1953/1954

Australien, Neuseeland

Philip ordnete mit der Hand das durcheinandergewirbelte Haar. Neben ihm an der Reling hatte Elizabeth die Arme auf die Brüstung gestützt, die Frisur zum Schutz gegen den Wind unter einem seidenen Tuch verborgen.

Sie waren an Bord der Gothic und segelten durch den Panamakanal nach Fidschi und weiter durch den Südpazifik nach Tonga. Diesmal waren sie auf ihrer Reise nach Australien und Neuseeland zuerst Richtung Westen nach Bermuda geflogen.

»Es ist mir wichtig, den Menschen noch einmal zu vergegenwärtigen, dass das Commonwealth nichts mit dem Empire der Vergangenheit gemein hat …« Elizabeth löste die Arme von der Brüstung und fasste gestikulierend die wichtigsten Punkte zusammen. »Während meiner Reden möchte ich die Zuhörer spüren lassen, dass es sich lohnt zusammenzustehen und wie elementar es ist, nicht die Unterschiede zu betonen, sondern die Gemeinsamkeiten, um miteinander nach Frieden, Freiheit und Fortschritt zu streben.«

Philip drehte den Kopf gegen den Wind. »Wer könnte erfolgreicher sein als du, eine junge, schöne, engagierte Königin? Allein durch deine Anwesenheit stärkst du die Bündnisse.«

Angesichts des Lobs legte sich eine leichte Röte auf Elizabeth' Wangen.

»Du schmeichelst mir.« Die Worte ihres Mannes motivierten sie.

»Keineswegs«, erwiderte Philip. »Ich drücke lediglich aus, was ich sehe und woran ich glaube.«

Elizabeth hörte Schritte. Als sie sich umdrehte, sah sie Philips Cousine, Pamela Mountbatten, die auch diesmal als Hofdame mitreiste, mit einer kleinen Schachtel auf sie zueilen.

»Ich dachte, eine Brille gegen die Sonne könnte nicht schaden«, sagte sie schon von weitem. Sie knickste vor Elizabeth, nickte Philip zu und reichte Elizabeth das Etui.

»Danke, Pamela. Das ist sehr aufmerksam.«

Als sie wieder allein waren, nahm Philip seiner Frau das Etui ab, öffnete die Bügel und schob ihr die getönte Brille über den Nasenrücken. »Jetzt musst du die Augen nicht länger zusammenkneifen.«

Die kleinen Fältchen um ihre Augen glätteten sich. »Ah … viel besser«, murmelte Elizabeth. Sie drehte die Hände und hielt sie in die Sonne. »Weißt du, worauf ich mich freue?«

Philip schüttelte den Kopf. »Nein. Sag es mir.«

»Auf Königin Salote. Ich werde nie vergessen, wie sie bei meiner Krönung im offenen Wagen durch den Regen fuhr. Hoffentlich erwartet sie nicht etwas ähnlich Spektakuläres von uns. Zumindest mit ihrem auffälligen Hut, den sie damals trug, kann ich mithalten. Bobo hat zwei besonders extravagante Exemplare eingepackt.«

Bei ihren Reisen ging es immer auch darum, den Menschen in Erinnerung zu bleiben. Und Kleidung war eine einfache Möglichkeit, etwas zu verdeutlichen, wenn auch die unbedeutendste.

»Was sagst du eigentlich zu der Hoffnung, mit deiner Regentschaft begänne ein neues elisabethanisches Zeitalter?«

»Wie meine Tudor-Vorfahrin Elizabeth I., die weder Mann noch Kinder hatte?« Elizabeth entkam ein gelöstes Lachen. »Kannst du dir mich als Despotin vorstellen? Wo sich noch nicht mal die Hunde vor mir fürchten.«

»Wenn du willst, kannst du durchaus bestimmt sein.« Philip schmunzelte. »Nicht bei den Hunden natürlich … aber mir gegenüber.«

