Frühjahr 1929
England, Südküste,
Seebad Bognor,
Craigweil House
Unter einem hellgrauen Himmel kreisten Möwen und kreischten. Elizabeth wischte die Hände gegeneinander, sodass der nasse Sand auf den Boden des Sandkastens rieselte, in dem sie und König George V. über einen Sandkuchen gebeugt dastanden.
»Ist der Kuchen groß genug für alle, Großpapa?« Elizabeth blickte nachdenklich auf den Sandkuchen, der ein wenig schief geraten war, ansonsten jedoch gelungen schien. »Groß genug für Mummy, Papa, Großmama, dich und mich und für Allah. Sie will sicher auch ein Stück abhaben.« Elizabeth' Stimme wurde leiser und klang nun verschwörerisch. »Sie nascht doch so gern, aber sie will nicht, dass es jemand weiß.«
Mrs Knight – von Elizabeth Allah genannt – stand ein paar Schritte entfernt und hielt ihren Hut fest, damit er nicht vom aufkommenden Wind fortgeweht wurde. Schlimmstenfalls in eine der Regenpfützen vom vorangegangenen Tag.
»Allahs Geheimnis ist bei mir sicher«, versprach der König. Er kratzte sich den Bart und schenkte Elizabeth einen komplizenhaften Blick.
»Was hältst du davon, wenn wir einen zweiten Kuchen backen? Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob wir genug vorrätig haben.«
Elizabeth gefiel der Vorschlag, bedeutete er doch, dass das Spiel mit ihrem Großvater nicht vorbei war und sie noch eine Weile draußen bleiben konnten.
»Au ja. Und wenn der zweite Kuchen fertig ist, überlegen wir uns, wie er schmecken soll. Wir sagen, es sind Nüsse drin … oder Schokoladenstückchen. Oder beides.«
»Das machen wir, Lilibet. Darben sollten wir ganz bestimmt nicht.«
Elizabeth zog die Stirn kraus. »Was heißt ›darben‹, Großpapa?« Mit ihren kleinen Fingern schob sie sich eine Haarsträhne unter den Hut.
»Darben bedeutet einen Mangel an Nahrung zu haben … dass man hungert.«
Elizabeth dachte nach. »Hunger haben ist nicht schön. Dann knurrt mir der Magen. Und Allah mag nicht, wenn mein Magen knurrt. Sie sagt, das gehört sich nicht für eine Prinzessin.« Elizabeth kam eine neue Idee. »Weißt du was, wir essen später richtigen Kuchen zu Hause und rufen Mummy und Papa an, damit sie wissen, dass wir ein Stück für sie mitessen.« Elizabeth griff nach dem Spielzeugeimer und goss eifrig Wasser in den Sand. Dann wartete sie, bis die Nässe versickert war, und ging sogleich an die Arbeit und schob den Sand zu einem Haufen zusammen.
George kniete sich neben seine Enkelin und half ihr, den Sandhügel zu vergrößern, damit sie einen zweiten Kuchen daraus backen konnten. Während seine großen Hände den Umriss eines Kuchens formten, entfuhr George ein leiser Seufzer. Wenn es ihm weiterhin jeden Tag ein bisschen besser ginge, würde man ihm sicher bald erlauben, seine erste Zigarette seit Monaten zu rauchen.
Elizabeth summte leise vor sich hin, während sie konzentriert arbeitete und gleichzeitig darauf achtete, ihren Mantel nicht übermäßig zu beschmutzen.
Seinen besseren Gesundheitszustand hatte er vor allem seiner Enkelin zu verdanken, davon war George überzeugt. Ihre Lebendigkeit war sein Lebenselixier. Er hatte Bertie und seiner Frau bereits geschrieben und sich bei ihnen bedankt, dass sie ihm Lilibet geschickt hatten. Schließlich wusste er, wie sehr die beiden selbst an ihr hingen.
»Wir essen etwas Gutes, wenn wir zu Hause sind. Sicher findet sich in der Küche ein Kuchen. Ich werde die Haushälterin danach fragen«, sagte George, während er weiter Sand formte.
