71 . Kapitel

A nders als bei den meisten Polizeibehörden gibt es bei der Metropolitan Police noch fünf weitere Dienstgrade oberhalb des Chief Superintendent: Commander, Deputy Assistant Commissioner, Deputy Commissioner und Commissioner. Poe schätzte, dass so gut wie alle Mathers an dem langen Tisch gegenübersaßen. So in etwa das schlimmste Vorstellungsgespräch der Welt. Ein derartiges Arsch-Absichern hatte er seit dem Jimmy-Savile-Missbrauchsskandal nicht mehr erlebt. Mathers konnte von Glück sagen, wenn sie nach der Sitzung dieses »Sondierungsausschusses« ihre Krone noch trug. Alle waren wieder in London, doch nur Mathers war eingeladen worden.

»Schildern Sie uns das Ganze noch einmal, Detective Chief Superintendent Mathers«, sagte der Commander, der die Fragen stellte. Er hatte eine Warze an der Augenbraue und ein von Aknenarben gezeichnetes Gesicht. Sein Name war Ratfield, doch Poe nannte ihn Ratface, Rattenfresse.

»Es war von Anfang bis Ende eine einzige Katastrophe, Sir«, sagte Mathers.

»Wo zum Teufel ist der Chance’s Park?«, wollte Mathers wissen, während sie hinten in das Fahrzeug der Einsatzleitung stieg. Poe und Stahl nahmen neben ihr Platz. Als Poe die Tür zugeschlagen hatte, war der SUV bereits losgefahren.

Der Botaniker hatte um fünf Minuten vor elf angerufen und den Treffpunkt durchgegeben.

»Im Westen der Stadt, ist nicht weit, Ma’am«, antwortete Poe. »Wird länger als fünf Minuten bis dahin dauern, aber nicht viel.«

»Muss ich irgendwas über den Park wissen?«

»Nur dass er als Treffpunkt völlig unlogisch ist.«

»Warum?«

»Der Chance’s Park liegt nicht in den Außenbezirken von Carlisle, er ist auf allen Seiten von der Stadt umschlossen. Sehr gepflegt, mit vielen Gartenbereichen. Nicht viele Bäume. Man kann sich absolut nirgends verstecken. Wenn er erst mal drin ist, können wir den Park umstellen.«

»Und warum tut er das dann?«

Bradshaw reckte die Hand in die Luft. »Ich glaube, ich weiß es, Detective Chief Superintendent Mathers.«

»Warum, glauben Sie, hat er seinen Modus Operandi verändert?«, fragte Commander Ratface. »Der alte hat doch gut funktioniert. Die Zustimmung für ihn ist exponentiell gewachsen.«

»Nein, Sir«, erwiderte Mathers.

»Ich habe die MOPAC -Daten gesehen, Detective Chief Superintendent. Die Zahl seiner Unterstützer wächst sehr wohl.«

»Ich hatte Zugang zu den Daten, die Miss Bradshaw uns zur Verfügung gestellt hat. Sie hat die Zustimmungsraten sorgfältig überwacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass sie in Wirklichkeit kleiner werden.«

»Und Sie vertrauen der Aussage einer einzelnen Datenanalystin mehr als der Rechercheabteilung des MOPAC

»Ja, Sir.«

MOPAC , das Mayor’s Office for Policing and Crime, war eine Abteilung der Londoner Bezirksverwaltung. Sie war dafür zuständig, die Londoner Polizei zu beaufsichtigen.

»Die Rechercheabteilung ist international anerkannt«, meinte Ratface.

»Ja, Sir.«

»Und sie ist nur eine Analystin.«

»Ja, Sir. Tilly … ich meine Miss Bradshaw … sagt, die liegen falsch. Und dass das Engagement in den sozialen Medien definitiv rückläufig ist. Sie sagt, wenn der Botaniker nicht irgendetwas anders macht, würde er sich einem Zyklus abnehmender Rückmeldungen gegenübersehen. Die Öffentlichkeit verliert das Interesse und wendet sich dem nächsten neuen Phänomen zu.«

»Also ging es bei der Geschichte im Chance’s Park nur darum, seine Follower auf Twitter bei der Stange zu halten?«

»Ja, Sir.«

»Okay, darauf kommen wir später noch einmal zurück«, sagte Ratface. »So, wie ich es verstanden habe, waren Sie zuerst im Chance’s Park, obwohl es schon ein paar Minuten nach elf war?«

»Das ist richtig, Sir. Wir dachten schon, wir hätten ihn verpasst, aber Detective Superintendent Nightingale aus Cumbria, die als Silver Commander fungiert hat, hielt das für unwahrscheinlich. Sie meinte, wir wären so schnell vor Ort gewesen, wie es nur möglich war.«

»Henning Stahl dort hineinzuschicken war Ihre Entscheidung?«

»Ja, Sir.«

»Jetzt gilt’s, Kumpel«, sagte Poe zu Stahl. »Wenn Sie aus diesem Wagen aussteigen, sind Sie auf sich allein gestellt. Das ist kein schönes Gefühl, das weiß ich aus Erfahrung.«

»Sie beobachten mich doch?«, fragte Stahl. Seine Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern.

