120 . Kapitel

W as zum Teufel sollte das?«, fragte Poe.

»Der wollte sich brüsten«, antwortete Mathers.

»Hat er aber nicht getan.«

»Was hat er nicht getan?«

»Sich gebrüstet.«

»Dann hört er sich vielleicht gern reden. Laut Ihrem Profil treibt ihn das Verlangen nach Rache für seine tote Frau an, aber da steht auch drin, dass er ein Narzisst ist.«

»Alle Serienmörder sind Narzissten. Die rufen aber nicht alle an, um eine Runde zu plaudern, vor allem nicht, wenn ihr Plan sich gerade in Wohlgefallen auflöst.«

»Vielleicht wollte er uns wissen lassen, dass er für Notfälle vorgesorgt hat.«

»Warum hätte er für Notfälle vorsorgen sollen? Als Mordkonzept war das Ganze doch fast makellos. Wenn er seine Opfer gewarnt hat, hatten die die Retardtablette doch schon geschluckt. Und wenn sie dann gestorben sind, waren sämtliche Beweise verdaut. Natürlich, jetzt muss er seine Vorgehensweise umstellen, aber das hätte er uns nicht zu sagen brauchen – das hätten wir auch so von ihm erwartet.«

»Ich weiß nicht recht, worauf Sie hinauswollen, Poe«, meinte Flynn.

»Ist Ihnen aufgefallen, wie er das Gespräch auf Estelle gelenkt hat?«

»Das überrascht mich nicht – sie ist diejenige, die das alles ausgetüftelt hat.«

»Aber dazu war sie nur in der Lage, weil ich ihr im Gefängnis eine Kopie der Fallakte habe zukommen lassen.«

»Und?«

»Also glaube ich, er hat geraten, dass Estelle diejenige war, die ihm auf die Schliche gekommen ist. Gewusst haben kann er das nicht. Wie alle sagen, so brillant sie auch ist, sie ist nicht die einzige Pathologin, mit der wir zusammenarbeiten. Ich glaube, es war ihm eigentlich egal, ob sie’s war oder nicht.«

»Es war ihm egal?«

»Nein, ich denke, er hat gefragt, ob es Estelle war, weil er will, dass wir denken, er hätte ihr den Mord deshalb angehängt.«

»Aber das war nicht der Grund?«

»Ich glaube, damit wollte er uns in die Irre führen, sonst nichts.«

»Wenn es also nicht ihr Können als Pathologin ist, vor dem er Angst hat, wie passt Professor Doyle dann in das Ganze rein?«, fragte Mathers.

»Ich weiß es nicht«, sagte Poe. »Aber Estelle kennt ihn persönlich. Vielleicht weiß sie ja etwas, das wir nicht wissen sollen.«

»Tue ich aber doch gar nicht«, widersprach Estelle.

»Hatten Sie schon Zeit, Tillys Profil zu lesen?«, erkundigte sich Flynn.

»Noch nicht, ich hab’s vorhin erst bekommen.«

»Hol doch mal jemand der Frau hier eine Leselampe, einen bequemen Stuhl und eine Kanne Kaffee«, brummte Poe.