Kapitel 48

Ich hatte den Anruf geplant. Er gehörte zu den wenigen Schritten, bei denen ich sicher war, nachdem ich zwei Flughäfen hinter mich gebracht hatte. Ich wollte meine Verpflichtung den beiden Leichen in der Grube gegenüber loswerden und dafür sorgen, dass ihre einsamen Tode von trauernden Eltern entdeckt werden konnten, den Schmerz in Kauf nehmend, den ich Roslyn hatte ersparen wollen. Es war das kleinere Übel im Vergleich zur Alternative: Dass niemand sie fand, bis niemand sie mehr suchte, oder schlimmer noch, bis niemand mehr erkennen konnte, was er gefunden hatte.

Ich wollte das aber erledigen, ohne mich selbst darin zu verstricken. Die Lodge hatte immer noch ein Münztelefon für Tagesgäste, deren Handys den Geist aufgegeben hatten. Ich wusste nicht, ob die Polizei in Upland so kompetent oder wachsam war, dass sie den Anruf zurückverfolgen würde, aber ich sagte mir, am besten wäre es, wenn er vom Berg aus erfolgte. Ich musste warten, bis ein Tisch in Hörweite des Telefons geräumt wurde. Bis dahin suchte ich mir ein Eckchen, von dem aus ich die Straße im Auge behalten konnte, falls der Lieferwagen auftauchte. Vielleicht konnte man den Berg durch eine Hintertür verlassen, aber das hier war die Hauptroute.

Es gab ein paar Fehlstarts, bis ich endlich jemanden an der Strippe hatte, der sich halbwegs konzentrierte, aber als ich sagte, ich wolle einen Doppelmord melden, fand ich endlich ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Cop wollte meinen Namen wissen, aber den verweigerte ich. »Ich wohne am Baldy. Ich will keine Schwierigkeiten. Mir ist einfach beim Wandern was aufgefallen.«

Ich erklärte, der Weg wäre eingezäunt und bewacht; sie würden einen Durchsuchungsbefehl brauchen, falls sie nicht unter der Hand jemanden vorbeischicken wollten, der meine Angaben bestätigte. »Die Eigentümer sind ortsfremd. Es handelt sich um die Anlage einer Survival-Bewegung, Sie brauchen sich nur umzuhören. Die Leute aus der Gegend hier gehen da sowieso rauf.« Ich dachte an Fußspuren im Schnee und nahm mir vor, die Stiefel wegzuwerfen, die ich da oben getragen hatte.

Dann buchstabierte ich ihm das Nummernschild und beschrieb den grünen Econoline mit den hölzernen Stoßstangen. Den gelben Staub erwähnte ich nicht. Der Cop wollte noch mehr Infos, aber ich sagte, das wäre alles. Ich hätte sie natürlich auf die Wüste verweisen, auf die Spur der Ausreißer und Geretteten setzen können, die die Ausreißer und Geretteten der Stämme von Viscera Springs mit Upland und dem Baldy verbanden, aber ich musste ihnen einen Schritt voraus bleiben. Die sollten sich erst mal um den Berg und den Lieferwagen kümmern. Die Wüste brauchte ich für mich, um Heist herauszuhauen. Etwaige Mörder unter den Bären waren ihrer Bestrafung lange genug entgangen und konnten auch noch ein bisschen warten. Das heißt, abgesehen von den Strafen, zu denen sie sich selbst verurteilten oder die die Kaninchen über sie verhängten wie in Shockleys Fall.