den Ölkonzern auf, ein weniger giftiges Mittel als Corexit zu verwenden und den Einsatz auf Ausnahmen zu beschränken. Doch BP setzte sich darüber hinweg. Corexit verursache weniger Langzeitschäden und sei wirkungsvoller als andere Mittel, teilte BP der Umweltbehörde mit. Tatsächlich hatte BP bereits alle Corexit-Reserven aufgekauft. Zum damaligen Zeitpunkt saß BP sogar im Aufsichtsrat des Corexit-Herstellers, der Firma Nalco in Naperville im Bundesstaat Illinois. Der Verkauf von Corexit brachte Nalco allein bis Mitte Mai einen Umsatz von 40 Millionen Dollar ein.
»Die Gefährdung durch Corexit herunterzuspielen ging Hand in Hand mit der Falschinformation, die BP über das Ausmaß der Umweltverschmutzung verbreitete«, schrieb der amerikanische Journalist Mark Hertsgaard 2013 in seinem investigativen Report für die amerikanische Newsweek und die deutsche Zeit.25 Im April und Mai 2010 habe BP laut einer internen E-Mail geschätzt, dass »aus der unkontrolliert sprudelnden Ölquelle« täglich zwischen 62 000 (ca. zehn Millionen Liter) und 146 000 Barrel Öl (ca. 23 Millionen Liter) austreten würden. Doch gegenüber Regierung und Medien habe BP nur von 5 000 Barrel (ca. 800 000 Liter) pro Tag gesprochen. Logisch, denn jedes einzelne Barrel Öl hätte die Strafzahlung und Schadensersatzforderungen an BP in die Höhe getrieben. »Der Konzern behauptete öffentlich, es trete viel weniger Rohöl aus, als die eigenen Fachleute vermuteten, und zugleich sorgte das Mittel Corexit dafür, dass es an der Wasseroberfläche und an den Stränden auch danach aussah«, schreibt Hertsgaard. Mit anderen Worten: Obwohl jeden Tag Millionen Liter Öl aus dem Bohrloch sprudelten, war es BP innerhalb kürzester Zeit gelungen, die Katastrophe unsichtbar zu machen.
Anfang August 2010, zwei Tage bevor BP vermeldete, das Bohrloch der Macondo-Quelle sei endgültig geschlossen, behauptete die Nationale Ozeanbehörde (NOAA), dass mehr als drei Viertel des Öls beseitigt seien. 17 Prozent seien am Bohrloch abgefangen worden. Acht Prozent seien verbrannt oder abgeschöpft und 49 Prozent auf natürliche Weise oder chemisch zersetzt worden oder verdunstet.26 Diese Angaben wurden von unabhängigen Wissenschaftlern sofort angezweifelt: Nach den Berechnungen eines Forscherteams der Universität Georgia hätte man allenfalls davon ausgehen können, dass 20, höchstens 30 Prozent entfernt wurden. 70 bis 80 Prozent befänden sich, von Corexit in kleinste Tröpfchen zerteilt, noch im Golf von Mexiko. Wissenschaftler der University of California veröffentlichten 2014 eine Studie, nach der sich rund die Hälfte des ausgetretenen Öls noch immer auf dem Meeresboden befindet. 3 000 Sedimentproben, die sie an mehr als 500 Stellen in 1 300 Meter Tiefe entnahmen, ergaben, dass sich das Öl auf einer Fläche dreieinhalb Mal so groß wie Berlin auf dem Meeresgrund verteilt hat.
Jörg Feddern, Meeresbiologe und Ölexperte bei Greenpeace, hat die Golfküste und das Mississippidelta ein Jahr nach der Katastrophe besucht und dort mit Kollegen Ölproben an verschiedenen Stellen genommen: »Wir haben selbst dort, wo aufgeräumt und gereinigt wurde, Öl gefunden«, sagt Feddern. Sieben der neun Proben, deren Fingerabdruck Feddern in Deutschland hat testen landen, erwiesen sich als Öl vom BP-Unfall. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir noch so viel finden – und vor allem nicht überall«, sagt Feddern. Andererseits: »800 Millionen Liter Öl können nicht verschwunden sein – zumal die Entfernungsquote nach Ölunfällen bei im Schnitt etwa zehn Prozent liegt.«27
Die unsichtbare Ölpest
Tatsächlich weiß bis heute niemand, wie viel Öl genau aus dem Bohrloch im Macondo-Feld in den Golf von Mexiko gelangt und wie viel davon verschwunden ist. Exakte Messungen hat es nie gegeben. Denn BP ist es gelungen, diese zu verhindern. Der Konzern ließ niemanden auch nur in die Nähe des Bohrlochs. Erst auf Druck des amerikanischen Kongresses schaltete BP die Roboter-Videokamera in der Tiefe live, damit geschätzt werden konnte, wie viel Öl austrat.
