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UNSERE VORFAHREN SIND BEI UNS

DIE AFRIKANISCHE DIASPORA HEUTE

IM KONTEXT

SCHAUPLATZ

Weltweit

FRÜHER

650–1600 Beim Transsahara-Sklavenhandel werden jährlich etwa 5000 Afrikaner nach Nordafrika, Europa und in den Nahen Osten verschickt.

1510 Beginn des transatlantischen Sklavenhandels zwischen Afrika und Amerika.

17. Jh. Maroon-Gemeinschaften entstehen in der Karibik und in Brasilien.

2003 Die Afrikanische Union (AU) erkennt die afrikanische Diaspora als sechste Region der AU an.

SPÄTER

2100 Nach Angaben der UNO wird die Bevölkerung Afrikas bis dahin voraussichtlich auf 4,2 Mrd. Menschen anwachsen (von etwa 800 Mio. im Jahr 2000). Fast zwei Fünftel der Weltbevölkerung werden Afrikaner sein.

Die afrikanische Diaspora – Menschen afrikanischer Abstammung, die in der ganzen Welt verstreut leben – besteht aus etwa 170 Mio. Menschen.

Afrikas Exodus

Die Migration innerhalb Afrikas übersteigt heute diejenige in Länder außerhalb des Kontinents, aber die Diaspora hat nichtsdestotrotz erhebliche Auswirkungen auf den Kontinent. Verschiedene Kräfte trieben und treiben diese Migration voran, vom Klimawandel über Versklavung und Krieg bis hin zur Suche nach Wirtschafts- und Bildungschancen oder größerer politischer Freiheit. Die größte afrikanische Zerstreuung resultiert aus dem Sklavenhandel über die Sahara, den Indischen Ozean und den Atlantik, in dessen Verlauf schätzungsweise 25 bis 30 Mio. Afrikaner entwurzelt wurden. Die Länder mit der größten Bevölkerung afrikanischer Abstammung sind ehemals skalvenhaltende Staaten wie die USA, Brasilien und die Staaten der Karibik sowie diejenigen, die große Teile Afrikas kolonisiert haben, wie Großbritannien und Frankreich.

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Sambatänzer beim Karneval in Rio de Janeiro, Brasilien. Die von den afrikanischen Gemeinschaften Brasiliens entwickelt Samba ist heute ein wichtiges Symbol der brasilianischen Kultur.

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• Geldüberweisungen

• Verringerung der Arbeitslosigkeit

• Handelschancen

• Neue Ideen

• Kulturelle Verbindungen

• Bildungschancen

• Einwohner

• Geschlechter-Ungleichgewicht

• Fertigkeiten

• Wissen

• Kultur

• Politische Stabilität

Die moderne Migration aus Afrika hat positive und negative Auswirkungen auf den Kontinent. So kann die Abwanderung von Fachkräften und hauptsächlich männlichen Emigranten zu einem Ungleichgewicht führen. Länder, die Migranten aufnehmen, profitieren von deren Fähigkeiten, Wissen und Steuereinnahmen.

Die Mitglieder der Diaspora besitzen häufig eine ethnische oder religiöse Identität, die über geografische Grenzen hinausgeht. Viele teilen das Gefühl der Unterdrückung und Entfremdung in den Ländern, in denen sie leben. Oft sehen sie Afrika als ihre Heimat an und äußern den Wunsch, dorthin zurückzukehren.

Identitäten neu erfinden

Afrikaner in der Diaspora und ihre Nachkommen haben sich neue Existenzen erschaffen, in denen sich afrikanische Traditionen mit europäischen und indigenen Kulturen vermischen, um eine neue Identität zu gestalten, die von Ort zu Ort unterschiedlich aussieht. Dieser Prozess wird oft als »Kreolisierung« bezeichnet. Versklavte Afrikaner und ihre Nachkommen schufen in ganz Amerika und Europa lebendige und vielfältige Kulturen. Ihre Ernährung, ihre Sprache, ihre Religion, ihre Musik, ihr Tanz und ihre Kunst weisen alle afrikanische Einflüsse auf. Religionen der Neuen Welt wie Voodoo in Haiti und Santería in Kuba lehnen sich an indigene westafrikanische Religionen an. Gerichte und Rezepte der Diaspora haben starke afrikanische Wurzeln. Mahlzeiten wie Gumbo und Jambalaya im Süden der USA wurden durch die Anpassung traditioneller afrikanischer Lebensmittel und Kochmethoden entwickelt.

In fast jedem Aspekt des Lebens in der afrikanischen Diaspora lassen sich Verbindungen zurück zum afrikanischen Kontinent herstellen. Und so wie Afrika die afrikanische Diaspora mitgestaltet, so trägt diese die afrikanischen Kulturen in den Rest der Welt. image

»Afrika ist unser Gravitationszentrum, unsere kulturelle und spirituelle Mutter und unser Vater, unser schlagendes Herz, ganz gleich, wo wir auf der Erde leben.«

John Henrik Clarke

Schwarzer amerikanischer Historiker (1915–1998)

Auswirkungen auf Afrika

Seit dem Jahr 2000 hat die Auswanderung aus afrikanischen Ländern schneller zugenommen als aus jedem anderen Teil der Welt. Dies hat negative wie positive Auswirkungen auf den Kontinent. Einerseits verlassen einige der größten Talente Afrikas in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Sport und Gesundheitswesen ihre Heimat. Andererseits trägt das Geld, das von Mitgliedern der Diaspora nach Hause geschickt wird, erheblich zum Wohlstand Afrikas bei. Allein Nigerianer schicken jährlich mehr als 21 Mrd. Dollar in ihr Land.

Die Mitglieder der Diaspora haben auch einen großen Einfluss auf die politische Entwicklung Afrikas. Die Arbeit von Schwarzen Schriftstellern und Denkern hat die afrikanische Dekolonisierungsbewegung erfolgreich vorangetrieben.