Jetzt, wo es so weit war, begriff Stahl allmählich die Tragweite dessen, was hier von ihm verlangt wurde. Er zitterte, er blinzelte in einem fort und sein Atem ging schnell und flach. Er sah aus wie ein Mann, der einen Drink vertragen könnte.

»Wie ein Luchs«, versicherte Poe. »Und nicht nur ich. Alle drei Hubschrauber sind jetzt da oben im Einsatz. Sobald er auftaucht, umstellen wir den Park und schicken Undercover-Beamte rein. Die schnappen ihn sich, wenn er versucht, sich vom Acker zu machen.«

»Und mein Mikrofon funktioniert noch?«

Poe sah den Techniker an. Bekam ein Nicken als Bestätigung. »Ja. Und vergessen Sie nicht, wenn er versucht, Ihnen das Mikro abzunehmen, das an Ihrer Brust klebt, lassen Sie ihn ruhig. Das Ding ist echt, aber es sendet nicht. Das auf Sendung ist oben auf Ihrem Kopf. Hoffentlich kommt er nicht darauf, da nachzuschauen.«

»Soll ich jetzt gehen?«, fragte Stahl.

»Wenn Sie so weit sind.«

»Bin ich.«

»Und Sie sehen den Picknicktisch, an dem Sie sitzen sollen?«

»Den da neben dem Graben.« Er zeigte mit dem Finger.

»Genau.«

Stahl stieg aus und streckte Poe die Hand hin. »Falls irgendwas schiefgeht, Sergeant Poe«, sagte er, »es hat Spaß gemacht, Ihnen bei der Arbeit zuzuschauen.«

Poe schlug ein und sah Stahl nach, als dieser die Straße überquerte und den Chance’s Park betrat.

»Viel Glück, Henning«, sagte er leise.

»Wie lange hat Henning Stahl gewartet, bevor sich etwas getan hat?«, wollte Commander Ratface von Mathers wissen.

»Sechs Minuten, Sir.«

»War das unerwartet?«

»Ja, Sir. Der Botaniker hatte bisher immer extrem pünktlich kommuniziert.«

»Haben Sie in Erwägung gezogen, den Einsatz abzubrechen?«

»Ja, Sir, das habe ich. Für einen Sonntag war im Chance’s Park viel zu wenig los.«

»Und warum haben Sie es nicht getan?«

»Nachdem ich mich mit den Einsatzleitern abgesprochen habe, habe ich beschlossen, weiterzumachen. Bis dahin hatten wir nicht ein einziges Mal Glück, und dies schien unsere beste Chance zu sein.«

»Wann hatten Sie das erste Mal den Verdacht, dass das Ganze schiefgeht?«, fragte Commander Ratface.

»Als ich die Frau in dem rosa T-Shirt gesehen habe, Sir.«

Poe beobachtete Stahl durch sein Fernglas. Vom Wagen bis zu dem Picknicktisch hatte er ihn nicht aus den Augen gelassen. Nicht eine Sekunde lang. Stahl wirkte noch immer völlig verängstigt, verhielt sich jedoch so, wie sie ihm geraten hatten – er schaute sich nicht um, verrenkte sich nicht den Hals, um zu sehen, was um ihn herum geschah. Er blickte einfach geradeaus, die Hände mit den Handflächen nach unten auf den Tisch gelegt.

»Wer zum Teufel ist denn die da?«, fragte Mathers.

Die Frau trug ein grellrosafarbenes T-Shirt und Leggins. Sie joggte auf der Stelle. Dann hörte sie damit auf und beugte sich mit gestreckten Beinen aus der Hüfte nach vorn, senkte den Kopf bis zum Boden. Umfasste ihre Waden und blieb so. Dehnung der hinteren Oberschenkelmuskulatur im Stehen, so nannte man das wohl, dachte Poe. Es sah aus, als mache sie sich für irgendetwas warm. Noch während er ihr zusah, gesellte sich eine zweite Frau zu ihr. Dann ein Mann. Dann kam eine Gruppe aus fünf Leuten angejoggt.

Es dauerte nicht lange, bis es fünfzig Personen waren.

»O Scheiße!«, entfuhr es Poe.

»Niemand ist auf die Idee gekommen zu überprüfen, ob an diesem Tag irgendwelche öffentlichen Veranstaltungen stattfinden sollten, Detective Superintendent Mathers?«, erkundigte sich Commander Ratface.