Was man heute aber ziemlich sicher weiß: Der gigantische Einsatz von Corexit war nicht nur nutzlos, sondern hat die Ölpest verschlimmert.
Knapp zwei Jahre nach der Explosion auf der Deepwater Horizon veröffentlichte das wissenschaftliche Journal Environmental Pollution eine Studie des Georgia Institute of Technology und der mexikanischen Universidad Autónoma des Aguascalientes, die belegt, dass Rohöl 52-mal giftiger wird, wenn es mit Corexit kombiniert wird.28 Die University of South Florida berichtet, dass dort, wo Schwaden des mit Corexit versetzten Öls durch das Meer zogen, die Mikroorganismen weniger wurden. Diese These bestätigt auch die Untersuchung eines deutsch-amerikanischen Forscherteams der Universität Tübingen: Das Gift habe dazu geführt, dass sich die Mikroben, die das zersetzte Öl fressen sollten, weniger vermehrten.29
Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine große Menge des besprühten Öls auf den Boden gesunken ist und dort, vermischt mit Sand, Staub und Plankton, eine Tausende Quadratkilometer große Asphaltdecke gebildet hat.30 Stürme und Wellen reißen Teile davon ab und spülen sie an den Strand. Dort landen sie als Teerklumpen.
Während der Dreharbeiten zu The Green Lie stoßen Werner Boote und ich an den Stränden von Grand Isle Anfang April 2016 auf massenhaft solcher schwarzen Giftbrocken, manche davon brotlaibgroß. Für eine Aufnahme am Strand sammle ich welche ein. Ich brauche nicht einmal zehn Minuten, um einen Eimer zu füllen. »Corexit hat alles noch viel schlimmer gemacht«, sagt Scott Porter. Er hat am eigenen Leib erlebt, was dieses giftige Dispersionsmittel anrichten kann. Als er nach der Katastrophe im Auftrag der Nationalen Ozeanbehörde tauchte, um Proben zu sammeln, zersetzte das Gemisch aus Öl und Gift, das durch das Meer trieb, seinen Taucheranzug. Unmittelbar danach musste er sich übergeben, bekam schwere Hautausschläge, Atembeschwerden, asthmatischen Husten und Migräne. Noch heute leidet er unter diesen Symptomen.
Gesundheitsexperten schätzen, dass das Gift Tausende Menschen krank gemacht hat. 47 000 Helfer waren während der Reinigungsarbeiten dem Gemisch aus Öl und Corexit ausgeliefert. Anschließend klagten sie über Ausschläge, Atemwegserkrankungen, Schwindel, Krämpfe, Konzentrationsschwierigkeiten und Depressionen. Symptome, die schon 1989 nach dem Unglück der Exxon Valdez bei vielen der rund siebentausend Helfer beobachtet worden waren.
