AUFLEHNUNG UND WIDERSTAND

1700–1900

1724

Im Code Noir von Louisiana werden Gesetze zur Regulierung der Sklaverei festgelegt.

1779

Die ersten Grenzkriege um Gebiete im südlichen Afrika beginnen zwischen niederländischen Kolonisten und den Xhosa. Die Briten sind ab 1795 beteiligt. Der Konflikt endet 1879.

1789

Olaudah Equiano veröffentlicht seine Autobiografie Merkwürdige Lebensgeschichte des Sklaven Olaudah Equiano. Das Buch wird zu einem zentralen Text für die Abolitionsbewegung.

1804

Eine Re-Islamierungsbewegung unter den Fulani ruft in Westafrika zum Dschihad gegen die Haussa-Königreiche auf. 1809 wird das Kalifat von Sokoto errichtet.

1772

Im Ersten Karibenkrieg, der 1773 endet, verteidigen die Garifuna ihr Gebiet auf der Karibikinsel St. Vincent.

1787

Als Teil des Umsiedlungsplans des Briten Henry Smeathman bricht eine Gruppe von Londons »Schwarzen Armen« nach Sierra Leone auf.

1791

Die Versklavten in Saint-Domingue (dem heutigen Haiti) beginnen einen bewaffneten Aufstand und erlangen 1804 ihre Unabhängigkeit.

1807

Nach intensivem Druck Weißer und Schwarzer Aktivisten schafft Großbritannien den atlantischen Sklavenhandel ab.

1818

Die Mino, ein reines Frauenregiment, werden offiziell in die Armee von Dahomey aufgenommen und stärken mit ihren Kampffähigkeiten das Königreich.

1833

Großbritannien schafft die Sklaverei ab – die versklavten Afrikaner in den Kolonien werden befreit.

1867

Der deutsche Kolonisator Karl Mauch entdeckt im Tati-Distrikt von Botswana alte Goldminen.

1884–1885

Vertreter afrikanischer Staaten werden nicht konsultiert, als der europäische Wettlauf um afrikanische Kolonien und Ressourcen beginnt.

1831

Nat Turner, ein Prediger aus Virginia, führt einen Sklavenaufstand an, der in den USA zu noch repressiveren Gesetzen gegen versklavte Menschen führt.

1865

Die USA schaffen die Sklaverei ab, nachdem der Amerikanische Bürgerkrieg mit einer Niederlage für die Südstaaten endet.

1877

Mit den ersten Jim-Crow-Gesetzen wird in den Südstaaten der USA die Rassentrennung gesetzlich verankert.

1896

Äthiopiens Armee besiegt Italien in der Schlacht von Adwa. Italien erkennt die äthiopische Unabhängigkeit an.

Um 1700 war nahezu ganz Afrika von dem schnell anwachsenden atlantischen Sklavenhandel betroffen. Die ständige Bedrohung durch gewaltsame Entführungen und das Mitwirken von Afrikanern am Menschenhandel wirkte zutiefst destabilisierend. Diejenigen, die in Ketten in der Neuen Welt ankamen, sahen sich mit dem Verlust ihrer Menschenwürde konfrontiert.

Die Behandlung der versklavten Afrikaner stand im völligen Widerspruch zu den Idealen der Aufklärung, die im Europa und Amerika des 18. Jahrhunderts Verbeitung fanden. Humanität gegenüber den Afrikaner war nicht gegeben; vielmehr erwartete sie harte Arbeit auf den Plantagen. Sie wurden als persönliches Eigentum behandelt – ein Prinzip, das in der Kolonie Louisiana 1724 zum Gesetz erhoben wurde. Der Code Noir schränkte die Grundfreiheiten der Versklavten ein und sah bei Rechtsbrechung brutale Strafen vor.

