I n fünf Minuten macht Dr. Mukherjee den Magen auf«, verkündete Doyle. »Sie legen schon die Schwämme zurecht, um die Flüssigkeit wegzuwischen, die da rauskommt.«
»Voll eklig«, brummte Poe.
»Eigentlich ist es wunderschön.«
»Ich muss Poe zustimmen, Estelle«, sage Flynn. »Das ist echt eklig.«
Doyle grinste.
Eine OP -Schwester wickelte eine Klemme aus. Eine zweite holte den chirurgischen Löffel aus der Verpackung, mit dem Mukherjee den Magen leer schaufeln würde. Dabei erinnerte Poe sich an etwas, was er Doyle hatte fragen wollen.
»Was ist mit der Verpackung für seine Tabletten?«, wollte er wissen. »Wenn der Botaniker seine Opfer austrickst, sodass sie das falsche Medikament nehmen, dann müssen die Pillen doch professionell verpackt sein. Wenn man sein Viagra sonst immer im Blister kriegt, und plötzlich kommt es in einem braunen Briefumschlag an, dann denkt man doch bestimmt zweimal nach, bevor man das Zeug einwirft. Egal, wie spitz man gerade ist.«
»Tabletten in Blister zu verpacken ist sogar noch leichter, als sie herzustellen, Poe«, antwortete Doyle. »Ein handbetriebener Blister-Packapparat kostet keine tausend Pfund. Die sind so ähnlich wie ein Hosenbügler im Miniaturformat. Und leere Plastikformteile kriegt man in allen Größen und Formen. Rund, rhombisch, kapselförmig, was du willst. Man packt die Tabletten in die leeren Mulden und schiebt dann die Form in den Apparat zusammen mit der Weichfolie aus Aluminium, die mit den Leerblistern mitgeliefert wird. Dann zieht man am Griff, und der Apparat arbeitet gleichzeitig mit Hitze und Druck. Die Hitze erwärmt die Lackschicht auf der Alufolie, und der Druck klebt sie an den Kunststoff.«
»Aber da ist dann doch nicht die richtige Beschriftung drauf?«
»Nein, es sei denn, er hat Zugang zu einem Apparat, der die Dinger gleichzeitig noch bedruckt, aber ich glaube, das ist nicht das Problem.«
»Ach, und was ist dann das Problem?«
»Die Schachtel und der Beipackzettel, das ist das Problem. Wenn man eine professionell aussehende Blisterverpackung in die richtige Tablettenschachtel steckt, fällt niemandem auf, dass die nicht beschriftet ist. Finde heraus, wie er die falschen Medikamente in die richtige Schachtel kriegt, und du hast den Fall gelöst.«
»Okay«, meinte Poe. »Nehmen wir mal an, er kann das alles. Und sagen wir, er hat geschafft, die gesetzliche Krankenkasse zu hacken oder irgendwas ähnlich Unwahrscheinliches, und sagen wir, er hat ein idiotensicheres System, mit dem er dafür sorgt, dass seine Medikamente so aussehen wie die seiner Opfer, dann gibt’s da immer noch ein großes Hindernis.«
»Nämlich?«
»Wie schiebt er ihnen das Zeug unter?«
»Ich nehme an, er schickt es mit der Post.«
»Haut nicht hin«, widersprach Poe. »Sagen wir, du bekommst deine Medikamente regelmäßig mit der Post, und sagen wir, er schmeißt seine bei dir durch den Briefschlitz. Was passiert, wenn die richtigen Tabletten ankommen? Nicht eines seiner Opfer hat was davon gesagt, dass seine oder ihre Pillen doppelt zugeschickt worden wären. Und die haben in ganz London verstreut gewohnt, wir wissen also, dass er nicht irgendwelchen Postboten aufgelauert haben kann.«
»Das klingt nach einem Problem für einen Detective«, sagte Doyle. »Aber nicht nach einem, das wir jetzt besprechen können.«
»Wieso denn nicht?«
Mit einem Nicken deutete sie auf den Laptop. »Der Magen ist offen.«