Elizabeth gab ihrem Mann einen Klaps auf den Unterarm. »Ich stehe für das Konzept einer gleichberechtigten Partnerschaft ein. Schon vergessen?«

»Ach, so ist das. Weshalb hast du mir dann bei unserer Hochzeit Gehorsam versprochen? War das ein Scherz?«

»Das nennt man kirchliche Tradition.«

Philip tat, als werde ihm etwas klar. »Ich wusste es. Frauen, die einem Gehorsam versprechen, ist nicht zu trauen.«

Sie lachten und scherzten eine Weile, dann kam Elizabeth auf Weihnachten zu sprechen.

»Ich finde es übrigens interessant, das Fest dieses Jahr in Neuseeland zu verbringen. Ich hoffe, du hast mein Geschenk nicht zu Hause vergessen.«

Philip tat, als wisse er nicht, was gemeint war. »Welches Geschenk?« Erneut lachten sie.

Es waren Momente wie diese, die Elizabeth Kraft gaben und dem Leben eine Portion Leichtigkeit entgegensetzten.

Sie kamen pünktlich zu Weihnachten in Neuseeland an. Wie geplant, bereitete Elizabeth sich auf ihre Weihnachtsansprache vor, die live im Radio übertragen werden sollte, als sie jäh unterbrochen wurde.

»Eure Majestät?!«

Sie sah von ihren Unterlagen auf, alles andere als erfreut über die Unterbrechung, und bemerkte, wie angespannt ihr Privatsekretär wirkte.

»Ich habe nicht mehr viel Zeit, um mich vorzubereiten.«

»Ich weiß, Ma'am. Tut mir leid, dass ich Sie störe.«

»Was gibt es denn?«, erkundigte sich Elizabeth.

Es hatte den Anschein, als traue ihr Privatsekretär sich kaum auszusprechen, was er ihr zu sagen hatte. »Es ist zu einer schrecklichen Katastrophe gekommen, Ma'am. Der schlimmsten in der Geschichte Neuseelands.«

Elizabeth versuchte, ihr Entsetzen zu verbergen. »Welche Art Katastrophe?«, wollte sie wissen.

»Ein Zugunglück, bei dem über hundertfünfzig Menschen ums Leben gekommen sind.«

Elizabeth' Hände schoben mechanisch die Papiere zusammen. »Wie außerordentlich tragisch«, entfuhr es ihr. Sie überlegte, dann sagte sie: »Wir machen Folgendes. Ich ändere meine Ansprache und gehe auf das Ereignis ein. Vielleicht kann ich den Menschen zumindest mit ein paar Worten ein wenig Trost spenden, auch wenn ich im Moment nicht glaube, dass es mir gelingt.«

Sie griff nach dem Füllfederhalter und strich hastig Sätze durch, schrieb neue dazu. Kurz darauf gab sie das Zeichen, dass sie bereit war. Sie strich mit dem Daumen über den Zeigefinger ihrer linken Hand und begann die Ansprache in bedächtigem Ton.

»Letztes Weihnachten habe ich aus England zu Ihnen gesprochen; dieses Jahr tue ich dies aus Neuseeland … Dies wird also eine Reise um die ganze Welt sein – die erste, die ich als Königin von England unternehmen darf. Aber vor allem habe ich mich auf diese Reise begeben, um so viel wie möglich von den Menschen und Ländern des Commonwealth und Empire zu sehen, um aus erster Hand von Ihren Triumphen und Schwierigkeiten, Ihren Hoffnungen und Ängsten zu erfahren. Ich möchte Ihnen zeigen, dass die Krone nicht nur ein abstraktes Symbol unserer Einheit ist, sondern ein persönliches und lebendiges Band zwischen Ihnen und mir.« Als sie auf das Unglück zu sprechen kam, wurde sie innerlich ganz ruhig. »Und nun möchte ich etwas zu meinem neuseeländischen Volk sagen. Letzte Nacht ereignete sich in Tangiwai ein äußerst schwerer Eisenbahnunfall, der Tragödie in viele Zuhause und Trauer in diesen Weihnachtstag gebracht hat.« Wärme und Mitgefühl lagen in ihrer Stimme. Sie trauerte mit den Menschen und war ehrlich betroffen. »Ich weiß, dass es niemanden in Neuseeland, in der Tat im gesamten Commonwealth gibt, der sich nicht meinem Mann und mir anschließen würde, um den Trauernden eine Botschaft der Anteilnahme für ihren Verlust zu senden.« Schließlich fügte sie hinzu: »Ich bete, dass Sie und alle Verletzten getröstet und gestärkt werden.«

