image

EINE EINZIGARTIGE AFRIKANISCHE HOCHKULTUR

DIE STADT GROSS-SIMBABWE (11.–15. JH.)

IM KONTEXT

SCHAUPLATZ

Südliches Afrika

FRÜHER

300–650 Gokomere und Ziwa-Viehhirten siedeln in der Region.

Um 700 Im südlichen Afrika werden Kupfer und Gold abgebaut.

Um 890 Das älteste Königreich der Region, Mapungubwe, floriert.

SPÄTER

1629 Die Portugiesen zwingen den Mutapa-Herrscher einen Vasallenvertrag zu unterzeichnen.

1871 Der Geologe Karl Mauch plündert Groß-Simbabwe.

1980 Nach fast 100 Jahren britischer Herrschaft wird das unabhängige Südrhodesien in Simbabwe umbenannt.

1986 Die Stadtruinen von Groß-Simbabwe werden zum UNESCO-Welterbe erklärt.

Eine der berühmtesten Ruinen in Afrika südlich der Sahara ist eine steinerne Festung auf einem Hügel, die über eine Einfriedung wacht, die im Mittelalter so viele Menschen beherbergte wie die Stadt London. Vom 11. bis zum 15. Jahrhundert war Groß-Simbabwe – der Name leitet sich von Bantu zimba we bahwe (Häuser aus Stein) ab – das pulsierende Herz des riesigen Mutapa-Reichs, dessen Territorien das heutige Simbabwe, Sambia, Mosambik und Südafrika umfassen. Das Reich etablierte seine Vormachtstellung in der Region im 12. und 13. Jahrhundert und wurde von einem Mutapa (Herrscher) regiert. Die Bewohner der Region waren Shona-Völker mit Bantuherkunft, Viehhirten und Bauern, die in der Trockenzeit Eisen, Kupfer, Bronze und Gold aus den Flüssen im Norden schürften.

»Diese Hochkultur war die bedeutendste Errungenschaft der Bantu sprechenden Völker in diesem Teil von Afrika.«

Stan Mudenge

Simbabwischer Politiker (1941–2012)

Die Tatsache, dass Groß-Simbabwe auf der kürzesten Route zwischen den Händlern an der Ostküste und den Goldfeldern lag, gab der Stadt eine Machtposition, die auf dem Handel mit Elfenbein, Metallen und vor allem Gold beruhte. Chinesisches Seladongeschirr, bemalte Schalen aus Persien und arabische Münzen, die dort gefunden wurden, belegen die weitreichende Bedeutung der Stadt. Mitte des 15. Jahrhunderts befand sich diese im Niedergang und wurde nach und nach geplündert. Einige Historiker ziehen Vergleiche mit der Stadt Mapungubwe, die ebenfalls durch den Goldhandel florierte.

Maurerhandwerk

Mit ihren massiven Steinmauern, die stellenweise bis zu 7 m dick waren, war die auf einem Hügel gelegene Akropolis von Groß-Simbabwe das erste Bauwerk, das im 11. Jahrhundert als herrschaftlicher Wohnsitz errichtet wurde. Die im Tal im 14. und 15. Jahrhundert errichtete Große Einfriedung, deren Außenmauer 278 m lang und 20 m hoch war, umschloss Lebensräume für bis zu 18 000 Menschen. Strohgedeckte, aus Lehmziegeln errichtete Häuser bedeckten einst das 8 km2 große Gelände.

image

Die gewölbten Wände der Hauptmauer von Groß-Simbabwe bestehen aus Granitblöcken, die ohne Mörtel zusammengefügt wurden.

Als Vicente Pegado, ein in Sofala stationierter portugiesischer Hauptmann, im Jahr 1531 in die Stadt kam, beschrieb er »eine Festung aus Steinen von überwältigender Dimension«. Es sagt viel über den Charakter der kolonialistischen Archäologie aus, dass die Forscher im 19. und frühen 20. Jahrhundert diese prächtigen Bauten einer viel früheren arabischen oder phönizischen Kultur zuschrieben. Man nahm an, dass die Zedernsäulen an der Fundstätte aus dem Libanon importiert worden waren. In jüngerer Zeit haben Radiokohlenstoffuntersuchungen ergeben, dass der größte Teil von Groß-Simbabwe im Mittelalter aus heimischen Materialien errichtet worden war.

Der Niedergang der Stadt

Der Statusverlust von Groß-Simbabwe ist vermutlich auf die übermäßige Bewirtschaftung der Felder zur Ernährung der wachsenden Bevölkerung und die schwindenden Goldvorräte zurückzuführen. Es folgten Jahrhunderte der Kolonisation, bevor das neue unabhängige Simbabwe 1980 den Namen der alten Stadt annahm. image

Die Goldschmiede des südlichen Afrikas

Archäologische Funde belegen, dass im südlichen Afrika Gold in erstaunlichem Umfang abgebaut wurde. Im Mittelalter sollen in der Region 43 Mio. Tonnen Golderz abgebaut und 700 Tonnen reines Gold gewonnen worden sein. In einer Grabstätte in der Nähe der Stadt Mapungubwe, ähnlich einflussreich wie Groß-Simbabwe, wurden mehrere Goldrelikte entdeckt.

Sie haben Hunderte von Jahren der Plünderung überlebt und zeugen von den ausgefeilten Techniken der Goldschmiede des südlichen Afrikas, die das Gold brünierten, um seinen Glanz zu verstärken, und mit Hämmern dünne Goldplättchen schlugen. Diese wurden dann verwendet, um Metalle wie Eisen und Bronze zu vergolden und damit Möbel, Statuen, Streitäxte und Pfeilspitzen zu verzieren. Kunsthandwerker stellten auch Goldschmuck her und formten aus Golddraht Kettenglieder. Stoffe, die für die höfische Elite bestimmt waren, wurden mit feinsten Goldfäden verwebt. Damast-, Satin- und Seidentücher mit Goldrosen verziert.