Kapitel 22

Als Heist am frühen Morgen mit dem Jeep gekommen war, hatte ich geschlafen. In die Berghütte fiel kaum Licht, obwohl der Himmel schon bleich wurde und das Feuer längst erkaltet war. Jessie drückte sich an meine Seite und hielt mich im Schlafsack fest. Er sprang nicht auf, als Heist hereinkam, sah aber kläglich hoch, was perfekt meinem Widerwillen entsprach, aus dem Schlafsack geholt und in die Kälte gezwungen zu werden. Heist führte mich mit einer weißen Tüte von Dunkin’ Donuts in Versuchung – schwarzer Kaffee und ein mieser Bagel mit Ei und Frischkäse.

»Fahren wir«, sagte er.

»Wohin?«

»In die Wüste.«

»Wo sind die anderen Hunde?«

»Die bleiben besser hier. Melinda passt auf sie auf.«

»Soll ich dir im Wagen hinterherfahren?«

Er schüttelte den Kopf.

»Ich bin für den Mietwagen verantwortlich«, sagte ich. »Den lass ich bestimmt nicht hier bei dieser Mordbaracke stehen. Kann ich ihn wenigstens den Berg runterfahren und zurückgeben?«

»Es ist sechs Uhr morgens. Wir müssen los.«

»Dann stell ich ihn irgendwo ab. Wenigstens im Dorf.«

»Er sollte nicht zu sehen sein.«

»Dann park ich am Zendo.«

Damit gab sich Heist endlich zufrieden und nickte. Ich trank den Kaffee halb aus und folgte ihm ins Dorf. Jessie und er warteten, während ich mit dem Mietwagen beim Zendo in die Einfahrt und ums Hauptgebäude herum fuhr. Der mattgrüne Econoline mit der gesplitterten Windschutzscheibe, den übergroßen Rädern und den Holzstoßstangen war weg. Ich ging ins Haus und fand eine Toilette. Zum Glück gab es keinen Spiegel.

Als ich wieder gehen wollte, lief ich Nolan über den Weg, der in seiner Robe auf der Veranda saß, geschmückt vom Dampf der Dämmerung, und Kräutertee aus einer Schale trank. Er ließ sich keine Überraschung anmerken, als er mich sah, auch nicht, als ich ihm den Autoschlüssel gab und ihn bat, auf den Wagen aufzupassen. Ich ging davon aus, dass sich diese Aufgabe mit seinen Vibes vereinbaren ließ. Ich wusste nicht, wie ich sagen sollte, dass ich seit unserer ersten Begegnung etwas gelernt und wie der Berg mich verändert hatte, aber Nolan setzte mich auch nicht unter Druck. Das mochte ich an ihm.

»Du solltest essen«, sagte Heist, als ich zum Beifahrersitz vom Jeep hochstieg. Die Tüte mit dem Ei-Bagle wartete unangetastet auf der Sitzbank zwischen uns.

»Seh ich so schlimm aus?«

Er sagte nichts, verließ das Zendo und fuhr den Hügel hinab. Der Jeep hatte eine hohe Federung und schwang seitwärts aus, was seine Eignung für unebenes Gelände bekräftigte und hochseemäßige Kotzattacken verhieß. Er hatte vorn und hinten Überrollbügel, und ich merkte, dass ich mir nie so recht klargemacht hatte, wofür die wirklich dawaren. Es war ein Gefährt der Freiheit, das, als wir meinen Mietwagen zurückließen und aus dem inzwischen vertrauten Gebiet von Doubletree und Schwemmkegel gen Osten fuhren, gleichzeitig mein neuer Käfig wurde.

Ich riss die Folie auf und biss in den Bagel, dann brach ich ein Stück ab und lockte Jessie damit vom Rücksitz zu mir nach vorn. Er ließ sich zu meinen Füßen nieder und legte mir den Kopf in den Schoß. Ich sah Heist nicht an, Heist bedeutete mir in dem Moment nicht so viel, der Hund war mir lieber, mein süßer Gefolgsmann. Wir teilten uns den Ei-Bagel. Als wir das Flachland erreichten, schlief ich schon wieder, und Jessie wärmte mir freundlicherweise den Bauch.