Obwohl es nach Regen aussah, wollten Herr und Frau Artich am Nachmittag einen ausgiebigen Verdauungsspaziergang machen. Weil Albi ihnen hoch und heilig versprach, nicht fernzusehen, sondern zu lesen, durfte er in seinem Zimmer bleiben.
Diesen Augenblick hatten Egon und Albi schon von ganzem Herzen herbeigesehnt. Kaum waren seine Eltern außer Hörweite, zog Albi das Zelt aus dem Schirmständer. Dort hatte er es am Vortag versteckt. Jetzt konnten sie es in aller Ruhe aufbauen.
Doch das war leichter gesagt als getan! Während Albi die Aufbauanleitung studierte, die Zeltplane auffaltete und die Stangen zusammensteckte, wollte Egon schon einmal die Schnüre auseinanderwickeln. Dabei verhedderte er sich selbst wie ein dicker Kartoffelkäfer im Spinnennetz. Beim Versuch, sich zu befreien, verwurstelte er die Schnüre schließlich zu einem unlösbaren Knoten. Damit Albi ihn nicht schimpfte, holte sich der kleine Krumpfling aus Frau Artichs Waschbeutel eine Nagelschere und schnitt wild in dem Schnurgeknäuel herum.
„Hör sofort auf!“, unterbrach ihn Albi aufgebracht, als er das bemerkte. „Die Schnüre brauchen wir doch zum Verspannen!“
Er riss Egon den Knoten aus den Pfoten und entwirrte ihn selbst. Dann schüttelte er mehrere eiserne Haken aus der Zelthülle.
„Dazu müssten wir eigentlich die Heringe in den Boden schlagen“, überlegte er.
„Wieso willst du die armen Fische verhauen?“, fragte Egon.
Albi erklärte Egon, dass „Hering“ nur der Fachausdruck für die Zelthaken sei, mit denen man die Schnüre befestigt.
„Na dann!“ Egon schnappte sich den gläsernen Briefbeschwerer vom Tisch und begann wild auf einen Hering einzudreschen. Im Teppich entstand nicht einmal ein Loch, aber der Briefbeschwerer zerbrach mit einem Klirren. Albi raufte sich die Haare.
„Was machst du denn jetzt schon wieder? Wenn das Mama sieht!“ Sorgfältig sammelte Albi die Scherben ein und versteckte sie im Topf eines Gummibaums. Dabei kam ihm eine gute Idee: „Wir verspannen die Seile hier am Stamm vom Gummibaum, an der Stehlampe und am Sessel und an den Beinen vom Bett. Das müsste auch funktionieren!“
Und tatsächlich, die Konstruktion hielt! Albi stattete das Zelt noch mit Kissen, Nachttischlampe und Radio aus. Zum Trinken holte er sich ausnahmsweise eine Cola aus der Minibar. Dann zauberte er eine Tüte mit sauren Pommes, die er heimlich für Egon mitgebracht hatte, aus seiner Jackentasche. Darauf krochen die beiden Freunde in das gemütlichste Zelt der Welt. Der Krumpfling grinste von einem Löffelohr zum anderen. Auch Albi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Plötzlich mussten die beiden laut losprusten. Das Glück war in ihnen übergeschwappt wie ein zu volles Glas Eisschokolade!