Nach der Ansprache kam Philip zu ihr und nahm sie zur Seite.

»Eine wunderbare Ansprache, Lilibet. Es ist nicht leicht, in einer Situation wie dieser die passenden Worte zu finden, ohne ins Rührselige abzugleiten. Genau das ist dir gelungen.«

Im neuen Jahr reisten sie weiter und ankerten in Farm Cove.

»Was steht heute bei dir auf dem Programm?«, erkundigte sich Elizabeth, als sie in Sidney in den Tag starteten.

»Der Besuch eines Testgeländes für die Entwicklung von Raketen.«

Elizabeth hob interessiert die Augenbrauen. »Wie spektakulär. Das müsste doch ganz nach deinem Geschmack sein.«

»Das ist noch nicht alles. Danach stehen auf meinem Tagesplan eine Uranmine und eine Fabrik für unbemannte Flugzeuge. Wo ich auch bin, ich lasse den Gedanken der Monarchie als Katalysator der Moderne nicht aus den Augen«, erklärte Philip augenzwinkernd. »Übrigens, die State Library of New South Wales findet, unsere Reise sei das größte Ereignis, das jemals in Australien organisiert wurde.« Er zog am Knoten seiner Krawatte, um den perfekten Sitz noch einmal zu kontrollieren.

»Hört sich großartig an.« Elizabeth nahm die Handschuhe, die für sie bereitlagen. »Ich habe heute veranlasst, dass an den großen Veranstaltungen Behinderte und Kinder von Aborigines teilnehmen können. Meinem Empfinden nach stehen beide Gruppen viel zu sehr am Rand der australischen Gesellschaft. Das will ich ändern.«

Elizabeth hatte sich im Vorfeld der Reise mit der Unterdrückung der Aborigines beschäftigt; in den 1920er Jahren lebten nur noch sechzigtausend.

»Ab origine bedeutet übrigens von Anfang an. Wusstest du das?«, erklärte sie.

Philip schüttelte den Kopf.

Elizabeth streifte die Handschuhe über. »Wir nennen sämtliche Ureinwohner des fünften Kontinents so, aber in Australien differenziert man. Ich bin froh, dass inzwischen Organisationen gegründet wurden, die sich für die Rechte der Ureinwohner einsetzen. Viele Aborigines haben im Krieg für Australien gekämpft. Es war wichtig, dass sie 1949 endlich die australische Staatsbürgerschaft erhalten haben.«

»Du scheinst bestens vorbereitet zu sein.« Philip gab Elizabeth einen flüchtigen Kuss. »Erzähl mir am Abend mehr.«

Als sie vor Ort ankam, war die Organisatorin sichtlich aufgeregt, der Königin zu begegnen. Es war immer dasselbe. Wenn sie einen Raum betrat oder auf jemanden zuging, änderten die Menschen ihr Verhalten. Sie waren nicht mehr sie selbst, sondern spielten eine einstudierte Rolle. Auch diesmal versuchte Elizabeth, der Frau durch einen offenen Blick und ein paar freundliche Worte die Scheu zu nehmen.