»Nein, Sir.«

»Wenn Sie auf dieser Seite des Tisches säßen, würden Sie das dann als Planungsversagen einstufen?«

»Ja, Sir.«

»Nun gut. Was ist als Nächstes passiert?«

»Wer zur Hölle sind diese Clowns?«, fragte Mathers. »Die gehören doch bestimmt nicht dazu?«

Nightingales Stimme knisterte aus dem Funkgerät. »Das ist ein Park-Lauf.«

»Und wieso wussten wir nichts davon?«

»Normalerweise findet so etwas hier am Samstag statt, und es war keine Zeit, den Veranstaltungskalender zu checken, weil wir den Treffpunkt so spät erfahren haben«, antwortete Nightingale ruhig.

»Wieso tragen die alle Pink?«

»Von hier aus können wir nicht erkennen, was auf den T-Shirts steht.«

»Ich schon«, brummte Poe. »Da ist vorn ein Logo drauf. Entweder ein Gehirn oder ein verkehrt rum abgebildeter Hoden. Darunter sind Buchstaben: ABBS . Sagt das irgendjemandem was?«

»Nie gehört«, sagte Flynn ihm per Kopfhörer ins Ohr.

Sie befand sich auf der anderen Seite des Parks, und er bezweifelte, dass sie die Läufer schon gesehen hatte. Aber das würde sich bald ändern; inzwischen waren es Hunderte. Noch konnte Poe Henning Stahl sehen, doch er war sich nicht sicher, wie lange noch. Mehr und mehr Läufer strömten herbei, und sie begannen, sich um Stahl herum zusammenzuballen, weil sie immer tiefer in den Park hineindrängten, um Platz für alle zu machen.

»Können Sie mich hören, Tilly?«, fuhr Flynn fort.

»Ja, DI Flynn«, antwortete Bradshaw. Sie war in Durranhill geblieben und überwachte die Operation von dort aus.

»Finden Sie raus, wofür ABBS steht. Poe sagt, er kann ein Logo sehen, ein Gehirn oder ein Hoden. Ich bezweifele, dass es um Hodenkrebs geht, schließlich tragen die Pink. Fangen Sie mit neurologischen Störungen an.«

»Sofort.«

Poe drückte die Sprechtaste seines Funkgeräts. »Bald habe ich keinen Sichtkontakt mehr«, meldete er. »Wenn jemand Stahl besser im Blick hat, soll er’s jetzt sagen, weil … okay, ich kann ihn nicht mehr sehen.«

Ein rosafarbenes Meer wogte zwischen Poe und Stahl. Seiner Schätzung nach waren inzwischen mindestens fünfhundert Menschen im Park. Gelegentlich erhaschte er einen kurzen Blick auf den ehemaligen Journalisten, weil dieser als Einziger nicht wie ein Flamingo gekleidet war, doch er konnte nicht mehr erkennen, ob Stahl allein war.

»Quebec-Rufzeichen«, sagte Poe, »haben Sie Sichtkontakt zu Stahl?«

Quebec 251 , 252 und 253 waren die Polizeihubschrauber. Sie schwebten über den drei Eingängen zum Park.

»Hier Quebec 253 «, knisterte eine Stimme. »Haben Sichtkontakt zur Zielperson. Überall um ihn herum sind Leute in Pink, aber er scheint allein zu sein.«

»Ich will alle dreißig Sekunden ein Update, Leute«, erwiderte Poe.

»Verstanden.«

»Hier ist Matilda Bradshaw von der National Crime Agency. Darf ich jetzt bitte sprechen, Poe?«

»Schieß los, Tilly.«

»ABBS steht für Acquired Breeg-Bart Syndrome. Das ist eine neurodegenerative Störung; eine extrem seltene Variante von amyotropher Lateralsklerose, einer Motoneuronerkrankung. Hast du schon mal von der Lou-Gehrig-Krankheit gehört?«

»Ja.«

»Breeg-Bart ist so ähnlich, nur tausendmal schlimmer. Das Syndrom wurde nach der ersten Person benannt, bei der es diagnostiziert wurde, und nach dem ersten Arzt, der die Variante identifiziert hat.«

»Wird das regelmäßig veranstaltet?«

»In Carlisle zum ersten Mal, Poe. Die Gruppe, die diese Events arrangiert, konzentrierte sich jedes Jahr auf eine andere Motoneuronerkrankung. Und jeden Sonntag gehen sie in eine andere Stadt.«

»So ein verdammtes Pech«, knurrte Mathers.

Poe furchte die Stirn. Der Botaniker verließ sich nicht auf Pech. Er hatte gewusst, dass das heute hier stattfinden würde. »Ich glaube nicht …«

Eine Hupe ertönte.

»Was zum Teufel war das?«, fragte Mathers.

»Die Organisatoren haben eine Hupe als Startsignal für den Lauf benutzt, Sir«, erklärte Mathers dem Ausschuss.

»Aber da war Ihnen schon gesagt worden, dass die Veranstaltung sich nicht auf den Chance’s Park beschränkte?«, fragte Commander Ratface. »Sondern nur der erste Teil.«

»Ja, Sir. Anscheinend sollte es nach dem Lauf noch einen Empfang mit dem High Sheriff und dem Lord-Lieutenant in der Außenanlage des Carlisle Castle geben.«

»Wie lange waren die Läufer im Chance’s Park?«

»Nicht ganz eine halbe Stunde, Sir.«

»Und gegen Ende dieser halben Stunde hat der Botaniker seinen Coup gelandet?«

»Ja, Sir.«

»Wer ist das?«, fragte Quebec 253 .