Elizabeth schien die Vorstellung zu gefallen. »Wir essen, bis wir nicht mehr können. Und wenn in unserem Bauch kein Platz mehr für Kuchen ist, spielen wir Karten. Einverstanden, Großpapa?« Sie beugte sich vor und drückte dem König einen innigen Kuss auf die Wange.
George fühlte die Liebe durch sich hindurchströmen. Nie zuvor hatte er jemanden so sehr ins Herz geschlossen wie dieses Mädchen. Er strich Elizabeth zärtlich über die Schulter. Anstatt über Krankheiten und Verfall nachzudenken, wie das im Beisein seiner Leibärzte der Fall war, weckte Lilibet seinen Lebenswillen und ließ ihn Pläne schmieden – und wieder an die Zukunft glauben.
»Schau mal, Großpapa«, Elizabeth blickte zum Himmel, wo sich dunkle Wolken auftürmten, »gleich kommt Regen und macht alles nass. Wir müssen uns beeilen, sonst gehen die Kuchen kaputt, bevor wir davon gegessen haben.«
»Mach dir keine Sorgen. Wir müssen ohnehin ins Haus. Heute kommt der Erzbischof von Canterbury. Erinnerst du dich? Ich habe dir davon erzählt.«
Elizabeth nickte eifrig. »Essen wir mit dem Erzbischof auch Kuchen? Sicher mag er welchen mit Nüssen und Schokolade.«
Elizabeth' kindliche Begeisterung belebte George von dem Tag an, als sie zu sprechen begonnen hatte. Wenn sie erzählte, reckte sie den Kopf und sprach mit wunderbar melodiöser Stimme.
Gestern hatte Elizabeth ihre Zimmer im oberen Stock in 145 Piccadilly auf ein Blatt Papier gemalt und ihm alles aus ihrer Sicht erklärt. Ein Raum mit dunklen Möbeln samt einer Uhr und einer Vitrine für empfindliche Spielzeuge.
»Großpapa, hier steht der Wasserkrug in meinem Schlafzimmer, und hier ist das Becken, damit ich mir die Hände waschen kann, wenn sie kleben. Und dort, auf dem Treppenabsatz«, sie hatte mit dem Zeigefinger darauf gedeutet, »warten meine Spielzeugpferde auf mich. Sie laufen nie weg, denn sie wissen, wie wichtig sie mir sind. Ich liebe sie alle.«
»Deine Mutter hat mir erzählt, dass du jeden Abend vor dem Zubettgehen die Sättel und das Zaumzeug wechselst.«
»Das würdest du auch tun, nicht wahr, Großpapa?«
Er hatte es bejaht.
Wenn George Elizabeth etwas erklärte, hörte sie stets wissbegierig zu, ohne ihn zu unterbrechen. Und wenn sie am Strand spazieren gingen, suchte sie unermüdlich nach Muscheln. Meist schenkte sie ihm hinterher eine, um ihm eine Freude zu machen. Jeden Morgen deutete sie nach dem Frühstück aufs Meer, wo die Wellen anders als tags zuvor aussahen. Elizabeth entdeckte überall Neues und wurde nicht müde, ihm das Gesehene anzuvertrauen. Bevor sie abends zu Bett ging, zupfte sie mit ihren Händchen an seinem Bart und kicherte, wenn er für sie Grimassen schnitt.
Seine Tage waren selten so ausgefüllt gewesen wie in Bognor. Tage voller Lachen und Unbedarftheit, als gäbe es keine Einschränkungen und als sei er längst vollständig genesen.
Ergänzend zu ihren Spaziergängen und Spielen hatte George so etwas wie eine »Unterrichtsstunde« eingeführt, in der er Elizabeth, wann immer es ihm einfiel, in die Arbeit eines Königs einweihte und über verschiedene Themen mit ihr sprach. Er wusste, dazu war es im Grunde viel zu früh, schließlich feierte Elizabeth im April erst ihren dritten Geburtstag, doch George konnte sich nicht zurückhalten.