»Die Geschichte der Aborigines erzählt leider viel zu lange von Unterdrückung und Ausgrenzung«, sprach sie ihre Gedanken aus. »Deshalb ist es mir wichtig, dass sich das in Zukunft ändert.«

Die Organisatorin nickte bekümmert. »Das ist leider ein trauriges Kapitel unserer Geschichte, Ma'am. Das gebe ich zu.« Die junge Frau schien es trotz des ernsten Themas zu genießen, kurz mit ihr zu plaudern.

»Nun … dann werde ich mich mal zeigen«, kündigte Elizabeth nach ein paar Sätzen an.

Große dunkle Augen sahen sie erwartungsvoll an, als sie mit einem ungezwungenen Lächeln vor die Menschen trat.

»Ich freue mich, heute hier zu sein«, sagte sie, schüttelte Hände und erwiderte die freudigen Blicke und das unbedarfte Interesse der jungen Menschen.

Das Treffen, das auch die Aborigines mit einbezog, war nur ein kleines Puzzleteil ihrer Reise, aber ein sehr emotionales.

In Sydney nahmen Elizabeth und Philip an einem Staatsbankett teil, und da in Australien das Fernsehen noch nicht eingeführt worden war, erschienen zweihunderttausend Menschen, um die Königin bei der Anfahrt zu sehen.

Als sie nach Melbourne weiterreisten, säumten eine Million Zuschauer die Straßen.

Elizabeth presste während der Fahrt immer wieder die Lippen zusammen, um die Gesichtszüge zu entspannen, dann setzte sie wieder ein Lächeln auf.

»Ich würde gern jedem Einzelnen mein wärmstes Lächeln schenken, aber ich fürchte, meine Gesichtsmuskeln machen bald nicht mehr mit«, klagte sie, während sie den Menschen zuwinkte.

Philip schien kein Problem damit zu haben. Er konnte ohne Ermüdungserscheinungen stundenlang lächeln. Wie machte er das nur?

»Niemandem ist es möglich, mehr als sein Bestes zu geben. Am Ende des Tages bleibt jeder nur ein Mensch«, beruhigte Pamela sie abends in sanftem Ton, als Elizabeth ihr von der Wagenkolonne erzählte, während der sie ständig versucht hatte zu lächeln.

»Ein Mensch schon, aber bitte einer, der dauerlächelt«, nahm Elizabeth es mit Humor. »Ich wünschte, ich könnte mein Lächeln einfrieren, damit es immer auf meinem Gesicht zu sehen ist, wenn ich es brauche.«

Zu allem Überfluss griffen die Medien das Thema auf und schrieben über das »Lächelproblem« der Königin, und es dauerte nicht lange, bis Elizabeth die Schlagzeilen sah.

»Ich kann es kaum erwarten, das Wochenende fern von all dem Trubel zu verbringen«, sagte Philip und öffnete das Fenster, um die warme Sommerluft hereinzulassen. »Hättest du jemals gedacht, dass wir mal in einem Nationalpark in Victoria wohnen würden?« Noch bevor Elizabeth etwas entgegnen konnte, sprach er weiter. »Wobei … eigentlich dürfte mich in diesem Leben nichts mehr überraschen, so viel, wie wir schon erlebt haben. Ich bin mir sicher, dass uns das Leben noch mit einigen Dingen überraschen wird.«

Elizabeth hielt die Zeitung in Händen. »Ich sehe ziemlich mürrisch aus.« Sie tippte auf ein Foto, das sie nicht gerade vorteilhaft abbildete. »Wenn der Presse nichts Neues einfällt, werde ich demnächst die Königin der schlechten Laune sein.«

Philip setzte sich und faltete die Zeitung zusammen, in der ein weiterer Artikel über Elizabeth' stand. »Das solltest du ignorieren. Irgendwann stürzen sie sich auf jemand anderes. Ist nur eine Frage der Zeit … Und mit ein bisschen Glück fängt das Kamerateam bei deinem Besuch bei den Koalas ausschließlich deine lächelnden Momente ein«, scherzte er.

