IM KONTEXT
SCHAUPLATZ
Afrika
FRÜHER
1960 Im »Jahr Afrikas« erklären 17 afrikanische Länder ihre Unabhängigkeit.
1971 Die nigerianische Regierung verstaatlicht die Ölindustrie, die Ende des Jahrzehnts 93 Prozent des nigerianischen Exportumsatzes ausmacht.
1980er Die afrikanischen Volkswirtschaften stagnieren im »verlorenen Jahrzehnt« Afrikas.
SPÄTER
2002 Die Afrikanische Union wird gegründet, um Wirtschaftswachstum, Frieden und Zusammenarbeit auf dem Kontinent zu fördern.
2020 Die Weltorganisation für Meteorologie warnt, dass der Klimawandel die Ernteerträge Afrikas beeinträchtigen und die Wirtschaft bis 2050 um 2,25 bis 12 Prozent schrumpfen lassen könnte.
Die 1980er-Jahre waren ein turbulentes Jahrzehnt für Afrika. Viele der Länder hatten in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihre Unabhängigkeit erlangt und taten sich nun schwer, moderne Staaten aufzubauen. Bis in die 1990er-Jahre wurde ein Großteil des Kontinents von Ölpreiseinbrüchen und anderen Krisen im Zusammenhang mit natürlichen Ressourcen, interethnischen Konflikten, Zusammenbrüchen der öffentlichen Infrastruktur, Krankheiten, Nahrungsmittelknappheit und der Missachtung der Menschenrechte gebremst.
Wiederaufschwung
In Afrika südlich der Sahara stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach 1960 langsam an, stagnierte in den 1980er- und 1990er-Jahren und nahm dann im 21. Jahrhundert an Fahrt auf.
Tausende von ausgebildeten Fachkräften wanderten aus. Einige Analysten bezeichneten Afrika sogar als »den hoffnungslosen Kontinent«.
In den 1990er-Jahren begann sich die wirtschaftliche Lage Afrikas zu ändern. Militärregierungen, die für mangelnde Rechenschaftspflicht, Machtmissbrauch und Gewalt gesorgt hatten, wichen langsam demokratischeren Regierungsformen. Zwischen 1990 und 2010 hat sich die Zahl der Demokratien in Afrika mehr als verdoppelt und relative Stabilität und persönliche Freiheit mit sich gebracht. Gleichzeitig ging die Zahl der Konflikte – hauptsächlich Bürgerkriege – zurück, die Afrika seit den 1960er-Jahren erschüttert hatten.
Zwischen 2000 und 2008 stieg das afrikanische BIP um durchschnittlich fast fünf Prozent pro Jahr – doppelt so viel wie in den 1980er- und 1990er-Jahren. Ein starker Preisanstieg bei Rohstoffen wie Öl und Mineralien ließ die Exporteinnahmen Afrikas in die Höhe schnellen, und neue Freiheiten förderten unternehmerische Initiativen in den Bereichen Telekommunikation, Tourismus, Bankwesen und in anderen Sektoren. Gleichzeitig wurden staatliche Unternehmen privatisiert, Unternehmenssteuern gesenkt und Rechtssysteme verbessert.
Die Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre, deren Bau 2011 begonnen wurde, wird 65 Mio. Äthiopier mit Strom versorgen.
Aufgrund der Diversität Afrikas verläuft die Entwicklung uneinheitlich und Länder, die reich an natürlichen Ressourcen sind, wie Nigeria und Südafrika, entwickeln sich schneller. Im Jahr 2019 zählte Afrika sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt und verzeichnete ein jährliches BIP-Wachstum von 6 Prozent.
»Die Armut ist zurückgegangen, die Chancen sind gestiegen, und die Stabilität hat sich verbessert. Die Zuversicht ist zurückgekehrt.«
Pascal Lamy
Generaldirektor der Welthandelsorganisation, 2013
Neben der politischen Stabilität wird das Wachstum Afrikas durch eine Bevölkerung von fast 1,4 Mrd. Menschen gestützt, die gleichzeitig die jüngste der Welt ist, denn die Hälfte der Einwohner ist unter 25 Jahre alt. Diese jungen Menschen werden die rasche Industrialisierung und Urbanisierung vorantreiben. Obwohl die Landwirtschaft mit einem Anteil von 14 bis 15 Prozent am BIP immer noch der größte Sektor ist, wachsen die neuen Technologien und der Zugang zu den Medien. Diese treiben das Wachstum in Branchen wie dem Bankwesen, Tourismus, Film und Musik an und tragen dazu bei, dass sich der Fokus Afrikas weg von einer Wirtschaft verlagert, die vor allem auf der Ausbeutung natürlicher Ressourcen beruht.
Nairobi, Kenia
Kenia ist eine der sechs größten Volkswirtschaften Afrikas, und seine Hauptstadt Nairobi ist der wirtschaftliche Motor Ostafrikas. Die Stadt wurde 1899 als kolonialer Eisenbahnknotenpunkt gegründet und löste bald Mombasa als Regierungszentrum des damaligen Britisch-Ostafrika ab.
Kenia erlangte 1963 die Unabhängigkeit, und seither ist die Einwohnerzahl von Nairobi von rund 360 000 auf 5 Mio. angewachsen und wird bis 2030 voraussichtlich 6 Mio. erreichen.
Nairobi ist das Bankenzentrum Ostafrikas und die afrikanische Basis für globale Unternehmen wie Google und IBM. Als sich die wirtschaftlichen Bedingungen nach 2000 verbesserten, saugte die Stadt die digitalen Technologien förmlich auf und wurde zum Zentrum der sogenannten Silicon Savannah. Seit 2010 haben Innovationsinitiativen zu Hunderten von Tech-Startups und einer Welle von neuen Technologiezentren in ganz Afrika geführt.