»Wir sind hier blind«, antwortete Mathers und reckte vergebens den Hals, um über die Massen in Pink hinwegzusehen. »Beschreiben Sie, was Sie sehen.«

»Henning Stahl ist nicht mehr allein. Jemand sitzt ihm gegenüber. Er trägt einen braunen Hut und einen hellbraunen Mantel.«

»Mein Audio-Empfang ist tot«, meldete Poe, der gerade gemerkt hatte, dass er das Fußgetrappel der Läufer nicht mehr hören konnte. Er drückte sich den Knopf fest ins Ohr. »Hier kommt nichts an.« Er wandte sich an den Techniker. »Das ist echt kein guter Zeitpunkt für eine Fehlfunktion.«

»Es liegt nicht an uns!«, beteuerte der arme Mann und überprüfte hektisch seine Systeme.

Daran zweifelte Poe nicht – der Botaniker hatte eine Möglichkeit gefunden, die Übertragung zu blockieren. Abgesehen von den Quebec-Rufzeichen waren sie taub, stumm und blind. Sie konnten Henning Stahl nicht hören, sie konnten nicht mit Henning Stahl sprechen und sie konnten Henning Stahl nicht sehen.

»Der Botaniker hatte im Schutz der Menge den Park betreten, Sir«, berichtete Mathers. »Er hatte einen Störsender dabei.«

»Und der war eines der Dinge, die er bei Stahl zurückgelassen hat?«

»Ja, Sir. Es war ein umgebautes Walkie-Talkie. Er hatte die Leiterplatte modifiziert, sodass die Sendetaste ein Störsignal aktiviert hat. Die Reichweite betrug nur etwa zehn Meter, aber das hat gereicht, um Henning Stahls Mikrofon zu blockieren.«

»Und was ist dann passiert?«

Poe war schon lange Polizist. Er hatte schon öfter Operationen den Bach runtergehen sehen. Einmal war er sogar bei einem Einsatz dabei gewesen, bei dem eine Undercover-Einheit eine andere Undercover-Einheit festgenommen hatte. Doch noch nie hatte er erlebt, dass eine Operation von totaler Kontrolle in totales Chaos abrutschte. Nicht so schnell.

»Quebec-Rufzeichen, haben Sie Sichtkontakt zur Zielperson?«, fragte Mathers eindringlich.

Einer nach dem anderen bestätigten Quebec 251 , 252 und 253 , dass dem so sei.

»Wir müssen Henning Stahl sofort da rausholen, Ma’am«, drängte Poe. »Er kann uns sagen, wie der Botaniker aussieht, aber nur, wenn er am Leben bleibt.«

»Wie er aussieht? Sie glauben nicht, dass wir ihn festnehmen können?«

Poe schüttelte den Kopf. »Der ist uns hier zehn Schritte voraus. Ich weiß nicht, wie sein Fluchtplan aussieht, aber ich weiß, dass er einen hat.«

»Wir gehen rein«, sagte sie. »Und schnappen uns den Dreckskerl, bevor er seine cleveren Tricks abziehen kann. Sind Sie einverstanden, Jo?«

»Sie sind Gold Commander, Ma’am«, antwortete Nightingale.

Mathers nickte. Die Entscheidung war gefallen. Wieder drückte sie auf die Sprechtaste.

»Also noch sechzig Sekunden. Bitte alle in Position.«

»Aber bevor die Teams am Boden vorrücken und den Verdächtigen in Gewahrsam nehmen konnten, hat sich das Rad abermals gedreht?«, fragte Commander Ratface.

»Ja, Sir. Quebec 252 hat gemeldet, dass der Mann einen Umschlag über den Tisch geschoben hätte.«

»Und da hat Sergeant Poe gebrüllt …«

»Nicht anfassen, verdammte Scheiße!«, schrie Poe den Monitor an.

Der Techniker neben ihm fuhr zusammen und Mathers tat es ihm gleich. Stahl, der gerade die Hand nach dem Umschlag ausstreckte, riss sie heftig zurück und schaute in Poes Richtung.

»Hat er mich gerade gehört?«, fragte Poe.

»Konnte Henning Stahl Sergeant Poe hören?«

»Ja, Sir. Der Botaniker muss die Sprechtaste losgelassen haben, um Stahl den Umschlag hinüberzuschieben. Wir konnten Mr Stahl hören, und er konnte uns hören.«

»Aber dieser Sieg war nur von kurzer Dauer, richtig?«

»So ist es, Sir.«

»Und warum?«

»Weil der Park-Lauf zu Ende war.«

Ein zweites Hupsignal ertönte und das Trommeln der Füße wechselte das Tempo, als fünfhundert Menschen aus vollem Galopp in Trab fielen.