Zwanzigtausend Menschen verloren in der Folge von Deepwater Horizon ihre Arbeit. Nahezu die gesamte Fischereiflotte am Golf von Mexiko war lahmgelegt. Unter dem zynischen Namen Vessels of Opportunity (»Schiffe der Chancen«) startete BP ein Beschäftigungsprogramm, das Fischer- in Reinigungsboote verwandelte. So raubte der Ölkonzern den Menschen vor Ort erst ihre Lebensgrundlage und nötigte sie dann auch noch, den giftigen BP-Dreck zu entfernen. BP selbst gerierte sich dabei als Wohltäter. »Auf diese Weise hält sich die Öl- und Gasindustrie an der Macht: indem sie den Leuten, die sie selbst ertränkt, vorübergehend Rettungsboote hinwirft«, kommentiert Naomi Klein, die nach der Katastrophe in Louisiana recherchiert hat.31
Beinahe 6 000 Schiffe waren 2010 im Golf von Mexiko unterwegs. Sie sollten schwimmende Barrieren errichten, Öl abschöpfen, Tiere retten. Währenddessen ließ BP das giftige Mittel auf die Reinigungsarbeiter regnen: Gut die Hälfte der sieben Millionen Liter Corexit wurde von Flugzeugen versprüht. Die Organisation Government Accountability Project (GAP), eine Anlaufstelle für Aktivisten, Informanten und Whistleblower, hat 21 Helfer, Wissenschaftler und Anwohner nach dem Desaster interviewt. Darunter auch Scott Porter. Die erschütternden Protokolle hat GAP im Internet veröffentlicht.32 Sie beschreiben nicht nur, wie unheilbar krank viele Betroffene geworden sind. Sondern auch, dass BP die Gesundheit der Helfer bewusst aufs Spiel gesetzt hat. Nicht nur, dass niemand die Reinigungsarbeiter über die Gefahren von Corexit aufgeklärt habe. BP habe ihnen keine adäquate Schutzkleidung und Atemschutzmasken zur Verfügung gestellt, obwohl sie den Konzern mehrfach darum gebeten hätten. »Ich bemerkte, wie aggressiv das Corexit ist, und ich habe mich gewundert, dass ich keine Atemschutzmaske oder die richtige Ausrüstung bekam. Ich fragte einen BP-Repräsentanten danach – ich erinnere mich nicht mehr, welchen –, und er sagte mir, wenn ich eine solche bekäme, dann würden alle Arbeiter Atemmasken haben wollen, und das würde für BP ganz schlecht aussehen, wenn die Nachrichten Filmmaterial davon hätten, auf denen ein Haufen Arbeiter mit Atemmasken zu sehen wäre.«33 Das erzählt Jorey Danos in seinem Protokoll. Damals war der Familienvater 31 Jahre alt. Corexit hat ihn krank gemacht, weil BP hässliche Bilder vermeiden wollte. Arbeiten kann er nun nicht mehr. Er lebt mittlerweile von Sozialhilfe.
Die bittere Ironie dabei ist, dass die Reinigungsarbeiter wegen der Corexit-Pest nur einen Bruchteil des Öls tatsächlich entfernen konnten. Mit Zynismus nicht annähernd beschrieben aber ist, dass die Schiffe Teil der 50 Millionen Euro teuren Kampagne von BP waren, die zeigen sollte, wie eifrig der Ölkonzern »die volle Verantwortung für die Reinigung« übernahm.34 Das sagte der damalige BP-Boss Tony Hayward im dazugehörigen Werbespot und zeigte Fotos von Helden in Booten und Reinigungsarbeiter am weißen Sandstrand.
Nur zehn Tage nachdem wir die Dreharbeiten auf Grand Isle beendet haben, erscheint der Report Time for Action: Six Years After Deepwater Horizon von Oceana.35 Darin hat die internationale Meeresschutzorganisation die jüngsten unabhängigen Studien zu den Folgen der Ölpest in und am Golf von Mexiko ausgewertet. Die Lektüre dieses Berichts macht allerdings nicht ganz so gute Laune wie der BP-Report aus dem Jahr davor. Während der Ölkonzern behauptet hatte, Natur, Ökosystem und Fischerei hätten sich vollständig erholt, präsentierte Oceana andere Ergebnisse. Seit der Katastrophe seien tausend tote Meeressäuger gestrandet. Wissenschaftler gehen davon aus, dass fünfzigmal so viele gestorben sind, weil nur ein Bruchteil der Kadaver und Skelette wirklich gefunden wird. Besonders besorgniserregend, das hatte auch schon die Nationale Ozeanbehörde (NOAA) beobachtet, sei die ungewöhnlich hohe Zahl tot und zu früh geborener Delfine und Wale. Nur 20 Prozent der Tümmler-Kälber kämen gesund zur Welt, vor der Ölpest waren es noch 83 Prozent gewesen. Zwischen sechs- und achthunderttausend sind gestorben. Öl und Corexit fanden sich in 80 Prozent der Pelikan-Eier, die mehr als 1 600 Kilometer vom Golf von Mexiko entfernt in Minnesota untersucht wurden. Dort verbringen die Vögel den Winter. Bei vielen Fischen, etwa bei Thunfisch, führte die Ölpest zu Herzversagen, verminderter Schwimmfähigkeit und Beschädigung der Kiemen. Die meisten toten Meeresschildkröten, die nach der Katastrophe gefunden wurden, nämlich 75 Prozent, waren Atlantik-Bastardschildkröten. Es sind die kleinsten, seltensten und am meisten bedrohten Meeresschildkröten der Welt. Rund 65 000 dieser Tiere starben 2010, vier Mal so viele wie in den Jahren zuvor.
