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DIE TOTEN WERDEN AUFERSTEHEN, UM DEN WEISSEN MANN ZU VERTREIBEN

DIE XHOSA-KRIEGE (1779–1878)

IM KONTEXT

SCHAUPLATZ

Südafrika

FRÜHER

1. Jh v. Chr. Die bantusprechenden Nguni, Vorfahren der Xhosa, wandern ins südliche Afrika ein.

1488 Der Portugiese Bartolomeu Dias umsegelt das Kap der Guten Hoffnung.

1652 Die Niederländische Ostindien-Kompanie gründet die Kapkolonie.

SPÄTER

1909 Der South Africa Act vereinigt die Kapkolonie, Natal, Transvaal und den Oranje-Freistaat zur Südafrikanischen Union, einem selbstverwalteten Herrschaftsgebiet der Briten.

1961 Südafrika wird eine Republik unter der rein Weißen Nationalen Partei.

1994 Nelson Mandela wird erster demokratisch gewählter Präsident Südafrikas.

Von 1779 bis 1878 befanden sich niederländische und britische Kolonisten und Streitkräfte fast ständig im Krieg mit den Xhosa – die von den Europäern als »Kaffern« bezeichneten Viehzüchter im heutigen Ostkap, Südafrika. Die neun Kapgrenzkriege oder veraltet »Kaffernkriege« endeten mit der Aufnahme der Xhosa-Gebiete in die britische Kapkolonie.

Die ersten Auseinandersetzungen entstanden, als die Trekboers, niederländische Farmer, sich rasch über das südliche Afrika in das Gebiet der Xhosa ausbreiteten und mit den örtlichen Hirten um Land und Wasser zu konkurrieren begannen. Die ersten drei Kriege (1779, 1793 und 1799–1801) zwischen Buren (Holländern) und den Xhosa endeten in einer Pattsituation. Die Niederländer setzten Kanonen und Kavallerie ein, während die Xhosa zahlenmäßig überlegen waren.

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Britische Truppen brennen ein Xhosa-Dorf nieder und töten seine Bewohner während des letzten Kriegs um Xhosa-Gebiete.

Besetzung durch die Briten

Die Briten eroberten die Kapkolonie 1795 von den Niederländern und begannen 1806 mit der umfassenden Besetzung des Gebiets. Sie waren den Niederländern militärisch überlegen und konnten bei Bedarf Verstärkung aus Großbritannien oder Indien anfordern. Den Nahkampf, bei dem die meisten Opfer zu beklagen waren, übernahmen ihre afrikanischen Verbündeten, die Mfengu vom Ostkap.

Im Jahr 1812 begannen die Briten, die Xhosa aus dem Zuurveld, einer Pufferzone zwischen dem Gamtoos-Fluss und dem Großen Fischfluss, zu vertreiben. In einem weiteren Krieg (1818–1819), in dem der Xhosa-Anführer Makana schwor, »Kugeln in Wasser zu verwandeln«, siegten die britischen Streitkräfte erneut. Sie erklärten das Zuurveld zur neutralen Zone, siedelten jedoch 5000 britische Kolonisten entlang des Großen Fischflusses an. Die aus ihren Gebieten in das Areal anderer afrikanischer Völker vertriebenen Xhosa lebten fortan von Viehdiebstählen und wurden von den Briten von 1834 bis 1836 gewaltsam bekämpft.

Schon 1846 brach der nächste Krieg um Territiorien aus, nach dem die Briten das zuvor neutrale Gebiet zwischen dem Keiskamma-Fluss und dem Großen-Kei-Fluss annektierten und die Kronkolonie Britisch-Kaffraria gründeten. Die verbitterten Xhosa wagten 1850 einen Aufstand, wurden aber erneut besiegt.

»Dies war der Sargnagel für die alte Lebensweise der Xhosa.«

Mtutuzeli Matshoba

über die Xhosa-Rindertötung von 1856–1857

Drastische Mittel

In ihrer Verzweiflung glaubten die Xhosa verstärkt an Prophezeiungen. 1856 erklärte die 15-jährige Nongqawuse, dass sich die Vorfahren der Xhosa erheben und die Eindringlinge vertreiben würden, doch müssten die Xhosa zuvor ihr Vieh und ihre Ernten vernichten. Die daraus resultierende Hungersnot führte zu weiteren Todesfällen und erheblichen Landverlusten an die Briten und schwächte den Widerstand der Xhosa für zwei Jahrzehnte.

Der endgültige Krieg begann 1877, als die Briten in das Gcalekaland östlich des Großen-Kei-Flusses vorstießen – der letzten Bastion der Xhosa –, und endete 1878 mit der Annektierung des Gebiets.

Jedoch bewahrten die Xhosa ihre Traditionen und assimilierten andere Völker, die durch die Expansion der Zulu nach Westen gedrängt wurden. Nach den Zulu sind die Xhosa heute die zweitgrößte kulturelle Gruppe Südafrikas. image

Xhosa-Rindertötung

Im Jahr 1856 behauptete die junge Prophetin Nongqawuse, sie sei zwei Ahnen begegnet, die versprachen, dass die Toten auferstehen würden, wenn die Xhosa bestimmte Bedingungen erfüllten, zu denen die Vernichtung ihres Viehs und ihrer Ernten gehörte.

Die Rinder der Xhosa starben bereits in großer Zahl an der Rinder-Lungenseuche, die durch infizierte Tiere von einem Schiff aus Europa übertragen wurde und eine lange Inkubationszeit hatte. Die Xhosa brachten solches Unglück mit Hexerei in Verbindung. Erschöpft von jahrzehntelangen Kriegen mit den Briten und überzeugt, dass ihr Vieh ohnehin sterben würde, fanden viele Xhosa Hoffnung in der Vision von Nongqawuse. Innerhalb von 13 Monaten schlachteten sie etwa 400 000 ihrer Rinder, und 40 000 Xhosa verhungerten. Dieses Ereignis schwächte zunehmend den Widerstand der Xhosa gegen die britischen Siedler, die ihnen ihr Land genommen hatten.