Jhonson steht auf dem Sofa und schimpft auf den Balkenschuh, den er gerade anbringen will, gereizte Hammerschläge unter dem lädierten Wellblech.
»Na, los, komm schon, wird’s bald …«
Er weiß, dass eigentlich der Dachsparren ausgetauscht, der ganze Dachstuhl erneuert werden müsste, so morsch ist das Holz. Aber er hat gerade keine Wahl. Ein paar Wochen wird es so gehen müssen, bis er Material beschafft hat und bis das Wetter ihm eine Verschnaufpause gewährt. Denn dieser Regen, der gar nicht mehr aufhört und nach jeder Wolkenlücke nur noch heftiger wieder einsetzt, wird allmählich teuflisch, wie soll er unter solchen Umständen arbeiten. Nach jedem Guss kommen neue Löcher im Dach dazu, darunter stehen Yolandas überlaufende Töpfe. In der kleinen Hütte regnet es eigentlich überall herein, sie ist baufälliger, als Jhonson ursprünglich angenommen hat. Jedes Mal entdeckt er wieder etwas, verflucht die unvollendete Arbeit seiner Vorgänger, der Ex-Freunde seiner Liebsten, die abgehauen sind und alles stehen und liegen gelassen haben. Natürlich muss er das jetzt ausbaden! Muss nun in aller Eile aktiv werden, Mauern und Wände richten, von irgendwoher Flickzeug organisieren, um die Löcher zu stopfen. Als der letzte Nagel eingeschlagen ist, steigt er seufzend vom Sofa, wischt sich die Schweißtropfen aus dem Gesicht. Denkt: So, das reicht für heute.
Als ob sie eine solche Regenzeit gebrauchen könnten.
Als ob es nicht so schon schwer genug wäre, das Leben in Bois Sec.
Und als ob es nicht so schon genug Sachen gäbe, die ihm, Jhonson, Kopfzerbrechen bereiten.
Denn er muss zugeben, im Moment geht es ihm nicht gut.
Vor Yolanda spielt er weiterhin den Starken, ist nicht seine Art, sich über Probleme auszulassen, aber in ihm drin sieht es anders aus. Er kann sich nicht erinnern, jemals so gereizt gewesen zu sein, bei der geringsten Kleinigkeit, die nicht so läuft, wie er sich das vorstellt, wird er wütend. Nachts wacht er oft auf, starrt mit offenen Augen ins Dunkel wie eine vermaledeite Eule. Und beim Prasseln des Regens wird ihm bange. Er bildet sich dann vielleicht auch Geräusche ein, die womöglich nur in seinem Kopf existieren. Er weiß, dass das lächerlich ist, und er würde es auch nie im Leben irgendwem erzählen, aber beim kleinsten Knacken könnte er schwören, dass er den Wald hört, der ihn herausfordern will, wegen all der Machetenhiebe, die er ihm verpasst hat. Oder das ganze Unkraut, das durch alle Ritzen bis ins Schlafzimmer wächst. Er hat auch den Eindruck, dass Dutzende Tiere um die Hütte herumschleichen oder sogar hereinkommen, als ob sie hier zu Hause wären, unters Bett kriechen, auf die Balken klettern. Dafür muss er nicht mal literweise Bier intus haben, manchmal glaubt er, dass er nun endgültig den Verstand verloren hat, und so liegt er wach bis zum Morgen.
Aber das ist nicht alles: Tagsüber übernimmt dann der Bengel. Ja, Jhonson kann immer noch nicht begreifen, was eine solche Missgeburt gegen einen Mann seiner Statur ausrichten will, aber seit einiger Zeit macht ihm auch der Junge Angst. Das hat etwas mit den Blicken zu tun, die der ihm von seinem verfaulten Baumstumpf aus zuwirft, und damit, wie er die Stirn runzelt, den kleinen Opossummund zusammenkneift und komische Geräusche von sich gibt. Er ist sich jetzt ganz sicher, dass in dem Kind etwas Böses steckt, etwas, bei dem ihm immer ungemütlicher wird. Manchmal würde Jhonson ihm gern eine langen, und zwar tüchtig, eine, die wirklich sitzt, damit der Bengel endlich mit diesem Spielchen aufhört.