Umso erstaunlicher, dass nach der Ölpest sehr viel weniger schockierende Aufnahmen von Ölteppichen, schwarzen Stränden, toten Walen und ölverschmierten Vögeln in den Medien zu sehen waren als noch zwanzig Jahre zuvor, nach der Havarie der Exxon Valdez vor Alaska. »Wir wissen, dass wir dafür verantwortlich sind, Sie zu informieren«, beteuert Tony Hayward im BP-Spot. BP hat auf seine Weise Wort gehalten und von Anfang an die Berichterstattung über die Katastrophe gesteuert: Der Konzern kaufte sich Topplatzierungen für bestimmte Schlüsselwörter bei Google, Yahoo und Bing. Wer Begriffe wie »Oil Spill« (Ölpest) bei den Suchmaschinen eingab, dem wurde als Erstes ein Link zur BP-Homepage vorgeschlagen, auf dem das Unternehmen seine Sicht der Dinge darstellte. Laut Experten soll dieser PR-Coup BP jeden Tag 10 000 Dollar gekostet haben. BP unternahm alles, um Katastrophenbilder zu vermeiden. Der Ölkonzern hielt gezielt Reporter, Fernsehteams und Fotografen von den betroffenen Stränden und den Aufräumarbeiten fern. Zusammen mit der Küstenwache fingen sie vor der Küste selbst das Team eines der größten Fernsehsender der USA, CBS, ab. Auch der Nachrichtendienst Associated Press, Newsweek, New York Times und Washington Post beschwerten sich darüber, bei der Berichterstattung über das Desaster behindert zu werden.Darüber hinaus hatte die Küstenwache in Absprache mit BP ein Tiefflugverbot verhängt.
BP soll außerdem versucht haben, Wissenschaftler und sogar ganze Abteilungen für Meeresbiologie von Universitäten in der Golfregion unter Vertrag zu nehmen – für horrendes Geld und unter der strikten Auflage, dass sie ihre Ergebnisse nicht öffentlich machen dürfen. Viele lehnten ab, wie viele letztlich den Auftrag doch annahmen, ist nicht bekannt.36 Als US-Präsident Barack Obama nach Louisiana kam, entsandte BP 600 Aufräumarbeiter für die unvermeidlichen Fernsehbilder. Am nächsten Tag waren diese von der Bildfläche verschwunden – BP hatte sie wohl abgezogen.37
So hat es BP geschafft, die größte Ölpest aller Zeiten derart zu verharmlosen, dass sie – noch während Öl aus dem Bohrloch strömte! – von einigen als Problem hysterischer Umweltschützer wahrgenommen wurde. »Ende Juli 2010 fragten die Nachrichtenagentur Associated Press und die New York Times bereits, ob das Ölleck überhaupt eine so große Sache gewesen sei«, schreibt Mark Hertsgaard, »das Time Magazine ging sogar so weit, dem rechtsgerichteten Radiomoderator Rush Limbaugh mit den Worten ›er hat nicht ganz unrecht‹ zuzustimmen, als er Journalisten und Umweltaktivisten beschuldigte, die Krise übertrieben darzustellen.«
Übertrieben? Vielleicht hätte Limbaugh einmal Dean Blanchard besuchen sollen. Der ist nämlich alles andere als ein hysterischer Umweltschützer. Und trotzdem birst er fast vor Zorn auf BP. Mit einem Umsatz von 60 Millionen Dollar pro Jahr war er der größte Garnelenhändler der USA. 1 400 Fischer lieferten ihm Shrimps, 180 Tonnen davon verkaufte Dean Blanchard Seafood am Tag. Das war vor Deepwater Horizon, als Dean Blanchard noch der »Shrimpskönig von Louisiana« war. Heute steht sein Unternehmen vor dem Ruin.