»Und jetzt?«, sagte Poe halblaut, das Fernglas abermals an die Augen gedrückt.

»Zielperson steht auf«, meldete Quebec 253 .

Poes Blick huschte zur Liveübertragung des Hubschraubers hinüber. Stahls Gegenüber erhob sich tatsächlich. Außerdem bemerkte Poe, dass die Läufer den Chance’s Park allmählich verließen. Sie benutzten den östlichen Ausgang.

»Letzter Befehl zurück«, verkündete Mathers. »Wiederhole, letzter Befehl zurück. Verdächtiger verlässt gleich den Park. Wir nehmen ihn wie ursprünglich geplant auf der Straße fest. Quebec-Rufzeichen melden, wenn er einen anderen Ausgang nimmt als die Läufer.«

Poe wandte sich wieder seinem Fernglas zu. Also zurück zu Plan A, dachte er und fragte sich, wie lange der wohl Bestand haben würde. Nicht sehr lange, nahm er an.

»Das ist der Teil, mit dem ich mich schwergetan habe, Detective Superintendent«, sagte Commander Ratface. »Sie hatten drei Hubschrauber, die den Verdächtigen beobachtet haben, Sie haben alle Ausgänge überwachen lassen, und Ihre Kommunikation hat auch wieder funktioniert.«

»Ja, Sir.«

»Und trotzdem haben Sie es geschafft, ihn entwischen zu lassen. Wie ist das möglich?«

»Der Botaniker hatte noch einen letzten Trick auf Lager, Sir.«

»Was macht er denn da?«, fragte Mathers. »Er zieht seinen … o Scheiße!«

Poe fuhr zu der Liveübertragung des Hubschraubers herum. Sah, wie der Botaniker seinen Mantel auszog, ihn zusammenrollte und in den Hosenbund seiner Trainingshose stopfte. Sah, was er darunter trug. Und schloss sich Mathers mit einem eigenen »O Scheiße!« an.

»Und was hatte der Verdächtige unter dem Mantel an, Detective Superintendent Mathers?«

»Ein rosa T-Shirt, Sir.«

»So ähnlich wie das, das die Park-Läufer getragen haben?«

»Nein, Sir.«

»Nein?«

»Es war haargenau so eins wie das, das die Läufer anhatten.«

»Aber die Quebec-Rufzeichen konnten ihn trotzdem immer noch sehen?«

»Ja, Sir. Der Botaniker hat sich unter die Läufer gemischt, als sie aus dem Chance’s Park geströmt sind, aber er hatte seinen Hut noch auf, wir haben ihn also nicht aus den Augen verloren.«

»Was ist dann passiert?«

»An dem Ausgang, den die Läufer benutzt haben, steht eine große Eiche, Sir. Der Botaniker, der sich unter die Läufer gemischt hatte, ist mit dem Hut unter die Baumkrone getreten und auf der anderen Seite ohne Hut herausgekommen. Plötzlich war er nur noch eine weitere Person in einem wimmelnden rosa Meer. Die Quebec-Rufzeichen haben versucht, der Menge zu folgen, doch das war nicht machbar, Sir.«

»Warum?«

»Die Organisatoren hatten beantragt, den Castle Way zu sperren«, antwortete Mathers. »Das ist die Straße, die zum Carlisle Castle führt. Fünfhundert Läufer wollten alle zu dem Empfang. Als der Gehsteig des Castle Way überfüllt war, haben sie alternative Routen genommen. Insgesamt fast zwanzig Stück.«

»Er ist Ihnen entwischt?«

»Er ist uns entwischt, Sir.«

»›Uns‹?«

»Er ist mir entwischt, Sir.«

»Und der Hut?«

»Der wurde bei der Aufräum-Operation sichergestellt, zusammen mit dem Störsender.«

»DNA

»Nein, Sir. Wir glauben, dass er eine Perücke getragen hat. Und wir wissen, dass er Handschuhe anhatte; das hat Henning Stahl uns erzählt.«

»Sagen Sie mir, dass wir genug für ein digitales Fahndungsbild haben.«

»Nein, Sir. Stahl sagt, er hat eine Maske getragen.«

»Ich habe die Zeugenaussagen gelesen«, knurrte Ratface. »Wieso kann sich niemand daran erinnern, einen maskierten Mann gesehen zu haben? Finden Sie das nicht merkwürdig?«

»In diesem Fall? Eigentlich nicht, Sir.«

»Na schön«, seufzte Ratface. »Dann erzählen Sie dem Ausschuss doch bitte, was in dem Umschlag war, den er Mr Stahl gegeben hat.«

»Was zur Hölle ist das denn?«, fragte Poe.