Und er fragt sich, was ihn daran hindert.
Vielleicht ja gerade diese Angst.
Er legt den Hammer auf den Kühlschrank neben den Fernseher, der seit dem Stromausfall nutzlos geworden ist, seither haben sie nur Kerzenlicht. Die anderen Männer sagen, dass es noch ein paar Tage dauern wird, weil, die Anschlüsse wieder zu verkabeln ist gerade schwierig, verstehst du. Yolanda sitzt schon eine ganze Weile mit der Frau von der Jugendhilfe draußen, wird ihm jetzt klar. Die geht ihm auch allmählich auf die Nerven; seiner Liebsten solchen Ärger machen, anstatt ihnen zu helfen, dieses Leben zu ertragen, hat die denn nichts Besseres zu tun, als um den Bengel rumzutanzen, als wär’s der neue Heiland? Er weiß nicht, worüber sie die ganze Zeit reden, er ist extra im Haus geblieben, um Yolanda nicht zu stören. Schiebt den Vorhang beiseite, wirft unauffällig einen Blick nach draußen.
Die Frau ist tatsächlich schon weg, bei dem Wetter hat er nicht mal das Tor knirschen gehört. Yolanda sitzt alleine auf dem Hocker, starrt geistesabwesend in den ewigen Regen hinaus. Sie ist zwar durchs Dach vor dem Regen geschützt, aber wenn der Wind die Regentropfen in ihre Richtung treibt, wird sie trotzdem nass, eine Seite ihres Pareos ist schon durchweicht, das fällt Jhonson auf. Aber es scheint sie nicht zu stören. Es ist seltsam, sie so zu sehen, reglos, wo sie doch sonst Hummeln im Hintern hat, immer was zu tun.
»Yolanda?«
Keine Reaktion.
Er geht zu ihr, legt ihr eine Hand auf die vollgespritzte Schulter. Und sie neigt den Kopf zur Seite und legt ihn auf seinem Unterarm ab, und er spürt ihre Haut an seiner, beide sind nass. Und sie schließt die Augen, als wollte sie auf der Stelle einschlafen und nie wieder aufwachen, von einer Müdigkeit übermannt, die für eine Frau allein zu viel ist. Jhonson würde gern mit ihr reden, ihr gern tausend Dinge sagen, Dinge, die manchen Menschen bei so etwas einfallen, die guttun. Aber er sagt nur:
»Komm rein, du wirst ja ganz nass.«
Als er von der Hütte aus den Jungen auftauchen sieht, von Kopf bis Fuß in einen billigen Regenponcho gehüllt, weiß Jhonson bereits, dass etwas passieren wird. Er weiß nicht, was, weiß nicht, was Yolanda vorhat, ob sie ihn bestrafen oder im Gegenteil in die Arme nehmen wird, so, wie sie es bei ihrer Tochter tut, aber nie bei ihm; weil sie bei dem Gespräch mit der Frau von der Jugendhilfe vielleicht etwas verstanden, beschlossen hat, ihm ein bisschen was von ihrer Liebe zu geben. Sie hat den ganzen Nachmittag über fast nichts gesagt, hüllte sich in ein Schweigen, das der Stiefvater nicht deuten konnte. Er hat weiter gewerkelt, und sie hängte ständig ihre Wäsche um, auf der Suche nach einer Stelle, an der sie endlich trocken würde. Aber bei Schulschluss hatte sie alle zwei Minuten auf die Handyuhr geschaut, das hat er genau gesehen. Hat sich darauf vorbereitet, dass der Junge gleich heimkommt. Am Ende ist sie vor die Hütte gegangen, stand in der Tür und hat auf das rostige Tor gestarrt, das der Regen pausenlos wusch.
Mit dem durchsichtigen, gelben Regenponcho und dem Ranzen auf dem Rücken wie ein Schneckenhaus wirkt das kleine Opossum ziemlich drollig, findet Jhonson. Man erkennt nur das Gesicht, das unter der pitschnassen Kapuze hervorschaut. Er läuft unters Vordach zu seiner Mutter, patscht mit den Turnschuhen durch den Matsch, sogar durch die Pfützen. Als er im Trockenen ist, zieht er alles aus, hängt den Poncho an einen Haken, stellt den Schulranzen auf ein Betonbruchstück. Und prallt gleich darauf gegen Yolanda, die als unüberwindliche Hürde im Weg steht. Schweigend sehen sie einander an, ein stummer Austausch in einer Sprache, die nur sie beide verstehen, entwickelt in zehn Jahren Zusammenleben. Darwyne, einen Kopf kleiner als sie, verzieht das Gesicht, tausend Empfindungen arbeiten in ihm.
