E lcid Doyles verstorbene Frau hatte nicht gern Schusswaffen um sich gehabt. Sie hatte darauf bestanden, dass ihr Mann seine Gewehre in seinem Arbeitszimmer aufbewahrte. Eine Zeit lang hatte ein gewöhnlicher Waffenschrank – nicht viel mehr als ein stabiler Aktenschrank – genügt. Doch nachdem er sich die beiden J.-Purdey-&-Sons-Schrotflinten zugelegt hatte, hatte seine Versicherung eine höhere Sicherheitsstufe verlangt.
Anstatt einen hässlichen Safe anzuschaffen, hatte ihm der Besitzer einer deutschen Firma – und nebenbei ein alter Jagdfreund – zu einem maßgefertigten verborgenen Tresorraum geraten.
Die Deutschen hatten ein Bücherregal ausgebaut und die Rückwand der Trockenkammer in dem kleinen Bad im Arbeitszimmer durchbrochen. Sie hatten die Trockenkammer verkleinert und die Wand zum Tresorraum mit ineinander verzahnten Stahlplatten verstärkt. Dann hatten sie eine Tür eingebaut, die auch in einer Bank nicht fehl am Platze gewirkt hätte. Danach hatten sie das ausgebaute Bücherregal zu einer Murphy Door umfunktioniert. Als der Tresorraum, der ungefähr die Größe einer Telefonzelle hatte, fertig war, beliefen sich die Kosten dafür auf knapp zwei Millionen Pfund.
»Ich fasse es nicht, dass wir das übersehen haben«, meinte Lee.
»Sie wussten ja nicht, dass Sie danach suchen mussten«, erwiderte Poe. »Ania hat gesagt, das Ding war nie ein Geheimnis, aber handwerklich ist es so gut gemacht, da ist es unwahrscheinlich, dass man aus Versehen darauf stößt.«
»Und die Hunde müssen wegen des Safes angeschlagen haben, nicht weil sie den Schuss gewittert haben, der Elcid getötet hat.«
»Wahrscheinlich wegen beidem«, brummte Poe.
Noch war er also doch nicht weg vom Fenster …
»Ania«, sagte Poe, »wir kennen die Kombination für die Tür von dem Tresorraum nicht.«
»Hat Elcid sich die nicht irgendwo aufgeschrieben?«
»Wenn, dann können wir sie nicht finden.«
»Ich treffe mich heute Nachmittag mit Estelle. Ich frage sie, ob sie sie kennt.«
Poe furchte die Stirn. Heute Nachmittag, das bedeutete, dass sie Zeit verloren, die sie nicht hatten. »Haben Sie nicht gesagt, Sie sind für die Rechtsangelegenheiten der Doyles zuständig, weil der Seniorpartner über achtzig ist, oder so ähnlich?«
»Stimmt«, antwortete Ania. »Mr Howey.«
»Könnte der bei dem Einbau des Tresorraums involviert gewesen sein?«
»Er hat sich ganz bestimmt mit der Versicherung abgesprochen und das mit denen geklärt. Hat wahrscheinlich eine Reduktion der Versicherungsprämie ausgehandelt.«
»Können Sie ihn fragen, ob er den Code kennt?«
»Ich schau mal nach, ob er da ist.«
»Vielen Dank, Ania.«
»Aber bevor ich das tue, habe ich noch schlechte Nachrichten.«
»Oh, na ja, war ja wohl mal wieder fällig«, knurrte Poe.
»Ja, sehr witzig. Ich habe die Sekretärin nicht erwischt, und der Richter hat unseren Kautionsantrag gelesen. Wir haben morgen früh um neun einen Termin bei ihm.«
Nachdem Ania aufgelegt hatte, erzählte Poe Bradshaw und Lee von dem JiC-Antrag.
Bradshaw schaute auf die Uhr. »Dann haben wir keine vierundzwanzig Stunden mehr«, stellte sie fest.
»Tick, tack«, sagte Lee.