Jemand dagegen, wenn ich die Verfolgungsjagd auslasse? Sie war auch nicht so prickelnd. Sie entflieht, von unsichtbaren Bären verfolgt. Laird, der manchmal so haarig und immer so ausgezeichnet war, hatte sie im Bergarbeiterlager nicht gegen sich aufgebracht. (Nach seinen eigenen Auskünften, und mehr hatte ich ja nicht.) Nachdem er die Lage der Dinge in Erfahrung gebracht hatte – dass Heist der Pflege des Yogi überlassen worden war, der in Wahrheit Paul Apollo hieß –, hatte er getan, was er angekündigt hatte, und gefrühstückt. Small Talk à la »War auch mal ein Bär, aber Schwamm drüber« gemacht. Meine oder Melindas Anwesenheit hatte er nicht erwähnt – weswegen er uns auch kein Frühstück und mir keinen Kaffee mitgebracht hatte, wofür er sich entschuldigte. Dann war er mit meinem Miet-Jeep locker flockig wieder zurückgefahren und hatte erst Kante gegeben, als er sicher war, dass sie ihn nicht mehr sehen oder hören konnten.
Folgten sie ihm? Die Antwort warteten wir nicht ab. Melinda hielt das Riesenrad so an, dass ich mich aus meiner Kabine befreien konnte. Heist hatte sich aufrichten können und saß im Schatten am Fuß des Riesenrads. Er war dehydriert, aber er lebte. Sein Bart hatte die Lücken zwischen den Koteletten überwuchert, und sein Gesicht sah aus wie ein geplatztes Rosshaarsofa. Unter der roten Lederjacke trug er kein Hemd, aber eine Art schweren Wickel, der mit Stoffstreifen über den gebrochenen Rippen und der Schulter festgebunden war. Er stank ziemlich hefig, aber ich rührte ihn lieber nicht an. Laird und ich halfen ihm auf den Beifahrersitz meines Mietwagens, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass der noch fahrtüchtig war, und ihn zu Heist ans Riesenrad gefahren hatte. Ich gab ihm Wasser.
Dann gingen wir zum Schuppen und fanden sofort Heists Zündschlüssel, der offen im Becherhalter seines Jeeps lag. Laird ließ den Motor an, und die Tankanzeige sprang auf halb voll. Laird fuhr ihn aus der Senke, und Melinda und die Hunde gesellten sich zu ihm, als wäre das so vereinbart. Dann führte Laird in einem Staubkegel unsere Flucht vor jedermann an, der sich bemüßigt fühlte oder auch nicht, uns aufzuhalten.
Heist döste, mit halb und manchmal ganz geschlossenen Augen. Laird hielt unseren kleinen Jeep-Konvoi erst an, als wir die schilderlose Wüste hinter uns hatten, und parkte vor einem trostlosen kleinen Getränke- und Trockengutmarkt in einem Städtchen oder dem Hauch eines Städtchens namens Landers. Ich besorgte beim Wüstenhippie an der Kasse noch eine Flasche Wasser. Laird ging hinters Haus zu den Josuabäumen, um zu pinkeln und zu grübeln. Über dem linken Ohr zog sich eine knallrote Schnittwunde über seinen kahl geschorenen Schädel, wo er beim Zusammenstoß gegen die Innenverkleidung geprallt war. Ich ging davon aus, dass am nächsten Tag seine ganze linke Körperhälfte von blauen Flecken übersät sein würde, aber er behauptete, bis auf den Schnitt unverletzt zu sein.
Ich beriet mich am Straßenrand mit Melinda.
»Laird will zu Anita fahren«, sagte sie. »Und wir müssen Jessie finden. Die Hunde gehören zusammen.«
Ich nickte, wusste aber nicht, was ich von dem Vorschlag halten sollte. Sie wurde deutlicher.
»Du musst ihn hier wegbringen.«
»Okay«, sagte ich.
Als ein Pick-up vorbeifuhr, zuckten wir beide zusammen, aber es war nur ein Pick-up. Vielleicht war der Fahrer ein streunender Bär, vielleicht nur ein alter weißer Mann mit Bart. Langsam schien es möglich, dass das keine Rolle spielte. Der Mann mit dem Riesenrad war tot oder fast tot; wir hatten ihn nicht genau untersucht. Vielleicht kam ein Sturm oder eine Flut, aber nicht in diesem Augenblick, und das hier war keine Grube in der Nacht, sondern eine staubige zweispurige Landstraße, und ein Pick-up konnte vorbeifahren, ohne etwas zu bedeuten, selbst wenn er ein paar üble Aufkleber hatte. Ohne das Fieber, jemanden zum König zu weihen, waren die Bären vielleicht einfach nur alte weiße Männer mit Bärten.
»Pass auf ihn auf«, sagte sie.
»Mach ich.«
»Er wird sich um mich und die Hunde Sorgen machen.«
»Ich sag ihm, dass du bei Laird bist.«
Sie hätte fast gelacht.