In Deutschland leiden laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) aktuell mehr als sieben Millionen Menschen an Diabetes, und es kommen jährlich etwa 600.000 Neuerkrankungen hinzu. Hättest du gedacht, dass die „Zuckerkrankheit“ weltweit zu den größten Volkskrankheiten unserer heutigen Zeit gehört? Tatsächlich warnen die Vereinten Nationen sogar schon vor der nicht-infektiösen chronischen Stoffwechselerkrankung als globale Bedrohung. Kaum zu glauben, aber wahr! Experten gehen inzwischen sogar davon aus, dass die Anzahl der Neuerkrankungen in Deutschland bis 2040 auf zwölf Millionen ansteigen wird. Das ist für viele Patienten, zum Teil aber auch für deren Angehörige, erst einmal ein Schock und schränkt die Lebensqualität ein. Daraufhin müssen sich die meisten Patienten erst einmal mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und ihre Ess- und Lebensgewohnheiten umstellen. Vor jeder Mahlzeit muss der Blutzuckerspiegel gemessen werden, um die Menge der Kohlenhydrate zu schätzen und die notwendige Menge an Insulin berechnen zu können. Du erahnst, wie aufwendig das sein kann. Falsche Berechnungen können eine Über- oder Unterzuckerung hervorrufen, die im schlimmsten Fall lebensgefährliche Folgen haben kann, weshalb hier außerordentliche Sorgfalt gefragt ist. Auch hier kannst du dir vorstellen, wie belastend das für die Betroffenen sein kann, sich täglich mit der eigenen Krankheit auseinanderzusetzen und wie viel Selbstdisziplin die Datendokumentation und -berechnung erfordert. Vor allem Kinder sind durch diese Erkrankung stark in ihrem Alltag eingeschränkt. Sie müssen bereits früh lernen, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Auch für die Eltern wird die Erkrankung zum ständigen Begleiter. Gleichzeitig können die Insulininjektionen schmerzhaft und psychisch belastend sein.
Auch Yasper hat Diabetes und kennt das Stechen seines Fingers nur zu gut. Er fragt sich, wieso müssen in der heutigen modernen Zeit, in der wir zum Mars fliegen können, derartige blutige Messmethoden angewendet werden? Müssen sie eben nicht! Es gibt seit einiger Zeit eine Glucose-messung via Sensor auf der Haut und die dazugehörigen Blutzuckermessgeräte. Ein kleiner Pieks und ein Faden bleibt in der Haut und in einem Pflaster eingebettet. Die gemessenen Werte können automatisch auf das Smartphone übertragen und zur Auswertung gespeichert werden. Hierzu gibt es derzeit in Deutschland mehrere Anbieter, die diese Systeme anbieten – einige Krankenkassen bezuschussen diese. Yasper kann, seitdem er diese smarten Blutzuckermessgeräte nutzt, auch wieder viel besser Klavier spielen, da er keine zerstochenen Finger mehr hat.
Eine weitere Technologie verspricht eine nicht-invasive Variante. Hierbei wird ein Lichtstrahl durch einen Sensor auf die Haut gelenkt und das Licht erwärmt die Glucosemoleküle in der Haut. Zwar ist die Erwärmung so gering, dass sie nicht gespürt wird, allerdings kann der Blutzuckerwert aus der Wärmeentwicklung abgeleitet werden. Wie gut diese Technologien in der Versorgungsrealität sind, werden nicht die Geldgeber entscheiden, die in derartige Entwicklungen Millionen investieren, sondern die Patienten und die behandelnden Ärzte. Die Entwicklung ist sehr spannend und geht bis hin zu „Closed-Loop-Systemen“ bei Typ-1-Diabetikern. Dies ist ein sogenanntes Diabetes Managementsystem, das die Insulinabgabe automatisch an den Glukosewert anpasst. So wird die Insulinabgabe reduziert, wenn die Gefahr eines zu niedrigen Glucosewerts besteht, bei einem hohen Glucosewert wird mehr Insulin verabreicht. Bestenfalls muss der smarte Patient gar nicht mehr darüber nachdenken – das System agiert automatisiert. Vor diesem Hintergrund können digitale Möglichkeiten eine sehr effektive und positive Wirkung haben, indem digitale Technologien, wie z. B. ein digitales Pflaster, die Lebensqualität wiederherstellen können. Forscher der University of North Carolina und der NC State University, haben ein „intelligentes Insulinpflaster“ entwickelt, das den Anstieg des Blutzuckerspiegels ohne eigenes Einwirken erkennt und bei Bedarf automatisch Insulin in die Blutbahn abgeben kann. Es wird über hundert winzige Nadeln gesteuert und kann überall am Körper befestigt werden. Zu einer Ausschüttung von Insulin kommt es nur dann, wenn im Sensor ein zu hoher Blutzuckerspiegel registriert wird. Diese intelligente Technologie kann die Lebensqualität steigern und bietet neue Möglichkeiten.
Gleichzeitig gibt es auf dem Markt inzwischen eine Vielzahl an Diabetes-Apps. Diese bieten die Möglichkeit, die Vielzahl der Daten zur Insulinabgabe im Überblick zu behalten, zu teilen und immer bei sich zu haben. Das hat auch klar den Vorteil, dass die Fehlerquote gesenkt werden kann. Weitere Apps helfen, die richtige Ernährung zu finden und sich optimal selbst als gesunder Mensch gesundheitsfördernd einzustellen. Wenn du dich für die Nutzung einer App mit dem Merkmal „DiaDigital“ entscheidest, bist du im Hinblick auf Datenschutzrichtlinien gewiss auf der sicheren Seite.
TAKEAWAY-MESSAGE
Die neuen innovativen und technologischen Möglichkeiten zeigen, dass sich die Lebensqualität von Diabetes-Patienten durch intelligente Formen der Blutzuckermessung und des Datenmanagements erheblich steigern lässt. Vor allem Apps können dabei unterstützen, die eigenen Daten stets im Blick zu haben und in der Tasche mit sich zu führen. Zwar besteht hier oftmals noch ein Mangel im Bereich Datenschutz, doch zeigen sich hierbei bereits erste Verbesserungen.
Deutscher Gesundheitsbericht (2021). Diabetes 2021. Die Bestandsaufnahme, URL: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/politik/veroeffentlichungen/gesundheitsbericht, Abruf 01/2023.
DiaDigital (2021). Deutsche Diabetes Hilfe, URL: https://www.diabetesde.org/diadigital, Abruf 01/2023.
UNC Health and UNC School of Medicine (2015). Smart Insulin Patch Could Replace Painful Diabetes Injections, URL: https://news.unchealthcare.org/2015/06/smart-insulin-patch-diabetes-injections/, Abruf 01/2023.