Seit ihrer Ankunft wurden sie von einem Kamerateam begleitet, um den ersten Besuch eines regierenden Monarchen in Australien festzuhalten.

Elizabeth' Blick fiel auf eine weitere Zeitung, die titelte: Der Mann der Königin hat kein Problem zu lächeln.

»… Lächeln scheint dem Duke of Edinburgh, der vor allem beim weiblichen Geschlecht sehr gut ankommt, im Blut zu liegen«, las Elizabeth vor. Sie sah auf. »Du kommst ganz schön gut weg.«

»Nimm das nicht allzu ernst, beachte es nicht«, sagte Philip.

Als Elizabeth hektisch zu atmen begann, griff er ein. »Bitte reg dich nicht auf, es lohnt sich nicht. Du atmest wie im Auto, wenn ich deiner Meinung nach zu viel Gas gebe.«

Elizabeth schob die Zeitung außer Reichweite. »Du meinst wohl eher, wenn du mit überhöhter Geschwindigkeit die Straße entlangbretterst«, sagte sie genervt.

Philip erwiderte Elizabeth' Blick. »Und was sage ich dann immer?«

Elizabeth spürte, wie sie sich über die Worte ärgerte, obwohl Philip sie noch gar nicht ausgesprochen hatte. »Du sagst, wenn du nicht sofort aufhörst, so komisch zu atmen, halte ich den Wagen an und lasse dich an Ort und Stelle aussteigen«, sagte sie an seiner Stelle.

»Genau. Und so halte ich es auch jetzt«, bekräftigte Philip.

»Ach wirklich? Das würde ich mir an deiner Stelle noch mal überlegen«, konterte Elizabeth. »Vor allem, wo wir gar nicht in einem Wagen sitzen und du folglich auch nicht anhalten kannst.«

Die Sätze flogen hin und her, eine Entgegnung jagte die nächste. Elizabeth mochte keine Auseinandersetzungen und wechselte deshalb manchmal das Thema, doch diesmal gelang es ihr nicht.

Nach einer Weile reichte es Philip. »Weißt du was? Ich muss dringend den Kopf freibekommen. Für heute habe ich genug.«

Er ging zur Tür.

»Du wirst doch nicht mitten im Gespräch davonlaufen?«, ereiferte Elizabeth sich.

»O doch. Das tue ich. Glaub mir.« Philip öffnete die Terrassentür und ließ sie mit einem lauten Knall hinter sich ins Schloss fallen.

Elizabeth fühlte, wie eine ungeheure Wut in ihr aufstieg. Sie sah sich im Zimmer um, ergriff den Tennisschläger und die Sportschuhe, die neben der Tür standen, und rannte nach draußen.

Philip stand ein paar Schritte entfernt mit in die Hüften gestemmten Armen. Auf seinem Gesicht glaubte Elizabeth ein Lachen auszumachen. Ohne zu überlegen, holte sie aus und warf den Schläger und danach die Schuhe in seine Richtung. Das Geräusch des Tennisschlägers, der auf dem Holzboden aufschlug, ließ sie zu sich kommen. Plötzlich war die Wut wie weggeblasen, und sie empfand nur noch Scham, sich derart aufzuführen.

Sie sah zu Philip hinüber und entdeckte nicht weit entfernt eine Kamera und gleich daneben die betroffenen Gesichter der Filmcrew, die sich offenbar auch an ihrem freien Wochenende ein paar Bilder von ihnen erhoffte. Die Männer sahen sie mit schreckgeweiteten Augen an.

Konnte es sein, dass dieser unschöne Vorfall festgehalten worden war? Panik stieg in Elizabeth auf. Sie sah schon die Schlagzeile vor sich: Wütende Königin bewirft ihren Mann mit Schuhen und Tennisschläger.

Richard Colville rannte herbei. »Eure Majestät«, raunte der Pressesprecher ihr zu. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde umgehend veranlassen, dass wir den Film aus der Kamera bekommen.«

»Danke, das wäre sehr hilfreich«, presste Elizabeth hervor.