Und endlich:
»Weißt du, was aus dir geworden wäre, wenn ich mich nicht all die Jahre um dich gekümmert hätte?«
Keine Antwort. Das Kind steht noch gebeugter da als sonst.
»Glaubst du wirklich, eine andere Familie würde dich annehmen? Du, in einem richtigen Haus?«
Kaum merkliches Schulterzucken.
»Glaubst du, andere hätten es besser gemacht als deine Mutter, die sich halbtot gearbeitet hat, um dich zu richten?«
»…«
»Antworte, Darwyne, na, los.«
»Nein.«
»Nein, das glaubst du nicht?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
Kurze Stille, im Hintergrund prasselt der Regen.
»Warum?«
Darwyne zögert sekundenlang. Wirkt ein klitzekleines bisschen weniger folgsam als die letzten Male.
»Weil … weil ich kein richtiges Kind bin.«
»Ganz recht«, bestätigt die Mutter eisig und starr. »Sondern weil du ein …?«
»Weil ich nur ein ekelhaftes, kleines Drecksopossum bin.«
»Das seiner …?«
»Das seiner Mutter nichts als Schande macht.«
Sie nickt, gleichsam beruhigt durch die wiedergefundene Unterwerfung. Jhonson hält sich abseits in der Nähe des Türvorhangs. Und merkt auf einmal, dass es ihm komischerweise ebenfalls guttut, wenn der Junge diese Dinge sagt, Dinge, die ihn herabsetzen und in den Schmutz ziehen. Das rückt die Dinge wieder gerade.
»So, du kennst dich also mit Bäumen und Viehzeug aus?«, fängt die Mutter wieder an.
Neuerliches Schulterzucken.
»Stimmt das?«
»Ja«, flüstert Darwyne endlich. »Das stimmt.«
Und Yolanda seufzt:
»Der Wald ist also wichtig für dich? Dort würdest du gerne leben? In der Erde und im Schlamm, dort, wo du aus mir rausgekommen bist, an dem Tag, als ich dich ganz ohne Hilfe und allein geboren habe?«
»…«
Sie wirft einen stummen Blick zum Waldrand auf dem Grundstück, der in dem wahnsinnigen Regen untergeht. Dann fährt sie herum, rennt ins Haus, kehrt mit einer Plastikschüssel zurück. Die rosa Schüssel, denkt der Stiefvater, mit den Blumen drauf.
»Komm mit«, sagt sie zu ihrem Sohn.
Und stürzt hinaus in den strömenden Regen.
»Komm mit, hab ich gesagt.«
Da trottet der Junge ihr hinterher, und Jhonson stößt sich mit dem Rücken von der Wand ab, damit er in dem Guss ihre Gestalten besser sehen kann. Sie gehen bis zu dem Stück Dschungel, sind sofort klitschnass, die Kleidung durchweicht. Yolanda führt Darwyne bis zum Gestrüpp, jener schwammigen Grenze zwischen Stadt und Natur, Kulisse der Kämpfe zwischen Pflanzen und Stiefvätern. Sie stellt die Schüssel auf den von Wurzeln und Humus huckeligen Boden, auf dem das Kind mit verdrehten Beinen herumtrippelt. Sie rafft den Pareo zusammen, hockt sich zwischen die abgehackten Pflanzen und wühlt mit beiden Händen in der Erde. Schaufelt Schlamm und Pflanzenreste zu einem unförmigen Brei zusammen und wirft ihn in die Plastikschüssel wie in einen Viehtrog. Sie gräbt methodisch, wühlt mit manikürten Nägeln unter den Bäumen, stöbert auch Erde mit Steinen und Insekten auf. Die Schüssel füllt sich zusehends, Handvoll um Handvoll, und läuft bald über vor brauner Schlammbrühe, die die Mutter da zusammenrührt. Da hält Yolanda inne, schüttelt sich den Dreck von den Händen, wischt sie so gut es geht an den Blättern ab.
