Als gäbe es nicht schon genug Wehwehchen, mit denen sich Pia herumschlagen muss. Die Medizin identifiziert heute, bedingt durch die Digitalisierung, zwei neue Krankheitsbilder in der Gesellschaft, die mit dem heutigen Lieblingsspielzeug von Kindern und Erwachsenen zu tun haben: Smartphone und Tablet. Die heutigen Geräte bieten viele Möglichkeiten, den Alltag zu gestalten. Soziale Kontakte per WhatsApp oder den anderen sozialen Messengers pflegen, Videos, Fotos oder Selfies aufnehmen, um die sozialen Kontakte neidisch zu machen, App-Nutzung, um die Langeweile mit Spielen zu vertreiben, die Gesundheitsdaten zu kontrollieren oder uns in Fremdsprachen weiterzubilden und noch viel mehr. All das können die heutigen Alltagsbegleiter, sodass Nutzung und Nutzungsdauer nicht mehr mit dem Handy vergleichbar sind. Die Geräte, die einst nur zum Telefonieren an das Ohr gehalten wurden, können nun kaum noch aus der Hand gelegt werden. Doch es ist die körperliche Haltung, die bei Pia für gesundheitliche Probleme sorgt. Weltweit besitzen rund fünf Milliarden Menschen ein Mobiltelefon und rund die Hälfte davon sind Smartphones. Und digital affine Personen wie Pia nutzen das Smartphone mehrere Stunden täglich. Mit der Pandemie dürfte der Anteil noch weiter zugenommen haben.
Auch wenn noch nicht besonders viel bekannt ist, weiß man heute, dass das Gehirn nicht in der Lage ist, pausenlos Informationen aufzusaugen. Und mittlerweile informieren auch etliche Krankenkassen darüber, wie ein gesunder Umgang mit dem Smartphone gelingen kann. Durch die unterschiedlichen Funktionen kommt es bei manchen Menschen dazu, die Kontrolle über das eigene Verhalten zu verlieren oder aber dazu, dass das Verhalten in realer und virtueller Welt nicht mehr getrennt werden kann. Kennst du das Gefühl, dass jede freie Minute mit dem Smartphone verbracht wird, um E-Mails zu checken oder ähnliche Aufgaben auszuführen? Damit bist du nicht allein, denn die Menschen verbringen alters-, bildungs- und geschlechtsunabhängig viel Zeit mit dem Smartphone oder Tablet. Die dabei ausgeübte unnatürliche Haltung kann schmerzhafte Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich auslösen. Mediziner bezeichnen die Beschwerden dann als Halswirbelsäulen-Syndrom, auch HWS-Syndrom oder Zervikalsyndrom genannt. Die Schmerzen führen zu einem eingeschränkten Bewegungsradius und fördern das Auftreten von Kopfschmerzen und Gefühlsstörungen in den Händen und Armen. Neben den HWS-Schmerzen kommt es nach den einst PC-bedingten Krankheiten Maushand und Mausarm nun auch noch zum Handy-Daumen, in englischsprachigen Ländern auch bekannt als „Whats-Appitis“ oder „WhatsApp Disease“. Damit werden jene Symptome an der Hand bezeichnet, die typischerweise von der Bedienung des Smartphones bei häufigem Gebrauch auftreten. Exzessives Tippen und Wischen auf dem Handybildschirm sorgen für Dauerstress der Daumen, sodass eine Sehnenscheidenentzündung am Daumen herbeigeführt werden kann. Daumen sind dazu gedacht, das Greifen der Hand zu unterstützen, sodass der Faustschluss als eine typische Bewegung für den stärksten Finger der menschlichen Hand gilt. Die Smartphone-Bewegungen hingegen entsprechen Dehn- oder Absprungbewegungen. Du merkst selbst, ob eine Überbelastung bei dir vorliegt, wenn du einen dumpfen Schmerz beim Tippen oder Ausführen anderer immer gleicher Fingerbewegungen bemerkst oder zunehmende Schmerzen beim Faustschluss, beim Greifen von Gegenständen oder beim Drehen der Hand spürst. Wichtig ist, dass du spätestens, wenn die Beschwerden nach ein paar Tagen nicht wieder abklingen, einen Arzt aufsuchen solltest. Denn eine akute Sehnenscheidenentzündung kann beispielsweise mit einer Salbe und Ruhigstellung nach wenigen Tagen geheilt sein. Wenn du aber den Schmerz dauerhaft erträgst und weiter förderst, dann können deine akuten Beschwerden schnell langwierig werden. Eine Linderung ist dann erst nach Monaten möglich. Smartphone und Tablet sind demnach dafür verantwortlich, dass es in der Welt zwei neue orthopädisch bedingte Zivilisationskrankheiten gibt.
Wenn du Überlastungserscheinungen vermeiden möchtest, solltest du regelmäßig Pausen einlegen, im Alltag immer wieder Lockerungsübungen machen, die Technik näher vor das Gesicht bringen, um den Hals zu entlasten, die Augen bei Nutzung senken, statt den Kopf zu neigen und während der Nutzung die körperliche Haltung überprüfen und diese entsprechend korrigieren. Allgemein wird außerdem von Experten dazu geraten, die Rückenmuskulatur durch Sport zu stärken und Rückenübungen durchzuführen. Ebenfalls sind Schwimmbewegungen wie Kraulen hilfreich, oder aber Übungen aus den Bereichen Pilates, Walking oder Yoga. Auch die physikalische Therapie wie Ergo- und Physiotherapie können bei akuten Schmerzen den Prozess lindern. Und zum guten Schluss der leichteste Tipp, der schnell vergessen wird: Nimm dir einfach mal eine Auszeit von Smartphone und Tablet. So wie Pia, die am Wochenende Digital Detox macht und ihr Smartphone in die Schublade legt.
TAKEAWAY-MESSAGE
Wir verbringen heute mehr Zeit denn je mit unserem Smartphone bzw. unserem Laptop. Dass das nicht gesund ist und vermieden werden sollte, das wissen Mediziner schon seit Jahren und warnen vor übermäßigem Gebrauch. Die dauerhafte Nutzung unserer digitalen Werkzeuge kann Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich herbeiführen, weil wir unnatürliche Körperhaltungen einnehmen. Daher lass dein Smartphone und deinen Laptop doch einfach mal im Offline-Modus, entspanne dich und genieße bewusst die natürliche Bewegung deines Körpers. Unser Buch trägt den Untertitel „Digitalisierung macht gesund“ und dabei soll es auch bleiben.
Atefie, K. (2018). „Handy-Daumen“ als neues Krankheitsbild, URL: https://gesundheitsnews.at/handy-daumen-krankheitsbild/, Abruf 01/2023.
Von Bracht, T. (2020). Die 7 häufigsten Handy-Krankheiten: iPhone-Schulter, WhatsAppitis & Co., URL: https://www.onmeda.de/magazin/die-7-haeufigsten-handykrankheiten.html, Abruf 01/2023.