Die fehlgeschlagene Operation war zwei Stunden her. Spezialisten hatten den Umschlag untersucht und verkündet, man könne ihn gefahrlos öffnen. Henning Stahl saß in einem Vernehmungszimmer und wurde eingehend befragt. Der Chance’s Park war jetzt ein Tatort.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Botaniker den Kleberand angeleckt hatte, schnitt Mathers den Umschlag auf der anderen Seite auf. Dann kippte sie ihn um. Ein einzelnes Blatt Papier fiel heraus. Darauf war eine Abfolge aus Buchstaben und Ziffern, mit der Maschine getippt.

Fhwfhtdnfyt70d52nfvlh8srwb347cbrkbplm64n6y8vngs

B96fgsb36db.onion/

»Das ist eine Darknet-Adresse«, antwortete Bradshaw und entsperrte bereits ihr Tablet. »Das sieht man daran, dass sie eine Onion-TLD hat.«

»TLD ?«, wiederholte Mathers.

»Top-Level-Domain, Detective Chief Superintendent Mathers.«

»Alles klar. Soll ich sie Ihnen vorlesen, Tilly?«

»Wozu denn?«

Poe verkniff sich ein Lächeln. »Tilly hat ein fotografisches Gedächtnis, Ma’am«, erklärte er.

»Sei doch nicht albern, Poe. Es gibt nicht einen einzigen dokumentierten Fall eines fotografischen Gedächtnisses. Was ich habe, ist ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis.«

Sie war fertig damit, die Adresse in ihren Browser einzutippen, und drückte auf »Enter«.

Erstaunt starrten sie auf den Bildschirm.

»Also, diese ganze Nummer ist gerade noch sehr viel abgedrehter geworden«, stellte Poe fest.

»Es war eine Umfrage?«

»Ja, Sir«, bestätigte Mathers. »Anscheinend hat der Botaniker Blumen und Gedichte hinter sich gelassen und sich diesmal stattdessen für eine Onlineumfrage entschieden. In zwei Stunden geht sie live.«

»Ich denke, das sollten Sie wohl besser noch etwas weiter ausführen, Detective Chief Superintendent.«

»Ich glaube, das sollten Sie lieber noch etwas weiter ausführen, Tilly«, sagte Mathers. »Das hier ist eine Website, wo die Leute darüber abstimmen können, wen der Botaniker als Nächstes umbringen soll?«

»Eine der beiden Personen, die hier aufgeführt sind, ja«, antwortete Bradshaw. »Es ist ein ganz einfaches System. Die Website speichert Ihre IP -Adresse, damit Sie nur einmal abstimmen können. Wenn Sie allerdings mehr als ein Endgerät haben, so wie ich, dann können Sie technisch gesehen Ihre Stimme noch mal abgeben. Die meisten Leute haben einen Laptop, ein Smartphone und ein Tablet, einige mehrfache Stimmabgaben werden also nicht zu vermeiden sein.«

»Also geht das hier in zweiundzwanzig Stunden online, und jeder im ganzen Land …«

»Jeder auf der ganzen Welt. «

»Jeder auf der ganzen Welt kann einen der beiden hier quasi zum Tode verurteilen.«

»Ja, Detective Chief Superintendent Mathers. Die Umfrage bleibt sieben Tage lang online, danach stirbt die Person, die die meisten Stimmen bekommen hat.«

»Und zweifelt jemand – in Anbetracht der Tatsache, dass er es geschafft hat, sich in eine rund um die Uhr überwachte Infektionsstation einzuschleichen – daran, dass er genau das tun kann, was er behauptet?«

Flynn schüttelte den Kopf. Sie zeigte auf die beiden Miniaturfotos der beiden potenziellen Opfer.

»Wer sind die beiden?«, fragte sie.

»Und was noch wichtiger ist«, fügte Mathers hinzu, »können wir diese Website abschalten?«

»Und, können wir sie abschalten?«, wollte Commander Ratface wissen.

»Tilly sagt, sobald sie freigeschaltet ist, wäre das ganz leicht. Hat irgendetwas damit zu tun, dass der Onion-Router gar nicht so viel Schutz bietet, wie die Leute glauben. Sie meint, sie kann ihn zum Server zurückverfolgen und die Behörden im betreffenden Land bitten, das für uns zu tun. Oder wenn das nicht klappt, kann sie ganz einfach einen Code direkt an den Server schicken, den sie entwickelt hat. Der macht ihn platt, sagt sie.«

»Und warum kann sie das mit dem Code nicht jetzt gleich machen? Damit die Website gar nicht erst freigeschaltet wird?«

»Die Website, die Sie vor sich haben, ist die Beta-Version, Sir. Wir glauben, dass der Botaniker sie aus zweierlei Gründen kreiert hat: als Machbarkeitsnachweis und um zu demonstrieren, was demnächst passieren wird.«

»Dann bitten wir Tilly eben, die echte Website abzuschießen, sobald sie freigeschaltet wird. Problem gelöst.«

»So einfach ist das nicht, Sir«, wandte Mathers ein. »Es gibt eindeutige Informationen dazu, was passiert, wenn an der Website herummanipuliert wird.«

