Jeder weiß, was zu tun ist
Die Nacht hatte sich wie ein schwarzes Tuch über den Wald und die Bayous gesenkt. Zusammen mit der Dunkelheit brach der Sturm los, mit Böen, die so stark waren, dass sich die Baumwipfel knarrend zur Seite bogen. Die Vorbereitungen für die finale Schlacht verliefen weitgehend schweigend. Die Männer standen mit geschwärzten Gesichtern neben ihren Fahrzeugen und überprüften gegenseitig ihre Ausrüstung. Jeder hatte dabei seine eigene Art, sich vorzubereiten. Während Perkins und Miller ihre Magazine und Waffen reinigten, zog der Hawk seine Machete über einen Schleifstein, den er in der Hosentasche trug. Anderson überwachte alles mit strengem Blick. Nur Hendershot saß in sich gekehrt auf der Ladefläche des Trucks und starrte ins Nichts.
Als sie losgefahren waren, hatte sich der bullige Geländewagen des Sheriffs ihrem Konvoi angeschlossen, in dem Carter und Peggy saßen. Mason, Peggy und Butch standen abseits der Gruppe und rauchten. Butch und Peggy trugen zu Masons Überraschung keine Schusswaffen, sondern unterarmlange Messer mit übel gezahnten Schneiden. Er wollte sich nicht vorstellen, was für böse Wunden diese Waffen schlagen konnten. Ihm selbst hatte Anderson vor ihrer Fahrt in den Wald ein Bowiemesser in die Hand gedrückt. Mason war nicht wohl bei dem Gedanken, inmitten des Sturms durch den Wald zu laufen. Äste brachen mit lautem Krachen und stürzten zu Boden. Zu allem Überfluss fing es an, zu regnen.
Mason versuchte, das tosende Rauschen der sturmgepeitschten Blätter zu übertönen. »Wie wird die Aktion genau ablaufen?« Die Luft war unerträglich feucht und drückend, es würde nicht mehr lang dauern, bis sich das Unwetter in einem Gewitter entladen würde. Ein weiterer Grund, den Wald zu meiden. »Ich meine, das sollte ich schon wissen!«
»Wir bilden zwei Gruppen«, antwortete Butch, »Die eine wird von Anderson angeführt. Das sind Hawk, Perkins und Miller. Sie werden direkt durch die Tür ins Haus einfallen.«
Mason runzelte die Stirn. »Klingt gefährlich!«
Butch lachte auf. »Nicht gefährlicher als das, was wir vorhaben. Der Besitz der Lafayettes ist von einem Eisenzaun umgeben, in dem es nur eine verdammte Lücke gibt. Und durch dort werden wir auf das Gelände kommen … Wenn es soweit ist und Anderson das Haupttor sprengt, müssen wir bereits auf der Lauer liegen. Wir nehmen sie in die Zange und mit etwas Glück war’s das.«
»Anderson sprengt das Tor?« Langsam wurde Mason das Ausmaß der Aktion bewusst und er stellte sich insgeheim die Frage, ob der Preis für die Story nicht doch zu hoch war. Nicht, dass er an diesem Punkt noch aussteigen konnte, denn dafür war es längst zu spät. Butch hatte ihm das klar gemacht. Entweder zog er mit ihnen die Sache durch oder er würde sterben.
»Glaubst du, wir sind zum Reden hergekommen?«, fragte Peggy schnippisch.
»Na ja, schaden kann’s nicht, oder?«
»Wir löschen diese Wichser aus, das ist es, weswegen wir hier sind!« Peggy schob entschlossen ihr Messer in die Lederhülle an ihrem Gürtel. »Können wir jetzt endlich los?«
Butch drehte sich zu den anderen um. »Okay, Männer … wir brechen auf! Jeder weiß, wo sein Platz ist.« Die Jäger nickten, gaben sich die Hände und schlugen sich gegenseitig auf die Schultern. Die letzten Magazine rasteten in die Waffen ein, Sicherungshebel wurden umgelegt. Die Todesmaschine setzte sich unaufhaltsam in Bewegung.