QUERVAIN-SYNDROM UND UNFRUCHTBARKEIT

Man braucht nicht zu glauben, dass wir, nur weil wir unsere Zeit nur mehr vor dem Handy verbringen, uns nicht mehr verletzen können.

Der Tennisarm, der im letzten Jahrzehnt teilweise zum Golfarm mutiert ist, bekommt von einer neuen Seite Konkurrenz: und zwar ausgerechnet vom „Hausfrauendaumen“.

„Könntest du den Müll runtertragen?“, ein verzweifelter elterlicher Versuch, das Kind für ein paar Minuten vom Sofa runter und vor die Tür zu bringen, der mit denselben Worten abgeschmettert wird wie das Ersuchen, einkaufen zu gehen, die Winterreifen zu wechseln und den Rettungskräften beim Bergen eines abgestürzten U-Bootes zu helfen: „Ja, gleieich!“

Schwerst in das Erstellen eines Highscores vertieft oder die neuesten Filme auf YouTube betrachtend, würden unsere Kinder uns sofort helfen, wenn noch genügend Aufmerksamkeitsspanne da wäre. Es reicht jedoch nur für ein Abblocken, um schnell weiter mit dem Daumen auf dem Handy hin und her zu wischen. Und eben diese Generation leidet bei zu starker Belastung unter dem sogenannten „Quervain-Syndrom“ alias „Hausfrauendaumen“.

Diese spezielle Form der Sehnenscheidenentzündung macht sich durch Schmerzen an jenen Sehnen bemerkbar, die für die Bewegung des Daumens zuständig sind. Am ehesten sind also jene Menschen betroffen, die beim Tippen von SMS am Smartphone oft ihre Daumen benutzen. Ein Anlass, sich ernsthaft auf die Sprachsteuerung einzulassen? Oder hört die kopfhörerbehangene Generation ihre Umgebung ohnehin nicht?

In der schönen, neuen Handywelt lauern noch weitere Gefahren. Darunter auch der Tinnitus, diese störenden Geräusche im Ohr, die einfach nicht aufhören wollen. Häufiges Telefonieren soll die Anfälligkeit dafür erhöhen. Aber muss man deswegen auf seinen Kommunikationsfetisch verzichten?

Das hängt definitiv vom Blickwinkel ab. Mit der richtigen Einstellung kann man auf dem eingeschlagenen Weg bleiben. So behaupten manch vehemente Mobilfunkbefürworter, dass oftmaliges Telefonieren auch die Toleranz für lästige Geräusche im Ohr erhöht, weil man ohnehin andauernd damit konfrontiert wird. Oder glaubt irgendjemand, dass man sich über jeden Anruf freut? Oder dass man die zwölfte Coverversion von „Over the rainbow“ noch mit Begeisterung hört?

„Kannst du nicht für ein paar Minuten dein Handy aus der Hand legen?“ – verunsicherte Eltern versuchen immer wieder, ihre Kleinen hin und wieder aus dem eisernen Griff ihres Spielzeugs zu befreien. Schließlich gibt es von Expertenseite durchaus ernsthafte Bedenken: „Dieses Rund-um-die-Uhr-Telefonieren ist doch nicht normal“, meint die Großmutter. Und der Großvater ergänzt: „Ich will auch einmal dein Handyspiel austesten!“ Begleitet von sich verdrehenden Augen wird schließlich das Handy zur Seite gelegt. Man freut sich, denn die Jugend zeigt sich einsichtig, aber sie kommt zwei Minuten später mit dem Laptop zurück. Der Platz auf dem Sofa wird wieder eingenommen, der direkte Blick auf den Fernseher wäre gewährleistet, wenn er nicht ständig auf den Schoß gerichtet wäre. Was soll man da noch sagen?

Außer: Auch beim so praktischen Laptop lauern Gefahren. Studienergebnisse berichten, dass Laptops, die längere Zeit auf dem Schoß gehalten werden, die Beweglichkeit der Spermien und damit auch die Fruchtbarkeit einschränken. Neben der Wärmeentwicklung der Geräte führen auch elektromagnetische Strahlen zu dieser neuen Form der Geburtenkontrolle. Allerdings, soweit die gute Nachricht: nur bei Männern.

Kann man die Burschen mit Aussicht auf langsame Spermien nun dazu bringen, sämtliche Geräte links liegen zu lassen und an die frische Luft zu gehen? Und bei der Gelegenheit vielleicht auch gleich den Müll mitzunehmen?