Es fing an zu regnen, und Sampson nahm den Laptop von der Motorhaube. Wir setzten uns in den Wagen und packten unser Mittagessen aus, das wir auf dem Weg hierher gekauft hatten. Dabei starrten wir auf den Bildschirm. Ab und zu veränderte ich den Kamerawinkel.
Fast drei Stunden lang tat sich nicht das Geringste. Der Regen wurde stärker, und obwohl die Linse der Drohnenkamera eine Schutzkappe besaß, wurden die Bilder zunehmend von Regentropfen überlagert. Dann sahen wir, wie ein dunkler Lieferwagen auf die Zufahrt zum Haus einbog.
Der Fahrer stieg aus, rannte auf das Haus zu und verschwand. Wenige Augenblicke später setzte er sich in sein Fahrzeug und fuhr zum Ameisenhügel hinab.
Der Wind blies den Regen genau auf die Linse, sodass wir nur sehr verschwommen erkennen konnten, wie der Lieferwagen an den Baumaschinen vorbeirollte und vor dem Ameisenhügel zum Stehen kam. Wenige Minuten später stieg der Fahrer aus. Er hatte eine Kapuze aufgesetzt und hielt in jeder Hand eine Art großen, schweren Werkzeugkasten.
Dann verschwand er hinter dem Bunker, tauchte kurz noch einmal neben der zurückgesetzten Lukentür auf und verschwand schließlich im Inneren des Baus.
»Handwerker?«
»Sieht ganz danach aus«, erwiderte ich. »Wenn wir doch bloß die Aufschrift auf dem Lieferwagen lesen könnten.«
Ich überlegte kurz, ob ich die Drohne starten lassen und dichter heranbringen sollte, doch das traute ich mir bei diesem böigen Wind nicht zu.
Fünf Minuten später verließ der Fahrer den Ameisenhügel wieder, kehrte zum Lieferwagen zurück, wendete und verließ das Grundstück. Einige Minuten später fuhr ein weiteres Fahrzeug, ein grüner Jeep Cherokee, ebenfalls die Einfahrt entlang in Richtung Straße.
»Das ist Rivers«, sagte ich und ließ den Motor an. »Er will weg.«
»Was ist mit der Drohne?«
»Die versetze ich in den Ruhezustand. Sie bleibt, wo sie ist.«
Wir sahen nicht, wie der Lieferwagen das Grundstück verließ, aber als Rivers wenige Minuten später mit seinem Jeep auf die Straße bog, folgten wir ihm in das vierzehn Kilometer entfernte Madison, Virginia. Dort steuerte er einen Baumarkt an. Sampson betrat ebenfalls den Laden und sah, wie er eine Bügelsäge, eine Schachtel mit stabilen Plastiksäcken, eine Rolle Plastikfolie, Gummihandschuhe und Bleichmittel kaufte.
»Bleichmittel?«, stieß ich hervor, als ich Sampsons Bericht hörte.
»Und eine Bügelsäge«, ergänzte er. »Dazu alles andere, was ein widerlicher Sadist brauchen könnte, wenn er jemanden umbringen und den Leichnam loswerden wollte.«
Wir folgten Rivers in einiger Entfernung. Als er in seiner Einfahrt verschwand, ließ der Regen allmählich nach. Wir kehrten wieder zu unserem Standort neben dem abgeernteten Feld zurück, stellten eine Verbindung zwischen Laptop und Drohnenkamera her und sahen, wie Rivers vor der Luke des Ameisenhügels anhielt und seine Einkäufe aus dem Wagen lud.
Anschließend betrat er den Bunker und kam nicht wieder heraus. Es wurde zunehmend dunkler.
»Ich muss die Drohne rausholen«, sagte ich und schaltete sie mit der Fernbedienung ein.
Einige spannungsgeladene Augenblicke lang fürchtete ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Die Drohne rührte sich zunächst nicht vom Fleck, und die Kamera neigte sich zur Seite, als hätte sich eine Kufe in einem Nestzweig verfangen.
Doch nachdem ich sie ein kleines Stückchen rückwärts manövriert hatte, konnte die Drohne sich befreien. Ich holte sie im Dämmerlicht zurück und ließ sie neben unserem Auto landen.
»Ned hat recht. Das ist wirklich ein fantastisches Gerät«, sagte ich, hob das Ding hoch und brachte es zu Sampson, der bereits den Kofferraum aufgeklappt hatte.
»Genau dasselbe ließe sich auch von einer Bügelsäge sagen«, meinte er. »Vielleicht genug für einen hinreichenden Verdacht.«
Ich legte die Drohne in den Kofferraum und klappte ihn zu. »Fühlt sich aber nicht so an«, erwiderte ich.
Da gab mein Handy wieder einmal diesen auffälligen Wickr-Plington von sich. Wahrscheinlich wollte Ali wissen, wann ich zum Essen zu Hause war.
Auf dem Weg zur Fahrertür holt ich mein Smartphone aus der Tasche. »John«, sagte ich. »Wir brauchen auf jeden Fall etwas Handfesteres als …«
Ich starrte das Display an und blieb wie angewurzelt stehen.
Hallo, Cross,
in diesem Augenblick ermorde ich gerade einen alles andere als unschuldigen Menschen.
Aber wo bin ich, Dr. C? Wo könnte ich wohl stecken?
An einem River?
Oder irgendwo tief unter der Erde?
M