Und sagt zu ihrem Jungen:
»Iss.«
Wie früher schon, bei den Chilischoten.
»Na, los, iss ihn nur, deinen Wald.«
Darwyne bleibt regungslos im Regen stehen. Es sieht aus, als ob er sich widersetzt, sich weigert, der Anweisung Folge zu leisten. Vielleicht sagt er sogar nein, aber von da, wo Jhonson steht, ist das nicht so sicher. Jedenfalls sieht er das zum ersten Mal, als ob der Bengel seiner Mutter die Stirn bieten wollte. Als hätte er sich ein bisschen verändert, vielleicht wegen der Frau von der Jugendhilfe und ihren Wanderungen durch den Wald, überlegt Jhonson. Zum ersten Mal ruft Yolanda nun auch ihn zu Hilfe.
»Jhonson!«, schreit sie plötzlich vom Waldrand.
Der Stiefvater meint, sich verhört zu haben: Normalerweise kümmert sie sich alleine um ihren Trottel von Sohn. Aber sie lässt nicht locker:
»Jhonson, kommst du mal?«
Auf den ersten Blick gefällt es dem Stiefvater gar nicht, sich da einzumischen. Weil der Bengel ihm gerade richtig Angst einjagt, und der Wald, an dem sie stehen, noch mehr. Oder vielleicht auch, weil er vor sich selbst Angst hat, vor dem, was er tun könnte, wenn man ihn provoziert. Aber er setzt sich trotzdem in Bewegung, lässt Dach und Beton hinter sich.
»Moment«, unterbricht Yolanda.
Er bleibt stehen.
»Bring die Machete mit.«
Das ist eine schlechte Idee, denkt er sofort. Aber ein Teil von ihm ist anderer Meinung, findet, dass der Junge im Gegenteil genau das braucht, damit er mal lernt, was Respekt ist. Also geht er zur Hüttenwand, an der die Machete lehnt, und packt den Griff, ehe er am Waldrand zu Mutter und Sohn stößt. Der Regen duscht ihn von oben bis unten, die Sicht verschwimmt, ein feuchter Schleier.
»Iss«, wiederholt Yolanda.
Und da hebt das pitschnasse Kind den Kopf, sieht sie mit seinen Tieraugen an und hält dem Blick der Mutter stand, wie Jhonson es noch nie beobachtet hat. Mit dem Trotz, der, wie er bisher glaubte, ihm, dem Stiefvater, vorbehalten war. Und Jhonson ahnt, dass Yolanda innerlich zusammenbricht, die mütterliche Autorität auf Messers Schneide. Sie dreht sich zu ihrem Mann um, macht eine Handbewegung, wie um zu sagen: Na los. Und seltsamerweise lässt Jhonson sich nicht lange bitten. Er baut sich hinter dem Kind auf und drückt die Spitze der Machete gegen sein Schulterblatt, so, wie die Mutter es täglich mit dem Küchenmesser macht. Er drückt die Spitze gegen das durchweichte T-Shirt. Darwyne hält ein bisschen dagegen, die Füße fest in den Schlamm gestemmt, aber als Jhonson mehr Druck macht, gibt er schließlich nach, fällt vor der Schüssel auf die Knie.
»Iss deinen verdammten Dreckswald.«
Der Blick der Mutter drängt den Stiefvater, nicht nachzulassen. Er platziert die Klinge etwas höher, diesmal in den Nacken des Jungen, dort, wo der vollgesogene zerzauste Schopf endet. Und drückt wieder zu. Dirigiert den Kopf, als würde er Zügel halten. In den braunen Schlamm hinunter, das Gesicht schwebt knapp drüber.
»Iss, Opossum. Iss.«
Und endlich gibt Darwyne nach.
Die Machete hinterm Kopf, kniet er zwischen den Wurzeln, öffnet den kleinen Mund und taucht ihn in den Schlamm, nimmt nicht mal die Hände zu Hilfe, sie liegen apathisch neben der Schüssel.
Und er isst.
»Ganz recht, ja, iss alles auf.«
Und er leckt.
