Zimmer mit Zelt

Die selbsternannten Detektive entdeckten die letzte Sommermorchel vor der Tür von Suite „Waldesruh“. Dahinter wummerte leise Musik.

„Mich laust der Affe! Das ist tatsächlich die Suite von Familie Artich!“, stammelte Frau Hubertus fassungslos. „Und der Junge ist alleine da. Die Eltern sind beim Wandern.“

„Meine Mutti hat das Diebesgesindel überführt!“, jubelte Dr. Stecher.

Die Hoteldirektorin klopfte zaghaft an die Tür. Niemand öffnete.

Albi und Egon lümmelten ja im Zelt, hatten das Radio aufgedreht und sangen lauthals die neuesten Sommerhits mit. Da konnten sie natürlich nichts hören!

„Das ist sicher nur ein Missverständnis, das klären wir gleich auf.“

Frau Hubertus wollte einfach nicht glauben, dass der wohlerzogene Junge der Artichs Pilze aus der Küche stahl! Sie zog ihren Generalschlüssel aus der Schürzentasche und öffnete beherzt die Tür. Im vorderen Zimmer, dem Schlafzimmer der Artichs, war kein Mensch zu sehen. Doch die Pilzspur führte noch weiter. Und zwar geradewegs unter das große Doppelbett! Ächzend bückte sich Frau Hubertus, um genauer nachzusehen.

„Da ist nur ein Koffer!“, rief sie fast erleichtert.

Eifrig sprang ihr Doktor Stecher zur Seite, zog den Koffer der Artichs hervor und klappte den Deckel auf.

Als die Anwesenden sahen, was darin war, ging ein Raunen durch die Runde. Der Koffer war bis zum Rand gefüllt mit Duschhauben, Nagelsets, Nähetuis, Notizblöcken, Kronkorken, Kugelschreibern, Schuhputzdöschen und – mit mehreren Pfund duftender Waldpilze!

Jetzt musste auch Frau Hubertus einsehen, dass sie sich in Albi getäuscht hatte.

„Albert Artich!“ Sie riss die Tür zum zweiten Zimmer auf und stürmte in blinder Wut hinein. Kein Wunder, dass sie die Schnur nicht bemerkte, die knapp über dem Boden gespannt war. Die Hoteldirektorin verfing sich mit dem Fuß und stürzte kopfüber in das orangefarbene Zelt, das mitten im Zimmer stand. Dabei riss sie auch die Stehlampe mit, an deren Fuß Albi das Seil sorgfältig verknotet hatte. Der Lampenschirm aus Metall krachte mit Getöse in den Fernseher auf dem Sideboard, dessen Bildschirm daraufhin einen großen Sprung zeigte. Zum Schluss fiel noch der Sessel um und knickte den Gummibaum ab.

Als er den Radau hörte, streckte Albi seinen Kopf aus dem Zelteingang. Direkt vor ihm auf dem Boden lag platt die Hoteldirektorin. Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.

„Schönen guten Abend, Frau Hubertus“, begrüßte Albi sie höflich.

„Könnten Sie meinen Eltern netterweise bitte nicht verraten, dass ich ein Zelt dabei habe? Ich wollte es eigentlich wieder abbauen, bevor sie zurückkommen!“