Das Sommerlager der Krumpflinge

Auch Krumpflinge brauchen mal Tapetenwechsel. Deshalb schlugen sie jedes Jahr zur Feier von Opa-Krumpflings-Propellerflug-Tag, also am 2. August, ihr Sommerlager im Speicher der Villa Artich auf. Im Lauf der Zeit hatte Oma Krumpfling dafür aus der Waschküche so viele einzelne Socken stibitzt, dass Frau Artich schon dachte, ihre Waschmaschine würde sie fressen. Diese Socken dienten den Krumpflingen während der Urlaubszeit als Schlafzelte. Nur Oma Krumpfling selbst wollte nicht auf eine feste Unterkunft verzichten. Außerdem legte sie besonderen Wert auf Ruhe. Also hatte Professor Honigschwamm extra für die Chefin einen kaputten Toaster in einen Wohnwagen umgebaut. Der Lehrer der Krumpflinge war nämlich nebenbei ein geschickter Erfinder und Bastler!

Während Albi und seine Mutter beim Nachmittagskaffee saßen, packten im Keller die Krumpflinge ihre Sockenzelte auf die Rücken. Die kräftige Netti, Müllmann Dusselkurt und noch drei weitere starke Krumpflinge mussten den Wohnwagen ziehen, in dem auch die Verpflegung lagerte. Oma Krumpfling selbst trug nur die Vorratsdose mit dem kostbaren Krumpftee aus zermörserten Menschenschimpfwörtern. Ihren größten Schatz hätte sie nie aus der Pfote gegeben! So wanderten sie unter Professor Honigschwamms Führung leise die Treppen hinauf bis in den Speicher.

Bei der Ankunft sah sich Egon genau um. Seit dem letzten Wandertag der Krumpflingsschüler hatte sich nichts verändert. Albis Mutter hängte hier bei Regen ihre Wäsche auf. Daher war zwischen einem Pfosten und einem Dachsparren eine Leine gespannt. Am Fuß des Pfostens standen ein Wäschekorb und eine Blechdose mit Wäscheklammern. Herr Artich hatte im hinteren Bereich des Speichers in mehreren Umzugskartons alte Akten und Bücher verstaut. In der Nähe davon erspähte Egon Herrn Artichs Wanderstiefel, seinen Rucksack und das Zelt. Es war zusammengerollt und in eine orangefarbene Stoffhülle verpackt. Die Öffnung zeigte nach vorne und war nur locker zugezogen. Perfekt für Egons Plan!

„Krumpflinge! Zackzerack! Socken aufbauen!“ Auf Oma Krumpflings Befehl begannen alle Krumpflinge die Gestänge aus Buntstiften und altem Draht zusammenzustecken. Die meisten wollten in der Nähe der Essensvorräte wohnen und errichteten ihre Sockenzelte deshalb in einem großen Kreis um Oma Krumpflings Wohnwagen. Aber für die Krumpflingskinder hatte sich Professor Honigschwamm diesmal etwas Besonderes überlegt: Sie durften ihre Socken an der Wäscheleine aufhängen, damit sie darin schaukeln konnten!

Egon pfiff fröhlich vor sich hin, als er flink wie ein Eichhörnchen über den Holzpfosten auf die Leine kletterte. Zwischen Zwurz und dem schleimigen Schorschi fand er noch einen freien Platz. Dort rollte er seine Socke auseinander. Sie hatte ein großes Loch an der Ferse, muffelte nach Ziegenkäse und stammte möglicherweise sogar noch vom alten Onkel Arthur. Doch Egon war das egal. Sollte Oma Krumpfling ihm nur das schlechteste Zelt zuteilen. Er zog eine rote Wäscheklammer unter dem Arm hervor und zwickte die Socke fest.

„Ich werde sowieso nicht in diesem stinkeligen Pupsbeutel schlafen“, murmelte er beim Hineinkriechen zufrieden. „Bald kommt mein Freund Albi und holt mich hier raus!“

Der kleine Krumpfling schaukelte leise vor sich hin und malte sich die kommenden Ferien aus. Diesmal würde ihn keiner ärgern und er und Albi hätten alle Zeit der Welt, um miteinander zu spielen. Es war wie ein wunderbarer Traum!

Doch plötzlich hatte Egon das Gefühl zu fallen ... Und schon landete er in seiner Socke hart auf dem Boden. Aua! Egon rieb sich den schmerzenden Popo, streckte die Schnauze aus dem Loch an der Ferse und sah verdutzt nach oben.

Auf der Leine über ihm, dort, wo er seine Socke gerade eben befestigt hatte, hockten Schorschi und Zwurz. Die beiden kreischten vor Lachen und winkten Egon frech zu!