Bree war schon auf dem Weg zur Tür und sagte: »Das war eine vielversprechende Idee. Aber jetzt habe ich andere Dinge zu erledigen.«
»Noch nicht«, widersprach ich und sah Dr. Abbott an. »Das FBI bringt hier auch einen Teil seiner Fälle unter, nicht wahr?«
»Ja, stimmt. Hier und in Alexandria.«
»Befinden sich womöglich noch drei andere abgetrennte Köpfe hier? Einer von einer Asiatin, dazu von einem Weißen und einem Latino?«
»Ja, die haben wir hier«, bestätigte sie. »Aber rein theoretisch brauche ich erst eine schriftliche Genehmigung, wenn ich sie Ihnen zeigen soll.«
»Ich war dabei, als diese drei Köpfe entdeckt wurden, als Sonderberater des FBI.«
Special Agent Tillis und Bree nickten bestätigend.
Sampson sagte: »Das stimmt.«
»Sie befinden sich in einem extra Raum. Ich muss sie erst holen.«
Dr. Abbott war schneller wieder da, als ich erwartet hatte. Auf ihrem metallenen Rollwagen lagen drei menschliche Köpfe: die Asiatin, die während der Suche nach der entführten Diane Jenkins in unser Auto gelegt worden war, der Weiße aus dem Spind im Keller von Dwight Rivers’ Ameisenhügel sowie der Latino, der aus Rivers’ Porsche gerollt war, bevor dieser dann explodiert war.
Abbott öffnete die drei Indizienbeutel, und unsere Blicke gingen immer wieder von den Köpfen auf dem Rollwagen zu den Bildern auf Tillis’ Laptop.
»Mein Gott«, sagte Tillis und schlug die Hand vor den Mund. »Marty ist tatsächlich reingelegt worden.«
»Das kann man wohl sagen.« Ich trat vor den Rollwagen und deutete auf die Köpfe. »Carlos Octavio, Ji Su Rhee und Gor Bedrossian.«
Dr. Abbott legte die Stirn in Falten. »Ich verstehe nicht.«
»Diese Leute haben Sexsklaven geschmuggelt. Ihre enthaupteten Leichen hat man letztes Jahr auf einer Jacht gefunden. Ein FBI-Agent namens Martin Forbes wird des Mordes an diesen dreien verdächtigt und sitzt deswegen in Untersuchungshaft. Aber jetzt ist klar, dass der wahre Mörder uns diese Köpfe zugespielt hat, während Forbes hinter Gittern sitzt.«
»Es sei denn, Marty hatte einen Komplizen«, wandte Sampson ein.
»Aber wen?«
»M? Pseudo-Craig? Woher wissen wir, dass Forbes kein …«
»Ist er nicht«, unterbrach ihn Tillis in scharfem Ton. »Eine solche Barbarei? Anderen Menschen die Köpfe abschneiden? Das ist nicht Marty Forbes. Er mag so einigen Mist gebaut haben, aber das da, das ist ihm nicht einmal ansatzweise zuzutrauen.«
»Sehe ich genauso«, meinte ich. »Wir sollten ihn aus seiner Zelle holen.«
Tillis lächelte. »Das wäre zumindest ein Anfang.«
»Dr. Abbott, bei dem Kopf der Asiatin wurde auch ein Finger mit einem Verlobungs- und einem Ehering gefunden«, sagte ich. »War das ein Finger von Diane Jenkins?«
Dr. Abbott holte sich eine Akte auf den Bildschirm. »Die Ringe gehören Mrs. Jenkins, aber die DNA des Fingers passt nicht zu ihrer. Wir wissen immer noch nicht, von wem dieser Finger stammt.«
Brees Handy summte. Sie wandte sich ab und nahm den Anruf an.
»Aber wer sind dann die anderen?«, ließ Sampson sich vernehmen. »Diese sechs Köpfe?«
»Ich wette, dass drei von ihnen zu den drei anderen, noch nicht identifizierten Toten auf dem Sklavenboot passen. Und der Rest? Keine Ahnung. Aber in der Datenbank finden wir bestimmt noch ein paar offene Fälle mit enthaupteten Leichen.«
Bree drehte sich aufgeregt zu uns um. »Das war die BATF. Die Bombe, mit der Officer Petit ums Leben gekommen ist, wurde per Funk gezündet.«
Es dauerte einen Augenblick, bis ich diese Nachricht verdaut hatte und mir ihre Bedeutung klar geworden war. »Er hat uns beobachtet«, sagte ich. »M.«
»Ich weiß.« Bree pustete die Backen auf. »Das bedeutet, er hätte uns auf unserem Weg durch die verlassene Fabrik allesamt in die Luft jagen können. Aber das hat er nicht getan. Auch nicht, als ich allein zurückgegangen bin. Und er hat nicht gewartet, bis du in der Halle warst, Alex. M hat die Bombe explodieren lassen, als Nancy Petit allein da drin war. Wieso?«
Noch bevor ihr jemand von uns eine Antwort geben konnte, fingen vier verschiedene Handys an zu zwitschern, zu summen und zu klingeln, sodass es laut durch die ganze Leichenkammer schallte.