Sie beobachtete mit einem mulmigen Gefühl, wie Colville zu den Männern ging, mit ihnen sprach und wie ihm nach kurzem Zögern tatsächlich ein Film ausgehändigt wurde.

»Und jetzt bekommen Sie erst mal ein kühles Bier und ein paar Sandwiches«, hörte sie Colville versprechen.

Elizabeth drehte sich um und eilte ins Haus. Sie war betroffen und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie musste sich später unbedingt bei Colville für sein rasches Einschreiten bedanken. Er hatte sie gerettet.

Das ganze Ausmaß ihrer Beschämung stand ihr ins Gesicht geschrieben, als Philip das Zimmer betrat.

»Philip … Es tut mir leid. Wie konnte ich mich nur derart vergessen?«

Philip breitet die Arme aus. Elizabeth ging zögernd auf ihn zu, und als er ihr zunickte, legte sie den Kopf an seine Schulter.

»Du bist überlastet, das ist alles. Man muss schon ein Übermensch sein, um so viele Bürgermeisterempfänge und Schlagzeilen durchzustehen, ohne mal Dampf abzulassen«, beruhigte er sie. Er wandte den Kopf Richtung Fenster. »Und morgen kaufen wir neue Schuhe. Die da draußen kann man nicht mehr nehmen.«

»Danke für dein Verständnis.« Elizabeth fühlte Erleichterung. Philip reagierte völlig anders, als sie erwartet hatte. Sie dankte ihm noch einmal, dann griff sie nach ihrem Hut und eilte nach draußen.

Für einen Moment hatte sie sich vergessen, doch es war ihr wichtig, für ihr Handeln Verantwortung zu übernehmen.

»Es tut mir leid, dass Sie Zeugen dieses unschönen Zwischenfalls geworden sind.« Mit diesen Worten trat sie vor das Kamerateam. »Wie Sie wissen, passiert so was in den besten Ehen«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Keine Beziehung ist immer vorbildlich.«

Elizabeth blickte in verständnisvolle Gesichter. Einer der Männer grinste wissend, riss sich dann aber zusammen.

»Für Gefühle muss sich niemand schämen, das ist menschlich«, sagte der Mann, der Colville den Film ausgehändigt hatte.

Die anderen nickten zustimmend.

»Vielen Dank für Ihr Verständnis und noch einen schönen Tag«, wünschte Elizabeth, nachdem sie noch einige Sätze gewechselt hatten.

Als sie das Haus betrat und die Tür hinter sich schloss, war sie froh, alle besänftigt zu haben.

Am Ende ihrer Reise gingen sie wieder an Bord der Gothic, um über das Mittelmeer die Heimreise anzutreten. Die Band spielte: There'll always be an England.

»Australien betrachtet das alte Land noch immer als seine Heimat.« Elizabeth dachte an ihren Vater, dem diese Erkenntnis viel bedeutet hätte.

»Mögen die Australier für immer anglophil sein«, beschwor Philip das Bild einer langen gemeinsamen Zukunft herauf.

In England erwartete sie eine beeindruckende Begrüßung: Zweihundert Flugzeuge zeigten sich am Himmel.

»Welch ein Spektakel! Es ist unglaublich«, schwärmte Elizabeth. Sie legte den Kopf in den Nacken, unfähig, sich vom Anblick der Flugzeuge zu lösen.

»So heißt man die Königin willkommen«, sagte Philip. Auch er war ergriffen.

»Und den Duke of Edinburgh.« Elizabeth senkte den Kopf und sah ihren Mann an, der kurz das Winken unterbrach. »Wie machst du das nur? Du winkst den Menschen und lächelst mich gleichzeitig an.«

»Das gehört zum Repertoire eines Prinzgemahls«, sagte Philip mit diesem Schmelz in der Stimme, den Elizabeth so mochte.

Nun wandte auch sie sich den Menschen zu und winkte ausgelassen.