Gegenwehr

Der atlantische Sklavenhandel und das Pendant in Ostafrika führten zu einer gegen Schwarze gerichteten Ideologie, die davon ausging, dass sie gewissermaßen ein Leben in Knechtschaft verdienten. Die europäischen Mächte nutzten diese Haltung, um Kolonialismus und Siedlerkriege zu rechtfertigen – so die Xhosa-Kriege, in denen die Niederländer und Briten um die Übernahme von Xhosa-Territorien im südlichen Afrika wetteiferten. Die Xhosa wehrten die Europäer allerdings ab 1779 fast ein Jahrhundert lang ab, und die benachbarten Zulu fügten den Briten eine Reihe von Niederlagen zu. In Westafrika kämpften Dahomey-Kriegerinnen mutig gegen französische Truppen, die ab 1890 in ihr Königreich eingedrungen waren.

Die versklavten Afrikaner leisteten auf andere Weise Widerstand gegen die vorherrschende rassistische Ideologie, z.B. in dem von Nat Turner angeführten Aufstand von 1831 im US-Bundesstaat Virginia oder in der Haitianischen Revolution – dem einzigen bewaffneten Sklavenaufstand, der zur Befreiung von Afrikanern in der Neuen Welt führte. Auch mit intellektuellen Mitteln traten die Schwarzen ihren Unterdrückern entgegen. Sie erlangten westliche Bildungsabschlüsse und verfassten einflussreiche Schriften.

Die ersten Anti-Sklaverei-Kampagnen wurden von Quäker-Gruppen in den USA und Großbritannien angeführt, doch gegen Ende des 18. Jahrhunderts fanden auch Schwarze Aktivisten Gehör – so der britische Abolitionist Olaudah Equiano oder Frederick Douglass, der während des Amerikanischen Bürgerkriegs Berater von US-Präsident Abraham Lincoln wurde.

Der lange Marsch in die Freiheit

1807 verbot Großbritannien den atlantischen Sklavenhandel. Andere Länder zogen nach, darunter 1808 die USA. Jedoch dauerte es noch viele Jahre, bis die Sklaverei vollständig abgeschafft war. Währenddessen wurde der Widerstand oft verdeckt fortgesetzt. Die Organisation Underground Railroad etwa verhalf ab 1831 vielen Sklaven zur Flucht in freie US-Staaten und nach Kanada. Auch der Amerikanische Bürgerkrieg (1861–1865) wurde aufgrund der Sklaverei ausgefochten, die schließlich nach dem Sieg der Nordstaaten abgeschafft wurde. Brasilien hingegen beutete die Versklavten bis 1888 weiter aus, und selbst danach mussten befreite Afrikaner ohne Bezahlung für ihre ehemaligen Sklavenhalter arbeiten.

Die Abschaffung der Sklaverei führte schließlich zu einer neuen Aufgabe: der Hilfe für entwurzelte Schwarze. Die Amerikanische Kolonisationsgesellschaft sah in den umstrittenen Plänen britischer Philanthropen, die »Schwarzen Armen« Londons in die westafrikanische Kolonie Sierra Leone umzusiedeln, eine gute Option. Bis 1867 hatte sie etwa 16 000 Schwarze Amerikaner nach Liberia geschickt.

In den USA wurde unterdessen versucht, den Schwarzen Amerikanern Bürgerrechte zu gewähren. Diese wurden jedoch im Süden bald durch die Jim-Crow-Gesetze untergraben, die die Rassentrennung legitimierten.

Neugestaltung Afrikas

Auf der Berliner Konferenz von 1884–1885 wurde Afrika unter den rivalisierenden europäischen Mächten aufgeteilt. Um 1900 befanden sich 90 Prozent des Kontinents unter europäischer Kontrolle. Künstliche Grenzen wurden gezogen, die unterschiedliche ethnische Gruppen zu Staaten zusammenfassten.

Doch nicht jede Reaktion auf den Kolonialismus war mit bewaffnetem Widerstand verbunden. Formale Bildung befähigte z. B. afrikanische Intellektuelle im 20. Jahrhundert, eine Agenda zur Entkolonialisierung zu verfolgen. image