Elizabeth hatte durch ihn erfahren, dass das Britische Empire einem Viertel der Landfläche der Erde entsprach. Die indischen Unabhängigkeitsbestrebungen, den irischen Unabhängigkeitskrieg und die Imperial Conference 1926, während der die Dominions Kanada, Neufundland, Australien, Neuseeland, Südafrikanische Union und der Irische Freistaat gemäß der Balfour-Erklärung die Gleichrangigkeit mit Großbritannien erlangt hatten, was ein entscheidender Schritt zur Umwandlung des Empire in das Commonwealth of Nations war, hatte er bis jetzt nicht erwähnt. Das hätte Elizabeth überfordert. Doch manchmal war er sich seiner Einschätzung nicht sicher. Dieses Kind war besonders, in jeder Hinsicht.
Einmal hatte George die Hofdame seiner Frau, Lady Airlie, im Vertrauen mit der Königin sprechen hören und so zufällig mitbekommen, wie Königin Mary sein Verhältnis zu seinen sechs Kindern als schmerzlich belastet beschrieb.
»Der König kann seine Gefühle nicht ausdrücken. Mir gegenüber nicht, und auch nicht gegenüber unseren Kindern.«
Bei diesen Worten hatte er einen unangenehmen Stich im Herzen verspürt. Sicher, er trug das Herz nicht auf der Zunge, schließlich hatte sein Vater ihn äußerst streng erzogen, doch er hatte sich bemüht, die arrangierte Ehe mit Mary in gute Bahnen zu lenken. Er erinnerte sich daran, wie er ihr in den ersten gemeinsamen Tagen geschrieben und ihr für die Liebe gedankt hatte, die sie ihm schenkte.
Ihre Antwort war noch immer in ihm präsent: Wie schade ist es doch, dass Du mir nicht sagen kannst, was Du schreibst, denn es würde mich so besonders glücklich machen.
Die Antwort hatte ihn verwundert, denn Mary sprach ebenfalls nicht mit ihm. Sie waren nur selten zu zweit, hatten getrennte Schlafzimmer und meist offizielle Gäste zum Essen, und wenn dem einmal nicht so war, nahmen sie ihr Mahl häufig in Gegenwart des Hofstallmeisters oder einer Hofdame Marys ein. Vermutlich waren sie sich ähnlicher, als sie zugaben.
Seine Beziehung zu Elizabeth war jedenfalls weit herzlicher als sein Verhältnis zur Königin. George nahm sie als Glücksfall des Schicksals.
»Weißt du noch, Lilibet, als ich dir unlängst erzählt habe, dass Angehörige des Königshauses nur bis zu einem gewissen Grad Privatmenschen sind?«, sagte er, als sie aus dem Sandkasten traten. Die Wolken wurden immer dunkler, es drohte ein Gewitter. »Sie sind künftige Hüter der Krone und müssen deshalb besonders gut erzogen werden, damit sie befähigt sind, später wichtige Aufgaben zu übernehmen.«
Elizabeth nickte beflissen.
»Angehörige des Königshauses dienen vor allem der Krone, dies zuallererst. Den Dienst am Nächsten sollten wir niemals ablehnen, sondern stets aufs Neue mit Freude annehmen, denn dadurch tun wir Gutes. Pflichten sind etwas Großes, ja etwas Heiliges, Lilibet.«
George erzählte der staunenden Elizabeth von dem Dehli Durbar im Jahr 1911, bei dem er zum Kaiser von Indien ausgerufen worden war.
»Wir sind auf Elefanten geritten«, berichtete er zu ihrer großen Freude.
Elizabeth malte mit der Hand ein großes Tier in die Luft, sie wurde immer aufgeregter. »Oh, das will ich auch«, krächzte sie. »Darf ich einmal auf einem Elefanten reiten, Großpapa? Wenn ich größer bin und immer meine Pflicht erfülle?«
Der König nahm die Freude seiner Enkelin wie ein Geschenk entgegen. »Sicher reitest du eines Tages selbst auf einem, Lilibet. Inzwischen erzähle ich dir von meinen Erlebnissen, damit du unser weitreichendes Königsreich kennenlernst.«
Königin Mary wollte Elizabeth demnächst einen Satz Bauklötze schenken, die aus fünfzig verschiedenen Hölzern hergestellt waren, die in den verschiedenen Teilen des Königsreichs wuchsen. Vermutlich bekäme sie die zu ihrem vierten Geburtstag geschenkt. Früher machte das Geschenk laut Mary keinen Sinn.