Wir treffen Blanchard in seiner Firma am Kai von Grand Isle. Es ist halb acht Uhr morgens. Eigentlich müssten hier Lastwagen Schlange stehen, um ihre Ladung Garnelen und Fisch abzuholen. Doch die Einfahrt vor dem rot-weiß-getünchten Holzgebäude ist leer. Am Kai liegen die Fischerboote dicht an dicht vor Anker, daneben sausen Braunpelikane im Sturzflug ins Wasser. Dean Blanchards Büro ist gelb gestrichen und mit violetten Tatzen gesprenkelt, die Fensterrahmen sind violett lackiert. Es sind die Farben des Foodballteams LSU Tigers der Louisiana State University. Ihr Logo mit dem Tigerkopf ziert auch die Wanduhr, die Vorhänge und Blanchards kunstledernen gelb-violetten Bürostuhl. Selbst die Jogginghose, die der 57-Jährige trägt, ist lila.
Mit kratziger Stimme und starkem Südstaatenakzent wettert Blanchard über BP, die ihm einen Millionenverlust beschert, alle Meeresfrüchte in der Umgebung vernichtet und 30 Jahre Arbeit ruiniert hätten. Denen es aber nicht reiche, einfach nur das Meer mit Öl zu verpesten, nein, die sie obendrein auch noch mit Gift besprühe, »wie Insekten«. Die Manager von »British Pinocchio«, so redet sich Blanchard in Rage, würde er manchmal am liebsten jagen. Auf dem riesigen Flachbildfernseher an der Wand flimmert tonlos ein alter Western. Seit Beginn der Katastrophe ist Blanchard einer, der seine Stimme besonders laut gegen BP erhebt. »Wir hätten das Öl rausholen können. Unsere Boote standen bereit. Aber sie wollten nicht. Es wäre zu teuer gewesen. Ihnen ist die Umwelt egal. Sie denken nur an Geld, Geld, Geld«, sagt Blanchard. »Ich meine, warum baut man etwas, das man nicht kontrollieren kann? Sie hätten doch gar nicht bohren dürfen, wenn sie nicht wissen, wie man das im Notfall stoppt.« Er steht auf und führt uns auf den Hof. »Ich will euch was zeigen«, sagt er. Er öffnet einen roten Bottich mit Garnelen. Vorhin hat ein junges Paar eine Tüte mit diesen Garnelen gekauft. Blanchard wühlt in den toten Tieren. »Hier, seht ihr den dunklen Fleck?« Er zeigt uns eine weiße Garnele: ihre Kiemen sind schwarz. »Sie leben am Boden, deshalb atmen sie das Öl, das da ist, direkt ein. Das haben wir vor BP nie gehabt.«
Es ist acht Uhr, gerade hat ein Fischkutter angelegt. Der karge Fang wird von Bord in einen Container in der Werkshalle gepumpt. »Das ist das erste Schiff heute, und es wird wohl auch das einzige bleiben. Früher kamen hier 40 bis 50 Schiffe am Tag an«, sagt Blanchard. Immer weiter müssen die Boote hinausfahren, um überhaupt noch etwas zu fangen. Nun ist allerdings auch die Garnelenfischerei kein Ökogeschäft: Laut Greenpeace macht der Beifang bis zu 90 Prozent aus. Weil Garnelen am Meeresboden leben, werden sie mit Grundschleppnetzen gefangen. Die hinterlassen nicht nur Schäden am Meeresgrund, sondern sorgen auch dafür, dass jede Menge andere Tiere in die Netze gelangen. Meeresschildkröten zum Beispiel. Erst vor Kurzem hatten Meeresschutzorganisationen dafür gesorgt, dass die Behörden hier zum Schutz der Schildkröten andere Netze für den Garnelenfang vorschreiben wollten. Ich kann es mir nicht verkneifen, ihn darauf anzusprechen. »Alles Lüge!«, poltert Blanchard noch lauter. Der NGO gehe es auch nur ums Geld. BP habe die Meeresschildkröten umgebracht, nicht die Fischer. Seine Arbeit sei genau das, was Gott wolle. »Wie bitte?« – »Jesus’ Freunde waren Fischer, oder etwa nicht?« Nun ja. Aber was ist mit der Ölindustrie? Sollte die nicht besser verschwinden? »Nein, ein großer Teil meiner Familie und viele Freunde arbeiten dort. Ich habe nichts gegen die Ölindustrie«, sagt er. »Nein?«, frage ich, denn die Antwort macht mich stutzig. »Wir brauchen das Öl ja«, betont er. Für Autos zum Beispiel. Und davon fährt Dean Blanchard gleich mehrere. Ich sehe ihn zum ersten Mal strahlen, als er alle seine Modelle aufzählt. Darunter befinden sich auch zwei Hummer – also jene monströsen Geländewagen, die 30 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchen.