»Etwas so Schlimmes, wie wer als Nächstes stirbt?«

»Schlimmer, Sir. Laut den Informationen bringt der Botaniker zehn Unschuldige um, wenn die Umfrage nicht so abläuft wie vorgesehen. Dann wird er bekannt machen, dass die Londoner Polizei ›das Leben eines reichen Arschlochs höher bewertet als das Leben von zehn einfachen Bürgern‹. Seine Worte, nicht meine.«

»Können wir irgendetwas tun?«

»Außer ihn festzunehmen, bevor die sieben Tage um sind, nein, Sir, wir glauben nicht. Aus naheliegenden Gründen finde ich, dass dies keine Entscheidung ist, die ich allein treffen kann.«

»Brauchen Sie eine Pause?«

»Ich bin okay, Sir.«

»Machen Sie kurz Pause, damit wir hinter Ihrem Rücken über Sie reden können, Detective Chief Superintendent Mathers.«

»Ja, Sir.«

»Was haben Sie zu Chrissie Stringer und Douglas Salt, Tilly?«, erkundigte sich Mathers.

Tilly hatte um zehn Minuten Zeit gebeten, um Basisinformationen über die beiden Personen zusammenzutragen, die zur Abstimmung gestellt worden waren. Nach acht Minuten war sie fertig.

»Chrissie Stringer ist die Modedesignerin, die sich für die Abschaffung moderner Sklaverei engagiert.«

»Die Chrissie Stringer? Die aus dem Enthüllungsbericht im Guardian? «, fragte Flynn.

»Ja, DI Flynn. Ein Reporter des Guardian hat herausgefunden, dass ihre Firma Indentur praktiziert hat, während sie gegen Sklaverei zu Felde gezogen ist. Natürlich hat sie jegliche Kenntnis davon abgestritten, hat sogar ihr ganzes Team in Übersee gefeuert, aber der Guardian hat eine Tonaufnahme zurückgehalten, auf der sie sich nicht nur damit einverstanden erklärt, sondern auch Vorschläge macht, wie man an aufmüpfigen Arbeitern ein Exempel statuieren könnte.«

»Indentur? Vertragsknechtschaft?«, fragte Poe. »Ist das nicht einfach nur ein anderes Wort für Sklaverei?«

»Nur ist das nicht illegal, Poe. Ihr Unternehmen hat Bangladescher und Nepalesen angeworben und ihnen sechshundert Dollar pro Monat versprochen. Man hat den Leuten gesagt, dass eine einmalige Verwaltungsgebühr von dreihundert Dollar fällig werden würde, aber nachdem die bezahlt wäre, würden sie mehr Geld nach Hause schicken, als sie jemals gesehen hätten. Unglücklicherweise betrug die Verwaltungsgebühr dreitausend Dollar, nicht dreihundert, und sie mussten außerdem die Reisekosten zurückerstatten. Ein Durchschnittsarbeiter hat weit über zwei Jahre gebraucht, um seine Schulden zurückzuzahlen, und dann wurde ihm auf Chrissie Stringers Anweisungen hin eine Strafe für irgendein x-beliebiges Fehlverhalten aufgebrummt, und das Ganze ging wieder von vorn los. Der Guardian hat herausgefunden, dass einige Arbeiter schon seit fünf Jahren da waren und über hundert Stunden die Woche geschuftet haben, ohne dass ihnen auch nur ein Penny gezahlt wurde.«

»Die kriegt meine Stimme«, bemerkte Poe.

»Und weg konnten sie wohl nicht, nehme ich an?«, fragte Flynn.

»Sie hatten kein Geld und keine Pässe«, erklärte Bradshaw. »Wie Poe eben gesagt hat, im Grunde waren sie Sklaven.«

»Okay«, meinte Mathers. »Sie ist ein Monster. Und wer ist Douglas Salt? Ist der besser oder schlimmer?«

»Er ist Hauptgeschäftsführer von Salt Pharmaceuticals, Detective Chief Superintendent Mathers«, antwortete Bradshaw. »Im UK ist er nicht besonders bekannt, aber in den Vereinigten Staaten schon.«

»Ein Ami?«, fragte Poe.

»Brite mit doppelter Staatsbürgerschaft. Lebt abwechselnd in London und in New York.«

»Und womit hat der den Botaniker gegen sich aufgebracht?«

»Sein Unternehmen verdient sehr viel Geld damit, sich die Rechte an alten, vernachlässigten Medikamenten zu sichern und sie in hochpreisige Spezialmittel umzuwandeln.«

»Was zum Teufel soll das heißen?«

»Na ja, erst vor Kurzem hat seine Firma Adetensin gekauft, ein altes Mittel, mit dem multiresistente Tuberkulose behandelt wurde. Früher hat das Zeug dreihundert Dollar für einundzwanzig Tabletten gekostet. An dem Tag, an dem sie sich die Rechte daran geschnappt haben, hat Salt Pharmaceuticals den Preis auf neuntausend Dollar erhöht. Wegen der Investition, die nötig wäre, um die Versorgung mit dem Medikament sicherzustellen, haben sie gesagt.«

