IM KONTEXT
SCHAUPLATZ
Subsahara-Afrika
FRÜHER
Um 711 Die Mauren erobern nach und nach die Iberische Halbinsel und schlagen die Brücke zwischen Europa und Afrika.
1312 Der Genueser Kaufmann Lanzarotto Malocello errichtet einen Stützpunkt auf der heutigen Insel Lanzarote.
SPÄTER
1510–1866 Etwa 12,5 Mio. Afrikaner werden mithilfe europäischer und amerikanischer Sklavenschiffe verschleppt.
1550 Die Reisen des spanischen Berbers Leo Africanus in Westfrika veranlassen die Europäer, ihre Afrikakarte neu zu entwerfen.
1884–1900 Im »Wettlauf um Afrika« werden 90 Prozent des Kontinents von den europäischen Mächten kolonisiert.
Die Ankunft von Seefahrern an der Westküste Afrikas im 15. Jahrhundert gilt gemeinhin als das wegweisende Aufeinandertreffen zwischen Afrikanern und Europäern. Doch Europäer und Afrikaner begegneten sich schon lange vorher und das nahezu auf Augenhöhe. Bereits drei Jahrtausende zuvor, zur Zeit des Alten Ägyptens, war Afrika im Mittelmeerraum präsent und nach der Eroberung von Karthago im Jahr 146 v. Chr. wurden die nordafrikanischen Kolonien der Römer als Kornkammern Roms bekannt. Im 8. Jahrhundert brachte die Maureninvasion in Iberien Nordafrikaner ins mittelalterliche Europa und im 12. und 13. Jahrhundert berichteten europäische Kreuzfahrer von afrikanischen Christen in Äthiopien, während im 14. Jahrhundert Diplomaten und Delegationen aus Äthiopien nach Europa reisten.
Eine Karte der westafrikanischen Küste aus dem Vallard-Atlas (um 1547) zeigt Gibraltar von Europa aus gesehen unten und die portugiesische Festung São Jorge da Mina oben links.
Im Mittelalter erstreckten sich die regionalen und internationalen Handelsnetze in Afrika südlich der Sahara von der Westküste bis nach Nordafrika und von der Ostküste bis zum Indischen Ozean. Dennoch hatten die Europäer nur geringe Kenntnisse über Afrikas riesige Reiche und waren im Handelsverkehr auf muslimische Mittelsmänner angewiesen. Ab dem 10. Jahrhundert erstellten Händler auf ihren Afrikareisen rudimentäre Karten. Im 13. Jahrhundert dürften Europäer bis nach Subsahara-Afrika gelangt sein.
Der berberisch-marokkanische Gelehrte und Reisende Ibn Battuta könnte das Interesse an Afrika mit seinen Reiseberichten (1353) geweckt haben, in denen er den enormen Reichtum von Mansa Musa, König von Mali, durch den Handel mit Gold und Salz beschreibt. Normannische Kaufleute aus Dieppe erreichten die Küste Guineas eventuell schon 1364, aber die einzigen dokumentierten Reisen nach Westafrika sind die portugiesischen Expeditionen des 15. Jahrhunderts, die von Prinz Heinrich dem Seefahrer gefördert wurden. Sie sollten Seewege nach Indien finden sowie Handel treiben und die muslimische Vorherrschaft in Afrika eindämmen.
Die Schiffe erreichten 1444 Senegal und nahmen auf ihren Handelsreisen entlang der Küste Kontakt mit Afrikanern in West-, Zentral- und Südafrika auf. Zunächst waren die Menschen zwar gastfreundlich, aber in weiser Voraussicht auch misstrauisch gegenüber den Europäern. Die erste Schiffsladung nach Portugal umfasste Goldstaub und gefangen genommene Afrikaner. Nachdem Seefahrer 1471 das heutige Ghana erreicht hatten, florierte der Goldhandel mit den Akan derart, dass die Küste später als »Goldküste« bekannt wurde. Innerhalb weniger Jahrzehnte bauten die Portugiesen mehrere Festungen und begründeten ein Monopol auf den Handel mit Westafrika. Nachdem Vasco da Gama 1498 das Kap der Guten Hoffnung umrundet hatte, versuchten sie auch, den Goldhandel an der Ostküste zu dominieren – allerdings mit mäßigem Erfolg.
Als die Niederländer 1598 ihre ersten Handelsposten in Westafrika errichteten, war der Sklavenhandel das wichtigste europäische Ziel. In den 1620er-Jahren wurden mehr als 100 000 Afrikaner nach Madeira, Kap Verde und auf die Inseln im Golf von Guinea verschifft, und etwa 400 000 nach Amerika. Der Krieg zwischen Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden, ein Kampf um die Errichtung von Kolonien und Sklavenhandelsposten, wurde von 1652 bis 1713 an der Westküste Afrikas ausgetragen, und auch Deutschland profitierte mit der Gründung der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie vom Überseehandel. Die Ankunft der Europäer auf dem Kontinent schuf zwar Verbindungen zwischen Afrika, Europa und Amerika, allerdings zulasten der Afrikaner und Afrikas Unabhängigkeit.