EPILOG

Am Morgen des 2. Oktober bekam die Beschwerdestelle der Polícia Judiciária in Lissabon einen Anruf aus Faro von einem gewissen Sub-Inspektor Miguel Duarte, der um die Annullierung einer von ihm eingereichten Beschwerde bat. Und seinen Kollegen Sub-Inspektor Leander Lost stattdessen für eine Beförderung vorschlug (der nicht entsprochen wurde).

 

Ungefähr zur gleichen Zeit betrat Soraia Rosado das Casinha Esquerda, um es leer vorzufinden. Auf einem alten Holzstuhl fand sie einen schwarzen Anzug, fein säuberlich zusammengelegt. Und am Boden ein Paar schwarze Espadrilles.

Daneben ein Zettel: »Obrigado! Es ist, bei allem Bemühen, nicht mein Stil. Es scheint, als würde ich nun wieder der Mann, der ich war. Deshalb möchte ich Ihnen allen in der Canto das Baleias danken, dass ich für die Dauer meines Aufenthalts ein Familienmitglied sein durfte. «

 

Die erdrückende Beweislage führte zu einem Geständnis von Rafaela Romão: Bei einem tödlichen Verkehrsunfall kurz vor Portimão war ihnen die Liste in die Hände gefallen, auf der die Transporte der Bank von Lissabon nach Faro für die Weiterverwendung der Druckvorlagen akribisch aufgeführt waren.

Von finanziellen Sorgen geplagt, beschlossen Gabriel Alves und Rafaela Romão, in den goldenen Ruhestand zu gehen – und reaktivierten die Gebrüder Cruz, mit denen sie 2011 schon einmal gearbeitet hatten. Daraufhin kehrten diese aus ihrem Exil in Salamanca zurück.

 

Die geplante Hochzeit wurde von Soraia und Leander verschoben – ohne ihren Trauzeugen Carlos Esteves wollten sie sich nicht auf die größte aller Reisen begeben.

Sol Pinho erreichte Tanger, und dort verlor sich ihre Spur.

Auch das Amtshilfeersuchen der PJ aus Faro an die Kripo in Tanger blieb erfolglos. Sie war einfach verschwunden.

 

Miguel Duarte traf seinen Vater am 4. Oktober zum Frühstück in dessen Stammlokal. Das heißt: Er überraschte ihn mit seiner Anwesenheit. Der alte Mann war über den Gesundheitszustand des Sohnes erleichtert.

»Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.«

»Ja, aber ich bin ein Kriminalist in den Diensten der portugiesischen Polizei. Ich bin kein Nobelpreisträger geworden oder Mittelstürmer oder wenigstens Kriegsheld. Aber ich mach meinen Job gerne, Papa. Du hast mich nicht verloren. Du hast mich gerade gewonnen.«

 

Noch in der gleichen Nacht nach diesem ereignisreichen Tag saßen Soraia und Graciana Rosado einträchtig auf der Dachterrasse der Canto das Baleias zusammen.

»War es Notwehr, als du diesen César Cruz erschossen hast?«, fragte Soraia ihre Schwester.

Graciana nickte und legte ihr die Hand auf den Unterarm: »Ja, So. Das war Notwehr.«

 

Drei Wochen später verkauften Raquel und Antonio Rosado die Villa Elias.