Frau Hubertus fing Albis Eltern am Hoteleingang ab. Das Erste, was sie ihnen erzählte, war natürlich die Sache mit dem Zelt! Dann überreichte sie ihnen die Rechnung.
„Eine Übernachtung mit Vollpension. Dazu kommen Fernseher, Stehlampe, vier Kilo Schwammerl, eine Cola aus der Minibar und die Reinigung unseres Pools.“ Sie deutete auf die Kuckucksuhr hinter sich. „Ab jetzt haben Sie 15 Minuten Zeit ihre Koffer und ihren missratenen Sprössling zu packen und zu verschwinden.“
Du kannst dir vorstellen, wie bedrückt der arme Albi war, als er seine Sachen zusammenpackte. Schließlich konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er hatte seinen Eltern nach einem einzigen Tag den Urlaub verdorben und sie mussten für all die kaputten Sachen viel Geld bezahlen. Die beiden waren von all den Beschuldigungen so schockiert gewesen, dass sie ihn nicht einmal geschimpft hatten, sondern nur leise miteinander in ihrem Zimmer tuschelten. Wahrscheinlich überlegten sie sich gerade eine gerechte Strafe für ihn. Aber noch unglücklicher als Albi war der kleine Egon Krumpfling!
„Das habe alles ich dir eingebröckelt!“, klagte er. „Zelten im Zimmer. Das ist ja auch wirklich eine idiotendoofe Idee! Ich bin ein Unglückskrähenwurm, da hat Oma Krumpfling schon recht. Wenn die alte Giftnudel da wäre, würde sie mir jetzt die Löffelohren lang ziehen wie einem Feldhasen.“
„Aber an den Pilzen in Mamas Koffer sind wir unschuldig.“ Albi zog den Reißverschluss seiner Reisetasche zu und den Rotz hoch. „Ich frage mich ja schon, wie die da hineingekommen sind …“ Plötzlich schaute er auf.
„Sag mal, hast du nicht heute beim Mittagessen gedacht, du hättest Oma Krumpfling und Professor Honigschwamm gesehen?“, bohrte er nach.
„Glaubst du etwa, die beiden haben die Pilze in den Koffer getan?“ Egons Augen wurden murmelgroß.
Albi nickte. „So sicher wie dieser Doktor Stecher eine Perücke trägt! Es ist doch gut möglich, dass Oma Krumpfling und Professor Honigschwamm sich im Speicher in den Wandersachen versteckt haben und Papa sie aus Versehen mit eingepackt hat. Aber wenn wir jetzt gleich abreisen, dann finden die beiden nie wieder zurück in die Krumpfburg.“
Herr Artich streckte den Kopf in Albis Zimmer.
„Albert, führst du Selbstgespäche?“, fragte er ernst. „Wir sind fertig und möchten abfahren.“
„Ich habe nur laut aufgezählt, dass ich nichts vergesse!“, erklärte Albi. „Damit wir wirklich ALLES, was wir mitgebracht haben auch wieder mit nach Hause nehmen.“
Egon, der sich schnell zwischen den restlichen Blättern des Gummibaums verkrochen hatte, verstand sofort, was ihm sein Freund damit sagen wollte. Er musste Oma Krumpfling und Professor Honigschwamm finden und ihnen mitteilen, dass die Artichs abreisten. Sonst würden die beiden nie mehr zurückkommen! Auch wenn die Chefin immer schimpfte und Egons Lehrer schon viele schlechte Einsen mit Stern verteilt hatte – das wäre doch eine schreckliche Katastrophe für alle Krumpflinge!
„Ich versuche noch ein paar Minuten rauszuschinden“, flüsterte ihm Albi zu. „Saus wie der Wind!“
Und Egon sauste! Zuerst raste er in die Küche. Doch dort war die Stimmung viel zu friedlich für die Anwesenheit von Krumpflingen. Monsieur Joseph lobte seinen Lehrling August sogar, weil der das Zitronenrisotto ganz gleichmäßig rührte! Also raste Egon weiter. Das Hotel war ja so riesig! Dass sich die Chefin und sein Lehrer bei anderen Gästen in einem Zimmer aufhielten, konnte er sich nicht vorstellen. Eher im Keller! Also sprang er mit einem Satz in den Wäscheschacht und landete gleich darauf weich in einem Haufen Laken. Ein paar Kakerlaken stoben davon, aber sonst rührte sich in der Wäscherei nichts. Egon wuselte den Gang entlang. Im Friseursalon entdeckte er das erste Indiz für die Anwesenheit von anderen Krumpflingen: Unter der Trockenhaube lagen mehrere ausgedrückte Tuben auf dem Sessel. Das Polster war mit bunter Haarfarbe vollgeschmiert. Dies sah doch ganz nach Oma Krumpflings Pfotenschrift aus! Egon spitzte seine Löffelöhrchen. Etwas entfernt hörte er seltsames Kreischen. Er spurtete dem Geräusch nach.
Beim Näherkommen erkannte Egon wirklich die Stimmen von Oma Krumpfling und Professor Honigschwamm. Die Tür zum „Bereich für Heil-Schlamm-Anwendungen“ stand einen Spalt offen. Egon rannte hinein. Zuerst sah er nur eine Art große Badewanne. Davor lagen Oma Krumpflings Kittelschürze und Professor Honigschwamms Bademantel. Mit einem Riesensatz hüpfte Egon auf den Rand … und erstarrte.
„Okrumpokrumpfokrumpf!“, flüsterte er entsetzt.
Die Chefin und sein Lehrer plantschten zu zweit in der Wanne herum. Diese war gefüllt mit einer dicken braunen Matsche. Auch die beiden Krumpflinge waren nicht mehr grün, sondern braun wie Pferdeäpfel. Dass sich Oma Krumpfling ihre Haare zuvor regenbogenbunt gefärbt hatte, konnte man nur noch ahnen.
Nun brüllte sie: „Attacke!“, griff sich eine Pfote voller Schlamm und pfefferte sie auf Egons Lehrer. Der wollte sich darunter wegducken, aber Oma Krumpfling traf ihn mitten auf die Brille. Der Schlamm spritzte in alle Richtungen. „Hast du den Volltreffer gesehen, Professor Schlammschwamm? Hach, konntest du ja leider nicht, haha!“, kreischte sie. Doch da flog schon die nächste Ladung Schlamm – direkt in ihr offenes Maul.
„Jetzt sagst du endlich nichts mehr, Oma Stummling, endlich nichts mehr!“, jubelte Professor Honigschwamm.
Egon nahm sich zusammen. Dass die beiden hier eine Schlammschlacht wie Krumpfkinder machten, war zu peinlich! Aber er musste sie doch retten!
Also schrie er: „SOS! Alle Mann an Bord, das Auto und die Artichs reisen ab! Und zwar JETZT GLEICH!“
Dann hielt sich der kleine Krumpfling schnell die Glupschaugen zu. Die Vorstellung, dass die Chefin und sein Lehrer nun nackig aus der Wanne steigen könnten, war doch zu gräulich!