Bleibt alles, wie es ist
Der Weg nach Grand Isle führt durch Lafourche, einen Verwaltungsbezirk in Louisiana. Der Himmel ist grau, die sumpfige Gegend monoton und trostlos. Am diesigen Horizont reihen sich Öltanks und Raffinerien. Die beklemmende Szenerie erinnert an die gruselige US-amerikanische Krimiserie True Detective, die in Louisiana spielt. Am südlichen Ende der schnurgeraden Straße liegt Port Fourchon. Der riesige Ölhafen ist der wichtigste an der Golfküste. 90 Prozent der Ölproduktion im Golf von Mexiko werden hier über Tanker und Pipelines aus dem Meer abgewickelt. 800 bemannte Ölbohrplattformen stehen hier in der See, dazu kommen mobile Erkundungsplattformen wie die Deepwater Horizon und Tausende unbemannte Fördertürme. Zusammen stellen sie ein Viertel der amerikanischen Öl- und ein Fünftel der Gasproduktion. Trotzdem gehört Louisiana zu den ärmsten Bundesstaaten der USA. 58,1 Prozent der Stimmen hat hier Donald Trump bei der Wahl 2016 bekommen. Die meisten, 100 308, holte er in Jefferson, wo Grand Isle liegt. Unter diesen Stimmen: die von Dean Blanchard. »Ich werde Trump wählen«, hatte er damals angekündigt. »Warum?« – »Weil er sich mit Business auskennt.«
Das Ölbusiness liegt Trump sehr am Herzen. Er will es ausweiten und per Dekret Obamas Sperrung vieler Teile der Arktis sowie des Atlantik für die Ölförderung rückgängig machen.
Trotz des Entsetzens, das die Bewohner der Region nach der Ölkatastrophe empfanden, und obwohl diese Katastrophe so viele Menschen krank und arm gemacht hat, gibt es hier keinen Protest gegen die Ölindustrie. Das liegt sicher auch daran, dass die Öl- neben der Fischereiindustrie die meisten Jobs bietet. Andererseits aber gehören die USA mit drei Millionen Litern pro Tag zu den Staaten mit dem höchsten Erdölverbrauch der Welt. Mindestens die Hälfte der neu gekauften Autos in den USA sind SUVs, die ein Viertel mehr Kraftstoff verbrauchen als herkömmliche PKWs. Selbst nach dem Unglück der Deepwater Horizon sprach sich nur ein Drittel der Amerikaner für weniger Bohrungen im Meer aus.38 Jedes Jahr passiert im Golf von Mexiko mindestens ein Unfall mit Kontrollverlust über das Bohrloch. In den sechs Jahren nach der Explosion von Deepwater Horizon gab es bei Offshore-Ölbohrungen laut US-Regierung insgesamt 1 066 Verletzte und weitere elf Tote, 496 Feuer und Explosionen. Bei elf Bohrungen traten mindestens 8 000 Liter Öl aus.39 Trotz neuer Sicherheitsvorschriften und Gesetzesänderungen und obwohl eine zuständige Behörde umgebaut wurde.
Abgesehen davon, dass Tiefseebohrungen selbst dann hoch riskant bleiben, wenn es strengere Sicherheitsvorkehrungen und ein besseres Katastrophenmanagement gibt: Wenn das Ziel des UN-Klimagipfels, die Erderwärmung nicht über 1,5 Grad steigen zu lassen, eingehalten werden soll, dann muss das meiste Öl, das heute noch gefunden wird, im Boden bleiben. Doch danach sieht es nicht aus.
