60 

Zwei uniformierte Polizeibeamte flankierten einen Streifenwagen, der vor einem Bungalow parkte. Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, wohnten Nana Mamas Freunde Jill und Neal Casey. Die beiden standen mit besorgten Mienen vor ihrem Haus.

»Wir haben die Polizei gerufen«, sagte Jill. Sie war Mitte achtzig und spielte immer noch Tennis.

»Ich habe sie gefunden«, ergänzte Neal, der körperlich nicht mehr ganz so fit war wie seine Frau, aber einen klaren Verstand besaß.

Sie fügten hinzu, dass das Haus erst vor Kurzem an die Richardsons vermietet worden sei, ein junges Paar aus Newark. Mary arbeitete als Nachtschwester im George Washington Medical Center. Keith war Börsenmakler und ohne seine Hörgeräte »stocktaub«.

Die Richardsons besaßen auch einen Terrier namens Otto.

»Der hat oft die ganze Nacht lang gebellt«, sagte Jill. »Man konnte auch rübergehen und gegen die Haustür hämmern, aber wenn Keith seine Hörgeräte nicht drinhatte,, na, dann viel Glück.«

»Und genau so war’s auch heute Nachmittag«, fuhr ihr Mann fort. »Ich wollte ein bisschen lesen, aber der Hund hat ununterbrochen gekläfft. Irgendwann hat es dann endlich aufgehört. Kurz danach bin rübergegangen, um das Ganze mal zu besprechen, da hat die Haustür offen gestanden. Ich hab nur kurz reingeschaut und sofort gewusst, dass ich die 911 anrufen muss.«

Bree und ich bedankten uns bei den beiden und gingen dann auf die andere Straßenseite zu den beiden Uniformierten.

»Waren Sie schon drin?«, erkundigte sich Bree.

»Wir dachten, Sie wollen bestimmt nicht, dass wir was schmutzig machen, Chief.«

»Stimmt genau. Vielen Dank«, erwiderte Bree und ging weiter bis zur Eingangsterrasse. Dort streiften wir Plastikgaloschen über unsere Schuhe, zogen Latexhandschuhe an und setzten Atemmasken auf.

Bree stieß die Tür auf. Wir blickten in einen Vorraum mit einer kleinen, nach rechts führenden Treppe. Auf der obersten Stufe lag der Terrier. Er kläffte nicht mehr, sondern war tot. Allem Anschein nach hatte ihm jemand das Genick gebrochen.

Im Wohnbereich hinter der Treppe, neben einem großen Tisch, lag Mary Richardson auf dem Fußboden. Sie trug grüne OP-Kleidung, eine leistungsfähige Atemschutzmaske sowie ein Visier. Jemand hatte ihr eine blau-rot gestreifte Krawatte um den Hals geschlungen.

Am Tisch standen mehrere Stühle mit hoher Lehne, und auf einem saß Keith Richardson. Er war fast genauso gekleidet wie seine Frau. Die Krawatte, die zu seinem Tod geführt hatte, war mit einem auffälligen gelb-roten Paisleymuster bedruckt.

Der Tisch zwischen den beiden Opfern sah aus wie eine Packstation für Crystal Meth. Und vor einer Kilopackung mit der Droge lag ein getippter Zettel.

Normalerweise habe ich eine Geduld wie ein Heiliger, Cross, aber der verdammte Köter wollte einfach nicht aufhören zu bellen, und dieser Abschaum hat Drogen an Kinder verkauft. Man hilft ja gern.

M