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AMERIKAS ERSTER AUFSTAND DER VERSKLAVTEN

DIE SKLAVENREBELLION AUF HISPANIOLA (1522)

IM KONTEXT

SCHAUPLATZ

Karibik

FRÜHER

1492 Christoph Kolumbus erobert für Spanien die Insel Hispaniola.

1496 Santo Domingo wird gegründet – die erste spanische Hauptstadt in der Neuen Welt.

1512 Die ersten Maroons, geflohene Sklaven, gründen Gemeinschaften mit den einheimischen Taíno.

SPÄTER

1697 Hispaniola wird geteilt – Saint-Domingue (das heutige Haiti) geht an Frankreich und die heutige Dominikanische Republik an Spanien.

1791 Sklaven in Saint-Domingue revoltieren.

1804 Haiti erklärt seine Unabhängigkeit von Frankreich.

1844 Die Dominikanische Republik wird unabhängig von Haiti.

Hispaniola – die zweitgrößte Karibikinsel westlich von Kuba – wurde von den Spaniern und später von den Franzosen kolonisiert. Sie war auch Schauplatz der Haitianischen Revolution, dem ersten erfolgreichen Sklavenaufstand der Welt, der 1804 zur Unabhängigkeit Haitis führte. Doch lange davor gab es den Sklavenaufstand von 1521, der zeigte, was die Sklaven erreichen konnten. Auf Hispaniola lebten etwa 400 000 einheimische Taíno, als Christoph Kolumbus 1492 zum ersten Mal dort anlandete. Prompt gründete er die erste spanische Kolonie. Die spanischen Siedler zwangen die Taíno zur Arbeit in den Goldminen und auf den kolonialen Zuckerplantagen. Im Jahr 1510 war die Taíno-Bevölkerung aufgrund von Krankheiten und brutaler Unterdrückung um fast 90 Prozent geschrumpft. Um den akuten Arbeitskräftemangel zu beheben, genehmigte der spanische König ab 1518 den Transport von versklavten Westafrikanern in die neuen Kolonien.

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Das Bild zeigt Sklaven, die um 1550 auf Hispaniola Zucker anbauen. Zu der Zeit lebten dort 20 000 bis 30 000 versklavten Menschen. Etwa 7000 Maroons widersetzten sich den Spaniern.

Die Sklavengesetze aus dem Jahr 1522

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Sklaven war der Besitz von Waffen nicht gestattet.

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Sklaven durften keine anderen Ländereien betreten.

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Es gab harte Strafen für Flüchtlinge.

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Flüchtlingen durfte nicht geholfen werden.

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Sklaven wurden angehalten Familien zu gründen.

Aufstand gegen das Regime

Die meisten der Sklaven in den spanischen Kolonien stammten aus Westafrika, sprachen jedoch unterschiedliche Sprachen. Obwohl sie Seite an Seite arbeiteten, war es für sie schwierig, sich zu verständigen und irgendeine Art von Aufstand zu organisieren. Viele einzelne flohen vor ihren Sklavenhaltern in die unbewohnten Berge.

Mit wachsender Sklavenbevölkerung erwogen sie jedoch, wie sie sich organisieren und auflehnen könnten. Um das Jahr 1521 führte Kolumbus’ Sohn und Gouverneur von Hispaniola, Diego Kolumbus, eine Zuckerplantage am Rande der Hauptstadt Santo Domingo, wo die Rebellion ihren Anfang nahm. Die Organisation des Aufstands wird Maria Olofa und Gonzalo Mandinga zugeschrieben, zwei der ersten Maroons – geflohene Sklaven. Die Rebellen spitzten Stöcke zu Waffen und stahlen Macheten, die für die Zuckerrohrernte verwendet wurden. Am Heiligabend 1521, während die Sklavenhalter feierten, marschierten 20 Rebellen in Richtung des Dorfes Azua und forderten andere versklavte Afrikaner auf, ihre Plantagen zu verlassen und sich ihnen anzuschließen.

Allerdings wurde die spanische Kavallerie, ausgerüstet mit Schwertern und Gewehren, rasch herbeordert und der Aufstand niedergeschlagen. Die Überlebenden flüchteten in die Berge, wurden aber innerhalb von fünf Tagen gefangen genommen. Dennoch gelang es den Rebellen, etwa ein Dutzend versklavte Taíno zu befreien und neun Spanier zu töten.

»Sie sterben oder, besser gesagt, ihr tötet sie, damit ihr jeden Tag Gold fördern könnt.«

Antonio de Montesinos

Spanischer dominikanischer Ordensbruder (etwa 1475–1545)

Die Folgen

Der Sklavenaufstand von 1522 war der erste seiner Art, und er beunruhigte die spanische Regierung. Nur zehn Tage nach Beginn des Aufstands wurden »Sklavengesetze« erlassen, um weiteren Aufständen vorzubeugen. Diese Gesetze sahen Beschränkungen für die auf Hispaniola lebenden versklavten sowie freien Schwarzen vor. Flüchtlinge mussten mit harten Strafen rechnen, wie dem Abhacken eines Fußes und, bei wiederholter Tat, dem Tod. Die Gesetze propagierten jedoch auch Ehen und Familiengründung unter Versklavten – so hoffte man, die Wahrscheinlichkeit künftiger Revolten zu verringern und die Anzahl versklavter Arbeitskräfte zu erhöhen.

Obwohl Haiti auf der westlichen Seite von Hispaniola erst 282 Jahre später seine Unabhängigkeit erkämpfen sollte, machte der Aufstand von 1521 den Machthabern deutlich, dass sich die Menschen, die sie versklavt hatten, organisieren und für ihre Freiheit kämpfen konnten. image