»Das Deepwater-Horizon-Desaster zeigt die Kosten einer Kultur der Gleichgültigkeit«, heißt es im Abschlussbericht der Kommission, die US-Präsident Barack Obama mit der Untersuchung der Katastrophe beauftragt hatte. Minutiös listet das siebenköpfige Gremium auf dreihundertachtzig Seiten die haarsträubenden Fehler, das Versagen und die Versäumnisse von BP, Halliburton und Transocean sowie von Regierung und Behörden auf. Das Unglück sei »vorhersehbar und vermeidbar« gewesen: »Unsere Regierung ließ es geschehen.«
Doch die Katastrophe ist nicht nur die Geschichte eines skrupellosen Unternehmens, das Sicherheitsvorkehrungen zugunsten des Profits über Bord warf, und über die einer rücksichtslosen Regierung, die die Augen vor den Risiken verschloss. Es ist auch die Geschichte eines gefährlich naiven Vertrauens in die Technologien und der hochmütigen Fantasie, mit dieser die Natur beherrschen zu können. Die Geschichte von Deregulierung, Korruption und Lobbyismus, von der Macht von Konzernen und dem Kontrollverlust der Politik. Und es ist nicht zuletzt die Geschichte der dramatischen Folgen des unstillbaren und exorbitant wachsenden Energie-, Rohstoff- und Ölhungers kapitalistischer Gesellschaften. Denn indem diese an ihrem überbordenden Lebensstil festhalten und dafür jedes grüne Versprechen glauben, das die Industrie ihnen gibt, legitimieren sie, dass die Suche und Förderung von Öl und Gas in immer riskanteren Regionen wie Tiefsee und Arktis und mit immer gefährlicheren Technologien wie Teersandschürfungen und Fracking erfolgt.
Die Deepwater-Horizon-Katastrophe kostet BP 62 Milliarden Dollar. Darin enthalten ist die historisch höchste Strafzahlung, die ein Gericht je über ein Unternehmen verhängt hat, 20 Milliarden Dollar. Doch »steuerliche Vorteile« drücken die Kosten auf 44 Milliarden Dollar. Ein Fünftel dessen, was der Ölkonzern pro Jahr umsetzt.40 BP-Chef Tony Hayward, der nach Deepwater Horizon die Öffentlichkeit mit seinem wehleidigen Satz »Ich will mein Leben zurück« brüskiert hat, wurde zwar noch im selben Jahr gefeuert. Allerdings mit der satten Abfindung von 1,5 Millionen Dollar und einer Pension von 17 Millionen Dollar. Heute ist Hayward im Aufsichtsrat von Glencore, einem der größten Rohstoffkonzerne der Welt, dem schwere Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung vorgeworfen werden. Hayward sitzt dort, wie könnte es anders sein, auch im Gesundheits- und Umweltausschuss.
Ein Jahr nach Deepwater Horizon zeigte BP einen Werbespot, in dem die vom Ölkonzern gesponserte Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill über einen weißen Sandstrand rennt. Der Sprecher aus dem Off betont, dass sich BP für »nachhaltige Rohstoffe« starkmache. »Fueling the future« ist das Motto. Die Kampagne stammt abermals von Ogilvy & Mather, die das grüne Image von Beyond Petroleum gezimmert hatten. Allerdings ist es mit den Investitionen von BP in erneuerbare Energien und einer Abkehr vom so gefährlichen wie schmutzigen und klimaschädlichen Ölgeschäft noch immer nicht weit her. Ganz im Gegenteil: Bereits ein Jahr vor Deepwater Horizon hatte BP die Investitionen in alternative Energien um beinahe 30 Prozent gesenkt. Darüber hinaus verkaufte BP Windfarmen im Wert von drei Milliarden und erhöhte die Ölproduktion um 24 Prozent. 2011 wurde BP Solar geschlossen, 2013 kündigte BP an, weitere Windanlagen zu verkaufen – als Teil ihres »fortlaufenden Bemühens, ein mehr auf Öl und Gas fokussiertes Unternehmen zu werden und die Firma für ein nachhaltiges Wachstum in Zukunft zu repositionieren«.41
»BPs Maßnahmen im Golf von Mexiko waren von beispiellosem Ausmaß. Wir übernahmen sofort Verantwortung für die Reinigung«, sagt BPs neuer Chef Bob Dudley in einem Video von 2011. Sein eisiger Blick kann einen frösteln lassen. »BP kann mit seinen herausragenden Fähigkeiten in schwierigen Gebieten helfen. Deswegen haben wir vor, in noch abgelegenere und komplexere Gegenden vorzudringen.«42 Es klingt wie eine Drohung.
Sechs Jahre nach der Katastrophe investiert BP mehr als neun Milliarden in eine neue Ölplattform im Golf von Mexiko. Der Name des Projekts: Mad Dog.