Für einen Moment versank George in Gedanken. Als er weitersprach, redete er mehr zu sich selbst als zu Elizabeth: »Weißt du, leider sind etliche Kaiser, Könige und kleinere Dynastien inzwischen verschwunden.« Er blickte aufs Meer. »Fortgespült, als hätten Wellen sie ergriffen und im Stand versickern lassen.«
Es schien, als erfasse Elizabeth den tieferen Sinn des Gesagten mit kindlichem Instinkt und realisiere den Schmerz des Großvaters.
»Du wirst nicht fortgespült, Großpapa«, beeilte sie sich zu sagen. »Du bist immer freundlich zu allen Menschen. Deshalb bist du ein guter König.« Elizabeth überlegte, dann nahm sie die Finger zu Hilfe und zählte die Personen daran ab. »Und Großmama, Mummy, Papa und Onkel David tun auch ihre Pflicht. Hab ich recht?«
George sah auf Elizabeth' nun ernstes Gesicht hinab und schalt sich innerlich, zu weit gegangen zu sein. Mitunter vergaß er, wie jung Elizabeth war. Denn auch wenn sie viel älter und reifer wirkte, war sie noch klein.
»Mach dir keine Sorgen, Lilibet«, lenkte er ein und tätschelte ihre Schulter. »Wir geben jeden Tag unser Bestes, ich und alle, die du aufgezählt hast. Das vergessen die Menschen schon nicht.«
»Ich gebe auch gern mein Bestes geben, Grandpa England. So wie du«, vermeldete Elizabeth inbrünstig.
Der König zog seine Enkelin in eine schützende Umarmung. »Ich weiß, dass du mich nie enttäuschen wirst, Lilibet. Und ich verspreche hoch und heilig, dir bei allem zu helfen, wobei du mich brauchst.«
»Wenn du nicht mehr hier bist, sondern oben im Himmel …«, Elizabeth spielte verlegen am Saum ihres Mantels, »… dann wird Onkel David König sein, nicht wahr?!« Sie schien ernsthaft darüber nachzugrübeln, was dann geschähe.
Der König nickte. »Als Erstgeborener ist dein Onkel der Thronfolger.«
Elizabeth versuchte die Tragweite nach und nach zu erfassen. Schließlich warf sie die kleinen Arme um den König und hielt sich mit aller Kraft an ihm fest. »Ich bin bei dir, damit du wieder gesund wirst … und immer fröhlich bist. Du bist noch ganz lange mein Grandpa England, nicht wahr?«
Elizabeth bat ihn so inständig darum, dass George sich kaum der Tränen erwehren konnte. Er schluckte mehrmals und spürte, wie Elizabeth' Herz aufgeregt an seiner Brust pochte. Plötzlich schämte er sich, so oft über Berties Stottern geklagt zu haben. Wie oft hatte er gepoltert, Stottern sei eine Schwäche, unwürdig eines Königskinds. Und nun hatte ausgerechnet Bertie ihm Lilibet geschenkt – seinen Augapfel.
Der König erhob sich und lief mit Elizabeth die letzten Schritte zum Haus. Als sie den Eingang erreichten, setzte feiner Regen ein. Das goldene Morgenlicht war schon seit Stunden verschwunden, nun war die Landschaft grau. Nebel zog vom Meer auf. Lilibet schien der Regen nicht zu stören, ganz im Gegenteil, sie hüpfte noch einmal auf den Kiesweg, drehte ihre Handflächen nach oben und wandte das Gesicht dem Himmel zu.
»Ich fange die Regentropfen auf. Hast du Lust mitzumachen, Großpapa?«
Der König zögerte, dann überwand er sich und eilte neben seine Enkelin. Entschlossen drehte auch er die Handflächen dem Himmel zu. So stand er da und spürte die Regentropfen wie ein Kitzeln auf der Haut.
Elizabeth juchzte. »Regen macht Spaß. Und die Bäume freuen sich. Sie dürfen trinken.« Sie drehte Pirouetten und wurde immer nasser.
George fuhr seiner Enkeltochter mit der Hand über den Hut. Vermutlich stand längst sein Butler am Fenster und wunderte sich über ihn. Mrs Knight sah auch schon zu ihnen herüber. Sie stand unter dem Podest beim Eingang und warf ihnen einen nicht zu definierenden Blick zu.
