Blöde Ferien!

ÖÖT-ÖÖT! Frau Vogelsang drückte noch einmal kräftig auf die Hupe des Campingbusses.

„Ich komm ja schon!“, rief Herr Vogelsang vom Hauseingang herüber. „Ich hab nur noch die Taucherflossen geholt.“

„Hast du auch den Wasserball eingepackt, Papi?“, plärrte Lulu aus dem heruntergekurbelten Autofenster. „Und die Bullerkugeln und Baby Teddy und die Würfel und ...“

Ihr kleiner Bruder Bruno schob seinen Kopf vor sie.

„Und die Federballschläger?“, wollte er wissen.

„Die Schläger schon, aber das Netz hätte ich beinahe vergessen.“

Herr Vogelsang verschwand wieder im Haus.

„Beeil dich, Rudi, wir wollten doch diesmal früher losfahren, damit wir nicht wieder in den Stau geraten!“, schrie ihm Frau Vogelsang hinterher. Sie lächelte schulterzuckend Albi und seiner Mutter zu. Die beiden standen auf dem Gehweg neben dem Wagen, um ihre Nachbarn in die Sommerferien zu verabschieden.

„Mein Bertram wird ja heute nach der Arbeit den Kofferraum beladen“, erzählte Frau Artich eifrig. „So können wir morgen früh ohne Verzögerung aufbrechen. Und damit wir nichts vergessen, habe ich für jeden von uns eine Packliste angefertigt, alphabetisch sortiert von Allwetterjacke über Blasenpflaster bis Wanderrucksack und Wanderstiefel.“

Bevor Frau Vogelsang etwas antworten konnte, plapperte Lulu los: „Meine Mom findet Listen megatotal spießig!“

Frau Vogelsang wechselte schnell das Thema. „Wollt ihr nicht doch nachkommen, Rosalie? Von den Alpen zur Adria ist es nicht mehr weit. Unser Campingplatz liegt direkt am Meer. Überall sausen Kinder herum und haben einen Wahnsinnsspaß! Albi könnte mit Lulu und Bruno im Zelt schlafen.“

„Au ja, bittebittebitte!“ Albi schaute flehend zu seiner Mutter. „Wenigstens ein paar Tage! Und für euch holen wir Papas altes Zelt vom Speicher.“

Doch Rosalie Artich schüttelte sich angewidert.

„Kommt überhaupt nicht Frage, Albispatz! Bevor ich mich in ein Zelt voller Ameisen lege und mit haarigen Unbekannten ein Bad teile, würde ich lieber tausend Topflappen häkeln!“

„Ein Wellness-Hotel in den Bergen ist ja bestimmt auch sehr schön“, meinte Frau Vogelsang beschwichtigend. Sie wollte nach Albis Käppi greifen und es ihm spaßhaft übers Gesicht ziehen, doch der wich geschickt aus.

„Albi hat erzählt, dass in eurem Hotel Kinder verboten sind“, mischte sich Lulu wieder ein.

„Sehr richtig!“, bestätigte Frau Artich stolz. „Der Stillerhof ist eigentlich ein Hotel für ruhesuchende Erwachsene. Er ist berühmt für seinen Heil-Schlamm und die ausgezeichnete Küche. Die Direktion macht nur für uns eine Ausnahme, weil wir seit langem Stammgäste sind und unser Albert schon als Baby artig wie ein kleines Lamm war!“ Etwas verlegen fügte sie hinzu: „Einmal im Jahr möchten wir uns eben etwas richtig Schönes gönnen.“

Jetzt kam Herr Vogelsang wieder aus dem Haus gepoltert. Er hatte beide Arme voll mit Taucherflossen in verschiedenen Größen, einem Federballnetz und Bazis Hundekörbchen. Ihr Dackel sollte sich im Urlaub schließlich auch pudelwohl fühlen! Nachdem Herr Vogelsang alles hinter der Heckklappe verstaut hatte, sprang er auf den Beifahrersitz.

„So, es kann losgehen. Wer es schafft, am längsten den Mund zu halten, darf sich am Strandkiosk ein Schwimmtier aussuchen“, schlug er seinen beiden Kindern vor.

„Gute Reise!“, wünschte Frau Artich.

„Wir schreiben uns doch Postkarten?“, erinnerte Albi Lulu.

„Mhmhmh“, antwortete Lulu mit zusammengepressten Lippen.

„Ich muss Pipi!“, jammerte Bruno.

„Jetzt bekomm ich das Schwimmtier!“, jubelte Lulu.

Ihre Eltern taten, als hätten sie nichts gehört. Frau Vogelsang startete schnell den Anlasser und mit quietschenden Reifen fuhr der Campingbus ab.

Während Frau Artich nach drinnen eilte, um die letzten Vorbereitungen für ihre eigene Urlaubsreise zu treffen, winkte Albi den Nachbarn nach, bis sie um die Ecke gebogen waren.

„Alle dürfen zelten. Nur ich muss in ein flüsterfades Hotel für Halbtote“, sagte er seufzend. „Blöde, blöde, blöde Ferien!“

„Dann fahr ich eben mit dir mit und wir beide zelten zusammen!“, quäkte ein Stimmchen unter Albis Käppi.

„Das ist leider unmöglich!“ Albi nahm das Käppi ab und hielt seinem Freund Egon die Hand hin. Der Krumpfling kletterte drauf und ließ sich nach unten heben. Jetzt linste er durch seine grünen Haarfransen fröhlich nach oben.

„Krumpflingsregel Nummer 43: Gar nichts ist nicht niemals unmöglich!“