H ier ist Sergeant Poe. Mit wem spreche ich?«
»Können Sie mich bitte bezüglich Henning Stahls Entziehungskur auf den neuesten Stand bringen?«, fragte der Botaniker zurück.
»Diese Information habe ich gerade nicht zur Hand. Er unterzieht sich einer medizinischen Behandlung, und da besteht Schweigepflicht.«
»Sie haben nicht mit ihm gesprochen?«
»Das hier ist nicht der einzige Fall, den ich bearbeite.«
»Soweit ich weiß, nicht.«
»Wie bit…«
»Ist Karen Royal-Cross schon tot?«, fiel ihm der Botaniker ins Wort.
Mathers schüttelte den Kopf.
»Gerade eben«, antwortete Poe. Dann legte er die Hand über die Sprechmuschel. »So baue ich das aus, was er an Vertrauen zu mir hat, Ma’am.«
»Dann machen wir also weiter«, sagte der Botaniker. »Ich bin bereit, mich mit Henning Stahl zusammenzusetzen. Bei diesem Treffen werden Sie versuchen, mich festzunehmen, und ich werde versuchen, mich der Festnahme zu entziehen. Stimmt das in etwa?«
»Henning Stahl wird außerdem verkabelt sein.«
»Helikopterüberwachung?«
»Wenn ich die Autorität hätte, Satelliten neu ausrichten zu lassen, würden wir vom Weltraum aus zuschauen.« Wieder hielt er das Mikrofon zu. »Wir können keine Satelliten einsetzen, Tilly, oder?«
»Die meisten Satelliten können nur Bilder mit einer Fünfundzwanzig-Zentimeter-Auflösung machen, Poe. Das heißt, jedes Pixel repräsentiert fünfundzwanzig Zentimeter auf dem Erdboden. Individuelle Details werden nicht erkennbar sein. Wir würden einen hochmodernen Spionagesatelliten der Regierung brauchen, der Bilder mit Ein-Zentimeter-Auflösung machen kann, und selbst dann könnten wir ihm nur auf den Kopf gucken.«
Poe nahm die Hand vom Hörer.
»Sie haben nicht zufällig irgendwelche unverwechselbaren Kennzeichen oben auf dem Kopf, Mr Botaniker?«
»Auf dem …?«
»Ja, ein Tattoo oder so was. Oder ein lustiges Muttermal.«
»Sergeant Poe, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden.«
»Poe, hören Sie auf, rumzualbern!«, zischte Flynn.
Poe hielt ein drittes Mal das Mikrofon des Telefons zu. »Er hat geprobt, was er sagen will«, erklärte er. »Ich will, dass er improvisiert.«
»Wirklich? Hört sich für mich nämlich ganz so an, als ob Sie ihn verscheißern.«
»Vertrauen Sie mir.« Er nahm die Hand wieder weg. »Ich habe gerade von Henning Stahls Arzt gehört. Er ist noch nicht so weit. Ich weiß nicht, wie der medizinische Fachausdruck dafür ist, aber so, wie ich es verstehe, ist er immer noch am Zittern.«
»Delirium tremens«, sagte der Botaniker automatisch. »Und das dauert selbst in den extremsten Fällen bloß zehn Tage.«
Zum vierten Mal hielt Poe den Hörer zu. »Hab doch gesagt, ich kann ihn aus dem Takt bringen«, verkündete er. »Und jetzt wissen wir, dass er eine medizinische Ausbildung hat.«