66 . Kapitel

S ie haben am meisten Zeit mit ihm verbracht, Poe«, sagte Mathers. »Glauben Sie, er schafft das?«

Stahl und Bradshaw waren in der Bar. Stahl holte sich eine Cola, und Bradshaw passte auf, dass er keinen Jack Daniel’s hineinkippte.

»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Poe. »Man sieht die physische Verbesserung, aber er war jahrelang Alkoholiker. Bestimmt hat er psychische Schäden davongetragen, von denen wir noch nichts wissen.«

»Ist er trocken?«, fragte Mathers.

»Er sagt, er nimmt Antabuse. Tilly sagt, das lässt ihn extrem empfindlich auf Ethanol reagieren. Im Großen und Ganzen kriegt er sofort den schlimmsten Kater der Welt, sobald er einen winzigen Schluck trinkt, und ein Konterschnaps wirkt da auch nicht – das kann er nicht wegtrinken. Je mehr er trinkt, desto schlimmer wird’s.«

»Wie sicher sind wir, dass er das Zeug nimmt?«

»Das kann man ganz leicht rausfinden«, meinte Poe.

»Wie denn?«

»Ich könnte ihm ein bisschen Wodka ins Glas tun, wenn er gerade nicht hinschaut.«

»Das würde funktionieren.« Mathers nickte. »Natürlich müsste ich Sie dann sofort festnehmen, wegen widerrechtlicher Verabreichung einer schädlichen Substanz mit beabsichtigtem Personenschaden. Aber wir wüssten wenigstens Bescheid.«

»Das war ein Witz, Ma’am«, wandte Flynn ein. »Ist doch so, oder, Poe?«

Poe zuckte die Schultern. »Klar«, beteuerte er. »Hören Sie, solange wir ihn ein paar Stunden von der Bar fernhalten können, sollten wir ihn da durchkriegen. Danach ist er nicht mehr unser Problem. Wenn er betrunken ist, bekommt er keine Informationen.«

»Bauchgefühl?«, fragte Mathers.

»Ich glaube, er ist trocken.«

»DI Flynn?«

»Im Moment ist er trocken. Ob er die nötige Motivation hat, das durchzuhalten, weiß ich nicht. Aber Poe hat recht, Langzeitabstinenz ist Stahls Problem, nicht unseres.«

Mathers tippte eine rasche E-Mail.

»Dann sind wir im Geschäft«, sagte sie. Sie ließ ihr Handy auf den Tisch fallen und seufzte. »Also los – die Karten auf den Tisch. Was glauben wir, was läuft hier wirklich? Warum hat er nach Stahl gefragt, und was können wir am Sonntag erwarten?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Poe. »Er stinkt zwar nicht mehr wie ein Ziegenbock, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass wir im Begriff sind, ihn als Köder anzupflocken.«