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WIR SIND NICHT SICHER, OB DIE POLIZEI ZU UNSEREM SCHUTZ DA IST

DER POLIZEILICHE ÜBERGRIFF AUF RODNEY KING (1991)

IM KONTEXT

SCHAUPLATZ

Los Angeles, USA

FRÜHER

1946 Der Schwarze Soldat Isaac Woodard erblindet, nachdem ihn ein Sheriff in einer Polizeizelle verletzt hat. Der Sheriff wird von einer rein Weißen Jury freigesprochen.

1967 Die Polizei bricht dem Schwarzen Taxifahrer John Smith mehrere Rippen. Der Übergriff löst viertägige Unruhen aus. Die verantwortlichen Beamten werden nicht angeklagt.

SPÄTER

2009 Oscar Grant wird auf einem Bahnsteig in Oakland, Kalifornien, von der Polizei erschossen. Der Polizist wird zu zwei Jahren Haft verurteilt.

2020 George Floyd erstickt in Minneapolis, Minnesota, als ein Polizeibeamter sich auf seinen Hals kniet. Die Tötung löst weltweite Empörung aus.

In den frühen Morgenstunden des 3. März 1991 wurde das Ausmaß der Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze Verdächtige in den USA offenbar. Von einem Balkon in Los Angeles aus filmte ein Kameramann vier Polizisten, die gnadenlos auf den am Boden liegenden 25-jährigen Rodney King einschlugen. Das Filmmaterial schockierte die Welt.

Gerichtsprozess und Unruhen

Nachdem die Beamten King wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten hatten, schossen sie zweimal mit einem Elektroschocker auf ihn und traten und schlugen ihn 81 Sekunden lang mehr als 50 Mal. Er erlitt Knochenbrüche, mehrere Schädelfrakturen, Wunden an der Stirn, verschiedene Prellungen und einen Hirnschaden, für den ihm eine Entschädigung von 3,8 Mio. Dollar zugesprochen wurde. Seit der Smartphone-Ära zeichnen Unbeteiligte regelmäßig Polizeiexzesse auf Video auf. Diese offene Kontrolle änderte jedoch nichts am Verhalten zahlreicher Polizisten, wie die Ermordung von George Floyd eine Generation später zeigte. Auch am Justizsystem änderte das Video nichts. Die vier Polizisten im Fall King wurden im April 1992 von einer überwiegend Weißen Jury freigesprochen, was zu sechstägigen Unruhen in Los Angeles führte. King unterstützte die Unruhen nicht. Er fragte: »Können wir alle miteinander auskommen?« Angesichts der anhaltenden Polizeibrutalität ist dies eine Frage, die immer noch in der Luft hängt. image

»Es ist nicht mehr möglich, … den Fall King als einen Ausrutscher zu betrachten.«

Tom Bradley

Bürgermeister von Los Angeles (1917–1998)