EPILOG

Strahlend stand die Sonne am makellos blauen Himmel, als Sheryl aus dem Wohnhaus trat. Sofort spürte sie, dass sie alle Blicke auf sich zog. Doch im Gegensatz zu früher war ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil. Sie genoss sie in vollen Zügen.

Ihr Herz hämmerte wie verrückt, als sie Jeremy erblickte, der im Schatten des Pavillons stand. Er sah fantastisch aus in seinem Smoking. Und seine Augen leuchteten hell wie Sterne am Abendhimmel.

Lange war sie nicht mehr so glücklich gewesen wie an diesem Tag. Und als sie in ihrem cremefarbenen Kleid gemessenen Schrittes auf den Pavillon zuschritt, wusste sie endgültig, dass jetzt alles gut werden würde. In ihrem Leben, das so trostlos und grau gewesen war, hatten wieder Farbe und Freude Einzug gehalten.

Durch ihn.

Durch Jeremy.

Und genau um ihm das zu zeigen, würde sie ihn heute noch einmal heiraten. Weil sie ihn liebte. Und weil sie sich ein Leben ohne ihn einfach nicht mehr vorstellen konnte.

Sie sah sein glückliches Lächeln, als sie den Pavillon erreichte, und das Herz ging ihr auf vor Zuneigung zu ihm.

Er streckte die Hand nach ihr aus und zog sie zu sich. Doch als er sie küssen wollte, wand sie sich lachend aus seiner Umarmung.

„Wirst du wohl warten, du ungezogener Kerl?“, tadelte sie ihn scherzhaft, küsste ihn aber schon im nächsten Augenblick auf die Wange. Dann wandte sie sich dem Priester zu, der nachsichtig schmunzelte.

„Können wir dann jetzt beginnen?“, fragte der Geistliche.

Jeremy seufzte. „Solange wir bald zu der Stelle kommen, an der Sie sagen, dass ich die Braut küssen darf.“

„Ich werde mich beeilen“, versprach der Priester augenzwinkernd.

Die Zeremonie war einfach traumhaft.

Immer wieder spürte Sheryl, wie ihr vor Glück und Rührung die Tränen kamen. Wenn sie daran dachte, dass sie Jeremy beinahe endgültig verloren hätte …

Doch zum Glück war es dazu nicht gekommen. Ganz im Gegenteil – alles, wirklich alles hatte sich zum Guten gewandt. Manolo und seine Hintermänner waren für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen worden.

Es hatte sich sogar herausgestellt, dass auch Adolpho Jiminez, der Betreiber des Konkurrenz-Gestüts, in die kriminellen Machenschaften verwickelt gewesen war. Er hatte sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Staub gemacht, und seitdem stand sein Gestüt leer. Um die verwaisten Tiere kümmerten sich Sheryl und Jeremy, bis eine andere Lösung gefunden war.

Einen Effekt hatte die Flucht des Konkurrenten jedoch bereits gehabt: Die Anmeldungen für die kommende Saison im Casa la Monta hatten sich so gut wie verdoppelt.

Ihr Leben war nun perfekt, einfach nur perfekt. Und indem sie Jeremy noch einmal das Jawort gab, wollte sie ihrer Liebe die Krone aufsetzen.

Vor all diesen Menschen, unter denen sich neben zahllosen Nachbarn und Freunden auch Lucia befand, die nach wie vor auf dem Gestüt arbeitete. Alles, was zwischen ihnen vorgefallen war, hatten Jeremy und Sheryl ihr vergeben und vergessen. Sie hatte lediglich unter Druck ihres verbrecherischen Bruders gehandelt, von dem sie sich inzwischen abgewandt hatte. Lucia bereute es sehr, dass sie nicht den Mut gehabt hatte, sich gegen ihn aufzulehnen.

„Ja“, sagte Sheryl mit fester Stimme, nachdem der Priester ihr die alles entscheidende Frage gestellt hatte. „Ja, ich will.“

Und auch Jeremy antwortete mit einem energischen: „Ja.“ Und dann fragte er mit einem verschmitzten Lächeln: „Jetzt?“

Der Geistliche nickte. „Ja, jetzt.“

Jeremy zog Sheryl an sich und küsste sie liebevoll und innig. Für einen Moment war Sheryl, als würde die Welt um sie herum gar nicht mehr existieren. Es war das Wiehern eines Pferdes, das sie in die Realität zurückholte.

Erstaunt zog sie die Brauen hoch, als sie Lucia erblickte, die Sunshine am Zügel auf sie zu führte.

Sheryl blinzelte. „Was …?“

„Ich dachte, nach allem, was du in den letzten zwei Jahren durchgemacht hast, wäre es vielleicht an der Zeit, dass dein Held hoch zu Ross erscheint und dich in eine bessere Zukunft entführt“, erklärte Jeremy an Lucias Stelle, nahm der jungen Frau die Zügel aus der Hand und schwang sich aufs Pferd.

„Du bist ja verrückt!“, stieß Sheryl halb lachend, halb schluchzend hervor.

Lächelnd setzte er sich im Sattel zurecht und reichte ihr die Hand. „Was ist? Kommst du?“

Sie ließ sich von ihm hinaufhelfen und drapierte den schimmernden Stoff ihres Kleides über den Hinterleib der Stute. Dann legte sie ihre Arme um seine Taille und schmiegte sich an ihn.

Jeremy schnalzte mit der Zunge, und Sunshine setzte sich in Bewegung. Das Schritttempo der Stute ging schnell in einen leichten Trab über, und unter dem Beifall der Hochzeitsgäste ritten sie gemeinsam in den Sonnenuntergang.

– ENDE –