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Bree Stone, Chief of Detectives der Metropolitan Police, überprüfte noch einmal den schwarzen Streifen Klebeband auf ihrer Dienstmarke, bevor sie zu dem Redepult im Versammlungsraum der Metro-Zentrale in der Innenstadt von Washington ging.

Unter den Anwesenden befanden sich die Detectives ihres Vertrauens, wie zum Beispiel Alex Cross und John Sampson, aber auch Verbindungsleute von der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen sowie vom FBI, wie zum Beispiel Ned Mahoney.

Während Bree den Blick noch einmal durch den Raum schweifen ließ, sortierte sie ihre Gedanken. Sie wollte auf keinen Fall darüber nachdenken, dass ihr Vorgesetzter, der Polizeichef der Metropolitan Police, Bryan Michaels, mit verschränkten Armen am hinteren Ende des Raums stand. Seit dem Tag, an dem er ihr diesen Job übertragen hatte, hatte er sie permanent unter Leistungsdruck gesetzt.

Zu Anfang hatte sie seine Erwartungen für vollkommen unrealistisch gehalten, doch irgendwann hatte sie gelernt, seine permanente Kontrolle als Teil ihrer Arbeit zu akzeptieren. Ihre Abteilung war für die bedeutsamsten Ermittlungen in dieser Stadt zuständig, und darum war klar, dass Michaels sie höchstpersönlich im Blick behalten wollte.

»Guten Morgen«, sagte Bree, und sofort wurde es still im Raum. »Ich bin froh, dass Sie so kurzfristig die Zeit gefunden haben, diesen Termin wahrzunehmen.«

Dann fiel ihr Blick auf einen freien Platz. »Weiß jemand, wo Ron Dallas steckt?«

»Ich habe ihn schon dreimal angerufen, aber er geht nicht ans Telefon«, erwiderte seine Partnerin, Elaine Conrad.

»Dann machen wir ohne ihn weiter«, sagte Bree und drückte eine Taste an ihrem Laptop. Auf einem Bildschirm zu ihrer Linken tauchte jetzt ein aktuelles Foto von Officer Nancy Petit auf.

»Wie Sie alle wissen, war Nancy Petit eine unserer besten Streifenbeamtinnen. Sie kennen Ihre Personalakte, Sie wissen, wie viele Auszeichnungen sie im Lauf ihrer wenigen Dienstjahre bereits erhalten hatte, und Sie können nachvollziehen, welch schweren Verlust ihr Tod bedeutet – nicht nur für ihre Familie und ihren Verlobten Bill, sondern auch für die Metropolitan Police. Wir haben wahrhaftig eine unserer Besten verloren.«

Bree hielt inne, bevor sie sich vor das Mikrofon beugte und mit fester, befehlsgewohnter Stimme fortfuhr: »Das werden wir nicht hinnehmen. Ich wiederhole: Das werden wir nicht hinnehmen! Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den- oder diejenigen, die für diese gefrorenen Köpfe und die Bombe, die Nancy Petit das Leben gekostet hat, verantwortlich sind, zur Rechenschaft zu ziehen.«

Sie hielt erneut inne und spürte, wie die Wut im Raum sich zu Entschlossenheit wandelte. Genau das hatte sie beabsichtigt. Bree sah Chief Michaels direkt in die Augen und nickte, dann fuhr sie fort.

»Es gibt einen Hauptverdächtigen. Wie Sie alle wissen, nennt er sich M.«

Bree schilderte den Mitgliedern der Sonderkommission die lange Geschichte mit M, angefangen beim allerersten Brief an Alex bis zu der Textnachricht im Anschluss an die Bombenexplosion, die Officer Petit das Leben gekostet hatte.

»Nehmen wir also an, dass M für die Köpfe und die Bombe verantwortlich ist?«, wollte Sampson wissen.

»Angesichts des Zeitpunktes der Textnachricht ist das ein naheliegender Ausgangspunkt.«

Alex ergänzte: »Mehr als naheliegend. Er war es. Oder irgendwelche Leute in seinem Auftrag.«

Mahoney hob die Hand: »Haben wir die Köpfe schon identifiziert?«

»Die Gerichtsmedizin untersucht gerade die zahnärztlichen Befunde und die DNA«, erwiderte Bree. »Aber es wird seine Zeit dauern, bis wir mehr wissen.«

Ein BATF-Agent stellte sich als Fred Allen vor und berichtete, dass seine Männer Proben der Bombe sowie der Chemikalien in der alten Druckerei genommen hatten und gerade dabei waren, sie zu untersuchen. Sie würden diese Proben auch dem FBI-Labor in Quantico zur Verfügung stellen.

Mahoney sagte die volle Kooperationsbereitschaft des FBI zu, erinnerte Bree jedoch behutsam daran, dass das FBI für die Koordination der Jagd auf M zuständig war, da er seine Straftaten in mehreren Bundesstaaten verübt hatte und außerdem höchstwahrscheinlich auch mehrere Entführungen auf sein Konto gingen.

»Auf jeden Fall«, erwiderte Bree. »Aber wir werden die Ermittlungen mit allem, was wir haben, unterstützen. Und natürlich stellen auch wir den anderen Behörden jede Erkenntnis zur Verfügung.«

Chief Michaels trat ein paar Schritte vor. Er war eine große, knochige Erscheinung. In seinem früheren Leben war er Ranger der U.S. Army gewesen, und das sah man ihm immer noch an.

»Aber wir haben keine Beschreibung von diesem M?«, erkundigte er sich. »Niemand hat ihn je gesehen?«

Bree erwiderte: »Nicht dass ich wüsste. Stimmt das, Dr. Cross?«