133 . Kapitel

M it zwei Bechern Kaffee in den Händen schlich Poe die Treppe hinauf. Er war früher als sonst aufgewacht, also hatte er Edgar hinausgelassen, während Doyle noch schlief. Vorsichtig drückte er die Schlafzimmertür mit der Hüfte auf. Sie saß bereits aufrecht im Bett und hielt ihr Telefon in der Hand. Er hörte das Brummen, als sie eine SMS abschickte.

Fragend zog er die Brauen hoch.

»Hab Tilly nur wissen lassen, dass sie sich keine Sorgen wegen erektiler Dysfunktionen zu machen braucht«, sagte sie.

Poe fiel die Kinnlade herunter.

»Bleib locker, Poe«, lachte sie. »Ich habe meinem Chef mitgeteilt, dass ich nicht mehr im Gefängnis bin und dass es mir gut geht.«

»Und, stimmt das?«

»Stimmt was?«

»Dass es dir gut geht?«

Sie griff über das Bett hinweg nach einem der Becher. Die Bettdecke rutschte von ihrer Schulter. Sie machte keinen Versuch, sie wieder hochzuziehen.

»Ich glaube, du kennst die Antwort«, sagte sie, nippte an dem Kaffee und zuckte vor dessen Hitze zurück. Dann klopfte sie neben sich aufs Bett. »Komm rein. Wir haben einiges zu besprechen.«

»Ach ja?«

»Ja. Aber erst trinken wir das hier aus.«

»Das ist aber sehr heiß.«

»Stimmt, nicht wahr? Dauert wahrscheinlich zwanzig Minuten, bis das so weit abgekühlt ist, dass man’s trinken kann. Was machen wir denn so lange?«

Diesmal war es an Poe, zu grinsen.

Hinterher war nichts peinlich oder unbehaglich. Es fühlte sich richtig an, und vielleicht, dachte Poe, kam das daher, dass es richtig war. Vielleicht hatte Doyle das schon seit geraumer Zeit geplant, vielleicht auch nicht. Es war ihm egal. Ihm wurde klar, dass er es schon sehr lange gewollt hatte.

»Du hast gesagt, wir haben einiges zu besprechen«, meinte er.

»Haben wir auch.« Sie trank ihren Becher aus und stellte ihn auf den Nachttisch. »Ich will wissen, wie dein Plan aussieht.«

»Mein Plan?«

»Ja, Poe. Dein Plan.«

»Äh … ich weiß nicht genau. Ich wollte mir hier nichts anmaßen, aber ich dachte, es wäre vielleicht nett, ins Dorf zu gehen und zu frühstücken. Und dann einen kleinen Spaziergang zu machen. Uns ein bisschen die Beine zu vertreten.«

»Ich rede doch nicht von uns, du Dummkopf«, lachte sie. »Ich will wissen, was du in Sachen Frederick Beck vorhast. Du bist doch proaktiv und nicht reaktiv, Poe. Du sitzt doch nicht rum und wartest.«

»Vielleicht hatte ich ja nur noch nie jemanden, der mit mir wartet.«

Röte stieg ihr am Hals hinauf. Sie lächelte. »Trotzdem«, sagte sie. »Ich glaube, wir müssen Poe einfach Poe sein lassen.«

»Du hast dir schon Gedanken darüber gemacht?«

»Natürlich.«

»Und?«

Sie streckte die Hand aus und liebkoste sein Kinn. Drehte sein Gesicht sanft so, dass sie einander ansahen. »Wie schnell kannst du dir einen Bart wachsen lassen?«, wollte sie wissen.