»Sie sollten hineingehen, Majestät, sonst erkälten Sie sich«, rief sie schließlich. »Denken Sie an Ihre Gesundheit«, mahnte sie.
Elizabeth fing die Hand ihres Großvaters auf. »Komm, Großpapa. Wir können drinnen weiterspielen. Hast du Lust, meine Ponys zu striegeln?« Sie hatte zwei mitgebracht, um die sie sich liebevoll kümmerte. »Wir können auch deine Briefmarkensammlung anschauen.«
Sie gingen zum Eingang, wo der Butler ihnen die Tür öffnete. Elizabeth folgte George in den Flur des Hauses und übersah den zurechtweisenden Blick ihres Kindermädchens.
Craigweil House – nicht weit von der Stadt entfernt und doch ohne Nachbarschaft gelegen – hatte spitze Giebel, unterteilte Fenster und Brüstungen, von denen aus man einen wunderbaren Blick in die Landschaft hatte. Für Elizabeth war es ein Universum, in dessen Geheimnis sie jeden Tag tiefer eintauchte.
Seit sie mit Mrs Knight angekommen war, untersuchte sie jeden Winkel des Gebäudes, spähte unter die Treppen und sah in die verschiedenen Räume, um herauszufinden, was sich dort verbarg. Sie durfte sich nur nicht bei etwas Verbotenem erwischen lassen, denn Allah war streng und schreckte auch vor einer Bestrafung nicht zurück.
»Wenn es genehm ist, werde ich die Prinzessin umziehen, Sir«, kündigte Mrs Knight in gleichmütigem Ton an.
Sie blickte auf den Mantelsaum der Prinzessin, der vor Nässe troff, und auf die Regentropfen in Elizabeth' Gesicht.
»Darf ich, wenn ich sauber bin, zurückkommen?«, fragte Elizabeth. Vorsichtig zupfte sie an der Jacke des Königs, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
George hörte ihre Stimme wie von fern und riss sich aus seinen Gedanken, als er das Zupfen bemerkte. Mit warmem Blick sah er auf das Kind hinab, das gespannt auf eine Antwort wartete.
»Ich lasse nach dir rufen, wenn es Zeit ist, um mit dem Erzbischof Kuchen zu essen«, versprach er. »Bis dahin habe ich zu tun, Lilibet. Aber keine Sorge, es wird nicht lange dauern.«
»Dann bis später, Großpapa«, erwiderte Elizabeth vergnügt. »Sag dem Erzbischof, wie gut wir Kuchen backen können. Vielleicht will er einmal mitmachen.«
Elizabeth hüpfte an Mrs Knights Hand die Treppe hinauf, während George den Tisch ansteuerte, auf den man ihm die Post gelegt hatte. Mit spitzen Fingern nahm er den obersten Brief an sich.
Er war von Königin Mary. Er ging zu dem mit schottischem Karostoff bezogenen Sessel, ließ sich auf die weiche Sitzfläche sinken und öffnete den Brief. Seine Augen wanderten über die Zeilen.
… ich fürchte die zwei Höfe ohne Dich, wie Du Dir vorstellen kannst, aber um der Sache willen halte ich es für richtig, die Hofhaltung fortzuführen.
George glaubte schwach den Geruch Marys wahrzunehmen und sah ihr schmales, ernstes Gesicht vor sich. Trotz ihrer Schwierigkeiten liebte er seine Gemahlin auf die Weise, zu der Gott ihn befähigt hatte. Mit einer gewissen Distanz, das gab er durchaus zu, weshalb seine Liebe jedoch nicht weniger ernsthaft und ehrlich war.
Mary schloss den Brief mit dem Wunsch, es möge ihm jeden Tag besser gehen. … damit Du, wenn die Ärzte es Dir raten, zu mir und Deinen Pflichten zurückkehren kannst.
George ließ den Brief sinken. Er vermisste Mary nur selten. In Bognor nahm Elizabeth all seine Liebe und Aufmerksamkeit ein.
Er hievte sich aus dem Sessel. Mit dem Brief in der Hand ging er zu dem Schreibtisch vor dem Fenster, nahm Papier und Feder zur Hand und begann, an seine Frau zu schreiben.