image

DIE AUSBREITUNG VON SPRACHE

WANDERUNGEN DER BANTU (UM 1000 V. CHR.)

IM KONTEXT

SCHAUPLÄTZE

Zentral- und südliches Afrika

FRÜHER

Um 3500 v. Chr. Die Ur-Bantu sprechenden Menschen leben im Nigerdelta.

Um 3500–2500 v. Chr. Einige wenige Bantu verlassen ihre Heimat.

SPÄTER

Um 1000–500 v. Chr. Bantuvölker lassen sich in Zentralafrika nieder.

Um 600 v. Chr. Beginn der Eisenproduktion in Meroe.

Um 200 v. Chr. Bantu ziehen nach Südostafrika.

Um 300–500 Bantuvölker leben in KwaZulu-Natal und im Flussgebiet des Limpopo in Südafrika.

Um 200–1400 Bantu tauchen in der Region der Großen Seen im östlichen Zentralafrika auf.

Die Wanderbewegungen der Bantu aus dem Nigerdelta um das Jahr 1000 v. Chr. gehören zu den wichtigsten Migrationsbewegungen in der Geschichte Afrikas. Sie veränderten das zentrale und südliche Afrika, indem sie die Eisenverhüttung und verbesserte Formen der Landwirtschaft einführten und einen Wissensaustausch ermöglichten, der zu gemeinsamen Kunst- und Handwerkstraditionen führte.

Gemeinsame Sprache

Der Begriff »Bantu« bezeichnet keine bestimmte Ethnie, sondern bezieht sich vielmehr auf eine bestimmte Sprachengruppe, die über das westliche, zentrale, östliche und südliche Afrika verteilt ist. Die Mehrheit der Bantusprechenden, etwa 100 bis 150 Mio. Menschen, lebt heute in der Demokratischen Republik Kongo (DRK), der Republik Kongo, Uganda, Kenia, Tansania, Malawi, Simbabwe und Swasiland.

»[Die Bantuwanderungen waren] weder ein zielloses nomadisches Umherziehen noch eine organisierte kriegerische Eroberung.«

Gamal Mokhtar

General History of Africa, 1981

Ursprung

Mündliche, sprachliche und archäologische Quellen zeigen, dass die Ur-Bantu im Benue- und Cross-River-Becken im östlichen Nigeria und westlichen Kamerun in Zentralafrika beheimatet waren. Forschungen deuten darauf hin, dass der Übergang von einer gefährlichen »Jäger und Sammler«-Wirtschaft zu einem sesshafteren Leben, ermöglicht durch Ackerbau und Viehzucht, zu einem starken Bevölkerungswachstum führte. Dies veranlasste einige von ihnen, ihre Heimat zu verlassen und nach neuen Siedlungsgebieten zu suchen. Es gibt keine Beweise dafür, dass dies zu einer zeitgleichen Massenwanderung führte, und es gab keine vorher festgelegte Route, sondern nur eine Tendenz, in südliche Richtung zu ziehen. Die Migration aus dem Nigerdelta begann um 2000 v. Chr. Die meisten Historiker vermuten, dass die klimabedingte Regenwaldzerstörung im westlichen Zentralafrika vor etwa 2500 Jahren den Bantuwanderungen neuen Antrieb bot. Einige Theorien besagen, dass die Agraraktivitäten der Bantu selbst Grund für den Waldschwund waren und es notwendig machten weiterzuziehen.

image

Legende

imageUrheimat der Bantu

imageErste Wanderbewegung

imageOstbantu

imageWestbantu

imageAusbreitung der Bantu

Die Bantu zogen grundsätzlich nach Süden. Grund war die Wüstenbildung in Nordafrika ab 5000 v. Chr. Über viele Generationen hinweg schufen sie ein kontinentales Netz bantusprachiger Volksgruppen.

Kulturelle Ausbreitung

Die Wanderbewegungen der Bantu zeigen, wie die Interaktion zwischen Menschen den Fortschritt von Kulturen begünstigt. Die Ausbreitung der Bantusprechenden ist nicht durch Kriege und Eroberungen erfolgt. Vielmehr passten sie sich an ihre neue Umgebung an und führten erfolgreich Innovationen wie die Eisenverhüttung oder verzierte Töpferwaren ein. Kontakte zwischen afrikanischen Bevölkerungsgruppen führten zur Verbreitung künstlerischer Ideen, religiöser Praktiken sowie von Ernährungsgewohnheiten, gemeinschaftlichen Bräuchen bis hin zur Entwicklung von Vokabular und Satzbau.

Aus der Ursprache entwickelten sich nach und nach Sekundärsprachen – das Westbantu und das Ostbantu. Das Westbantu breitete sich zwischen den Flüssen Sangha, Ubangi und Kongo-Lualaba sowie später in Angola und Namibias Südwesten aus. Das Ostbantu erreichte die Kilimandscharo-Region in Tansania sowie Mosambik und gelangte schließlich nach Südostafrika. Um 1200 zogen Bantusprechende in die Regionen der Großen Seen des heutigen Ruanda, Burundi und Uganda. image

Eisenverarbeitung, Landwirtschaft und Handwerk

Die Bantu waren Vorreiter in der Eisenverhüttung und gründeten eisenzeitliche Siedlungen in ganz Subsahara-Afrika. Während einige Wissenschaftler davon ausgehen, dass die Bantugruppen die Fähigkeiten zur Eisenverarbeitung in ihrer Heimat erwarben, vermuten andere, dass sie sich diese um 600 v. Chr. nach Kontakten mit dem Königreich von Meroe aneigneten. Eisenwerkzeuge waren jenen aus Kupfer und Bronze weit überlegen. Bauern konnten mit ihnen selbst sehr steinige Böden kultivieren, und Kunsthandwerker nutzten sie, um etwa Töpferwaren mit komplexen Mustern zu verzieren. Kulturell ähnliche Volksgruppen verwendeten gleiche Muster und Methoden für die Verzierung von Gegenständen, wodurch Ethnologen Töpferwaren der Bantu von denen anderer Gruppen unterscheiden können.