»Und das war Bullshit?«

»Ja, Poe, das war Bull… Bockmist. Sie betreiben einen Riesen-Lobbyaufwand, um zu verhindern, dass billigere Generika aus Kanada importiert werden, und der Vertrieb von Adetensin wird strikt kontrolliert; das macht es in Amerika ansässigen Firmen fast unmöglich, sich Proben zum Testen zu beschaffen.«

»So viel zu dezentraler Beschaffung und privater Gesundheitsvorsorge, Tilly. Wie viel zahlt denn die gesetzliche Krankenkasse für das Medikament, Tilly?«

»Genau neun Pfund, DI Flynn.«

»Okay«, brummte Poe. »Der ist also auch ein Arschloch. Die Frage ist, für wen werden die Leute stimmen?«

»Ich nehme an, Ihrer Meinung nach ist das Risiko für Chrissie Stringer am höchsten, die Abstimmung zu gewinnen, oder sollte ich sagen, zu verlieren? «, meinte Commander Ratface. »Sie ist verantwortlich für ganz reale Grausamkeiten. Douglas Salt hat lediglich ein Schlupfloch und ein suboptimales Gesundheitssystem ausgenutzt.«

»Das sehe ich auch so, Sir.«

Ratface furchte die Stirn. »Aber ›wir‹ nicht?«

»Nein, Sir. Tilly sagt, Salt wird die meisten Stimmen bekommen.«

»Wirklich?«

»Sie sagt, die Abstimmung ist manipuliert und Salt wird einen Erdrutschsieg einfahren.«

»Das erscheint mir … kontraintuitiv.«

»Das stimmt, Sir. Sie begründete es damit, dass der Ort eines Ereignisses vorgibt, wie viel in den Medien darüber berichtet wird. Sie hat einen Redakteur der New York Times zitiert, der gesagt hat: ›Ein toter Feuerwehrmann in Brooklyn wiegt fünf englische Bobbys auf, die wiederum fünfzig Araber, und die dann fünfhundert Afrikaner.‹«

»Das kann doch unmöglich stimmen.«

»Es stimmt auch nicht. Tilly sagt, aus der Perspektive der westlichen Medien haben fünfhundert Afrikaner nicht annähernd einen so hohen Nachrichtenwert. Sie hat auch jemanden …« – Mathers sah rasch in ihr Notizbuch – »namens Stephen Barnett zitiert, aus dem Jahr 2006 . Der hat gesagt: ›Ein Toter auf Ihrer Straße wiegt zehn in der nächsten Stadt auf, hundert in einem europäischen Land und zehntausend sehr weit weg.‹«

»Sie sagt, Douglas Salt hat mehr Medienaufmerksamkeit bekommen? Ich habe noch nie von ihm gehört. Chrissie Stringer dagegen …«

»Der Botaniker ist ein britischer Serienmörder, Sir, aber das hier ist eine weltweite Umfrage. Chrissie Stringers PR -Agentur hat das Narrativ mit Erfolg dahingehend geändert, dass eine Frau in einer Männerwelt eben rücksichtslos sein muss, während Douglas Salt in den Vereinigten Staaten wochenlang der Aufmacher in den Nachrichten war. Und als direkte Folge seines Handelns sind Amerikaner ums Leben gekommen. Miss Bradshaw sagt, in der Medienberichterstattung liegt er mit eins zu zehn vorn.«

»Aber eigentlich könnte man auch eine Münze werfen?«

»Ja, Sir.«

»Was planen Sie als Nächstes?«

»Wie bitte, Sir?«

»Sie haben immer noch unser Vertrauen, Detective Chief Superintendent Mathers. Ein paar Dinge werden wir uns später noch einmal ansehen wollen, aber im Großen und Ganzen gibt es nichts, was Sie hätten anders machen können. Sie leiten die Ermittlungen weiter.«

Mathers nahm ihre Parademütze und erhob sich. »Vielen Dank, Sir«, sagte sie. »Dann gehe ich wohl besser wieder an die Arbeit.«

»Ich höre, Sie lassen Chrissie Stringer von handverlesenen Officers bewachen?«

»So ist es, Sir. Sie befindet sich in einem sicheren Haus, und niemand, der vorher mit dem Fall zu tun hatte, ist zu ihrem Schutz eingeteilt.«

»Und Douglas Salt?«

»Er weigert sich, sein Haus zu verlassen, Sir.«

»Warum?«

»Er sagt, es sei sicherer als alles, was wir zu bieten haben.«

»Sie schützen ihn dort?«

»Sergeant Poe schützt ihn, Sir.«

»Aber mit Unterstützung durch unsere Leute?«

»Nein, Sir.«

»Nein?«

»Das Ganze ist sehr unorthodox, Sir, aber unter den gegebenen Umständen halte ich es für genau die richtige Vorgehensweise …«