»Ganz recht.«
Wie ein Hund, denkt Jhonson. Denn seine Mutter hat recht, nichts anderes ist er: ein Drecksvieh, man muss den Dingen ins Auge sehen. Einen Augenblick lang spürt der Stiefvater, wie der Griff an seinem ausgestreckten Arm zittert, und da fragt er sich, ob das alles gerade wirklich passiert, ob er wirklich bei der von Yolanda verhängten Strafe mitmacht. Ob das nicht nur ein böser Traum ist, in den er sich verirrt hat, ein Traum, in dem es keine Verbote, keine Rücksicht, keine Moral, keine Konsequenzen mehr gibt. Und ihm wird etwas klar: Nachdem er sich tagelang mit unsinnigem Zeug herumgequält, vor nichts und wieder nichts Angst gehabt hat, setzt es etwas in ihm frei, jetzt die Oberhand über die Missgeburt zu haben. Das tut ihm irgendwie gut. Die Szene dauert an, das Kind verschlingt den Wald, schmiert sich voll, niedergedrückt von der Machete, niedergedrückt vom Regen, niedergedrückt von den Worten der Mutter, die ihn auffordert, weiterzuessen, die über ihm steht, Hände in den Hüften.
Dann hört er auf.
Hebt den Kopf, stößt an die Klinge. Nasse Erde auf dem ganzen Gesicht, in den Haaren, den Ohren, auf dem T-Shirt. Jhonson glaubt, jetzt sei es genug, Yolanda würde die Marter beenden. Aber als er ihren Gesichtsausdruck sieht, begreift er: Nein, es ist nicht vorbei.
»Weiter«, sagt sie. »Aufessen.«
Darwyne atmet schwer im strömenden Regen, die Lungen verschleimt. Er unterdrückt ein Würgen. Senkt ein wenig den Kopf, als wollte er weiter essen. Aber kurz vor der Schlammbrühe hält er inne. Die Mutter drängt:
»Weiter.«
Als käme es einer Kapitulation gleich, jetzt aufzuhören.
»Los«, sagt sie lauter.
Aber das Kind regt sich gar nicht mehr, eine triefende Statue am Rande des Dschungels. Und obwohl Jhonson eigentlich findet, dass die Strafe lang genug gedauert hat, dass er nun wirklich genug hat, der Junge, will er ihn doch auch gehorchen sehen, ihm und der Mutter. Er kommt nicht dagegen an, das kommt tief aus seinem Inneren: Er will sehen, wie der Junge einknickt. Hier und jetzt. Sich seiner Klinge unterwirft, wie die Bäume, wenn er ein Grundstück mäht. Will sich nicht mehr beeindrucken lassen, weder von einem Kind noch von irgendeinem Strauch. Weil, Kinder sind letztendlich wie Bäume, man darf sie nicht sonst wie wachsen lassen. Um die drei Gestalten herum ist nur noch Wasser, nichts ist mehr trocken. Der Boden ein riesiger Teich, in dem die Fußabdrücke versinken. Yolandas Stimme ein endlos wiederholter Kehrreim.
»Weiter.«
Und das Quaken der Frösche, und das Trommeln des Regens, und das Rauschen von tausend Sturzbächen, die den Berg hinunterströmen.
»Weiter, hab ich gesagt.«
Keine Bewegung, nur der gebeugte Rücken des Kindes, das vor Jhonson kniet. Hinterher wird er es bereuen, der Stiefvater, wenn er in Ruhe darüber nachdenkt. Aber in dem Moment kommt ihm kein schützender Gedanke in den Sinn. Als Yolanda skandiert:
»Wei-ter.«
Als sie den Blick in den ihres Gefährten versenkt, so schwarz wie ein bodenloser Abgrund, schlägt Jhonson zu.
Er hebt die Machete.
Und lässt sie auf die Schulter des Kindes niedersausen.
Die Klinge dringt ins Fleisch, prallt am Knochen ab.
Darwyne fällt auf die Seite, eine Hand auf die Wunde gepresst. Er zieht die Knie an, rollt sich zusammen, als hätte er einen Panzer, in dem er sich für immer verstecken kann. Und das Blut rinnt seinen Arm hinunter, färbt die Sturzbäche rot.